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Aktion der DFB-Nationalelf
Was für ein Eigentor!

Da gab es endlich das kaum mehr erwartete politische Statement der Fußball-Nationalmannschaft in Richtung Katar. Doch das wichtige Zeichen wird durch ein triefend schmalziges PR-Filmchen konterkariert, kommentiert Burkhard Hupe. Das Zeichen für Menschenrechte sei nicht mehr als ein PR-Coup.

Ein Kommentar von Burkhard Hupe |
Die deutschen Fußball-Nationalspieler Antonio Rüdiger (l-r), Emre Can und Kai Havertz stehen vor dem WM-Qualifikationspiel gegen Island zusammen.
Die deutschen Fußball-Nationalspieler haben versucht ein politisches Statement zu setzen, doch für Burkhard Hupe ging die Aktion schief. (dpa / picture alliance / Tobias Schwarz)
Es ist ein Desaster! Da gibt es endlich das kaum mehr erwartete politisches Statement der Nationalmannschaft und des DFB in Richtung Katar. Und dann wird dieses wichtige Zeichen durch ein triefend schmalziges PR-Filmchen konterkariert. Nationalspieler im perfekt ausgeleuchteten, halbdokumentarischen Licht, orchestriert von schmierigem Doku-Pop, Millionäre als Missionare mit Malerrollen.

Das Zeichen für Menschenrechte nicht mehr als ein PR-Coup

Tatsächlich. Allerdings ohne ein einziges inhaltliches Statement abzugeben, als würden junge Menschen einen Abi-Streich vorbereiten. Das Zeichen für Menschenrechte nicht mehr als ein PR-Coup. Was für ein Eigentor! Die Welle der Empörung, die kollektive Abscheu in den sozialen Medien kann niemanden überraschen, außer wahrscheinlich die PR-Strategen beim DFB.
Deutsche Fußball-Nationalelf mit Buchstaben auf Trikots, die zusammen "Human Rights" ergeben
Die Aktion der Nationalelf richtete sich gegen Menschenrechtsverletzungen in Katar. (dpa / Tobias Schwarz)
Offenkundig soll die Nationalmannschaft die Herzen der Fans zurückgewinnen. Jetzt dürfte auch dem letzten Anhänger klargeworden sein, dass dies keine Herzenssache ist, sondern nur noch kommerzielles Kalkül. Und niemand stellt sich beim DFB ernsthaft die Frage, warum Länderspiele längst keine sozialen Lagerfeuer mehr sind. Warum sich der professionelle Fußball in all seinen Darreichungsformen mittlerweile in einer tiefen Sinnkrise befindet.

Spieler müssen besser auf ihre Glaubwürdigkeit aufpassen

Man hätte sich gewünscht, dass das deutliche Zeichen für die Menschenrechte von den Nationalspielern in den Monaten bis zur WM in Katar immer wieder mit weiteren Botschaften glaubhaft unterfüttert wird. Mit diesem geschmacklosen PR-Film über glückliche Gutmenschen in DFB-Trainingsanzügen ist diese Hoffnung erst einmal begraben worden.
Sollte es Nationalspielern tatsächlich ein echtes Anliegen sein, sich für Menschenrechte einzusetzen - und es gibt durchaus zahlreiche Profis, den diese Haltung zuzutrauen ist - dann müssen sie in Zukunft besser auf ihre Glaubwürdigkeit aufpassen.