Über 3.000 Kilometer sind es von Syrien bis nach Deutschland. Viele Flüchtlinge sind für den beschwerlichen Weg mehrere Wochen unterwegs - die Ruderer einer privaten Hochschule in Bremen brauchten für die Strecke am letzten Wochenende nicht mal einen Tag. Das zwar nicht in Booten über den Wasserweg, sondern auf Rudergeräten im Sportcenter.
Das Team mit Mitgliedern aus 14 Nationen wollte mit dem Marathon auf die Flüchtlingskrise in Syrien aufmerksam machen und Spenden für ein Flüchtlingsdorf in Bremen sammeln, wie Teamkapitän Matthias Schneider erklärt:
"Die Idee kam zweien meiner Mitruderer, als sie am Sonntagnachmittag in unserem Bootshaus waren, das Bootshaus gestrichen haben, und die haben sich über die Flüchtlingskrise unterhalten, und einer sagte in dieser Situation quasi: Können wir nicht etwas machen? Können wir nicht selber irgendwie helfen als Ruderer? Können wir uns nicht auf ein Ergometer setzen und einfach bis zum Umfallen fahren? Und dann sagte der andere scherzhaft, wir könnten ja von Bremen nach Syrien fahren."
Scheider und seine Teamkollegen rechneten kurz nach und stellten fest: "Das schaffen wir." Mit Hilfe von Bremer Rudervereinen konnten die Studenten in kurzer Zeit ein Team von 60 Sportlern mit ins Boot holen.
"Mein Ruderteam war wie eine Familie für mich"
Unterstützung gab es auch von prominenter Seite. Ruderer Max Munski und das Team des Deutschland-Achters waren von der Idee so überzeugt, dass sie aus dem Dortmunder Leistungszentrum kurzerhand einige solidarische Kilometer hinzusteuerten und die Aktion mit einem Video in den Sozialen Netzwerken teilten:
"Wir finden, dass das eine gute Aktion ist, und versuchen darauf aufmerksam zu machen, weil uns das ja alle irgendwie betrifft. Und deswegen können wir helfen, indem wir das tun, was wir am besten können. Nämlich Sport machen. In dem Fall Ergo fahren und hoffen, dass viele mitmachen und dass alle quasi der Ehrgeiz packt und vielleicht sogar noch mehr Kilometer als 3.078 rauskommen."
Und das hat geklappt: In weniger als 23 Stunden erreichte das Team die gewünschte Kilometerzahl. Mit dabei war auch der Student Kareem Al Nahas. Der Syrer floh vor drei Jahren nach Deutschland und studiert an der privaten Hochschule Biotechnologie. Seine erste Anlaufstelle an der Universität war das Ruderteam:
"Am Anfang war ich körperlich in Deutschland, aber mit den Gedanken immer in Syrien. Ich machte mir immer Sorgen um meine Familie und um das, was in Syrien passiert. Mein Ruderteam war wie eine Familie für mich, immer wenn ich Probleme hatte, haben sie sofort verstanden was los war, wie es mir geht und viele Leute haben versucht, mir zu helfen."
Gefühl des Willkommenseins weitergeben
Noch mehr: Kareem hat beim Rudern gelernt, was es bedeutet, ein Team zu sein:
"Wenn man gemeinsam im Boot sitzt, hat man die gleiche Herzfrequenz, den gleichen Ruderschlag - das synchronisiert auch die Gefühle im Boot."
In seiner Heimat war Kareem seit seiner Ausreise vor drei Jahren nicht mehr:
"Mein Traum ist, irgendwann zurückzukehren und keine Angst mehr zu haben. Für mich ist das jetzt eine Möglichkeit, sozusagen nach Syrien zurückzurudern - mit der großen Aufgabe, anderen zu helfen. Das bedeutet mir sehr viel."
Das Gefühl des Willkommenseins wollen Kareem und die Ruderer der Bremer Hochschule jetzt auch an die Flüchtlinge vor Ort weitergeben. Ihrer Einladung, selbst mal das Ruder in die Hand zu nehmen, sind einige Bewohner des Bremer Flüchtlingsdorfes schon gefolgt. Ein junges Talent wird in Zukunft das Uni-Team unterstützen sagt Kapitän Matthias Schneider:
"Direkt nach dem Training. Der wird vermutlich bei uns beim Training dazustoßen."