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Aktionstag gegen Lärm
Wenn die hintere Reihe den Lehrer nicht hört

In Klassenräumen ist es oft sehr laut. Karge Wände, große Fensterfronten - viel Material, das den Schall nicht schluckt, eher noch reflektiert. Ein Nachhall entsteht, Sprache und Geräusche scheinen von allen Seiten zu kommen. Doch es gibt Möglichkeiten, die Raumakustik in Schulen zu verbessern.

Von Sandra Voß  |
    Ein akustisches Messgerät in einem Klassenzimmer.
    Diese Lautsprecher erzeugen "rosa Rauschen": dadurch kann die Nachhallzeit gemessen werden (Sandra Voß / Deutschlandradio)
    "Hallt schon ganz schön."
    Ein Klatschen in die Hände und schon hört Marcus Oetzel, Ingenieur für Bauphysik, den ungewöhnlich langen Nachhall in diesem Klassenraum. Ein Problem, das viele Schüler so wie Jonas kennen. Lärm oder schlechte Verständlichkeit durch ungünstige Raumakustik.
    "Im zweiten Bioraum von der fünften und sechsten Klasse hört man, wenn man hinten sitzt, wirklich gar nichts. Das bringt überhaupt nichts, wortwörtlich."
    Gerade Klassenräume sind oft sehr laut. Karge Wände, große Fensterfronten. Viel Material, das den Schall nicht absorbiert, also schluckt. Im Gegenteil: Der Schall wird an den glatten Oberflächen reflektiert und kehrt zurück ins Klassenzimmer. So entsteht ein Echo, ein langer Nachhall. Sprache und Geräusche scheinen von allen Seiten zu kommen, bestätigt ein Lehrer, der seinen Namen im Radio nicht hören möchte.
    Das Thema ist offenbar etwas heikel: In der Schule, in der der Ingenieur die Schallmessung ausführt, will sich kaum jemand vor dem Mikrofon äußern. Die Schulleitung verweist an den Leiter des Schulverwaltungsamtes, der weiß von gar nichts. Fest steht, es gab eine Beschwerde. Denn sonst wäre der Bauphysiker nicht gerufen worden.
    Messen mit rosa Rauschen
    Um den Nachhall zu messen, baut Marcus Oetzel eine schwarze Box mit zwölf Lautsprechern auf ein silbernes Stativ. Dieses Gerät erzeugt ein sehr lautes, definiertes Prüfsignal. Das sogenannte rosa Rauschen. Zur Demonstration schaltet der Gutachter den Strom an.
    "Das funktioniert so: Man macht das Rauschen an, und wenn man es ganz plötzlich ausschaltet, dann hört man, dass es nachhallt. Das machen wir mal eben: Also, es dauerte eine Weile, bis der Schall ganz weg ist, bist man nichts mehr hört. Und um diese Zeit, die der Schall braucht, um um 60 Dezibel, also auf ein Tausendstel seiner Intensität abgesunken ist, dass ist die sogenannte Nachhallzeit."
    Schon wird deutlich, es dauert lange, bis dieses Geräusch verklungen ist. Nach einer Auswertung der Messergebnisse am Computer ist klar: Hier besteht Handlungsbedarf.
    "Wir haben hier in dem relevanten Frequenzbereich zwischen 100 und 5000 Herz, in dem sich auch die menschliche Sprache bewegt, da haben wir jetzt Nachhallzeiten zwischen 1,2 und 1,6 Sekunden. Und zum Vergleich: Idealerweise läge die Nachhallzeit in so einem Unterrichtsraum dieser Größe bei ungefähr 0,6 Sekunden. Das ist also deutlich da drüber. Und das bestätigt auch, was man vor Ort so als Eindruck hatte."
    Schall ohne bauliche Veränderung nicht zu dämpfen
    Jonas hat eine Idee, wie der Schall im Bioraum gedämpft werden könnte: "Man könnte vielleicht an den Wänden Polster anbringen. Nicht so dicke. Das würde das ganze schon verbessern."
    Eine gute Idee. Absorberflächen an den Wänden würden tatsächlich helfen. Doch für den Schall ist die Decke der wichtigste Punkt. Leider sei der Schall ohne bauliche Veränderungen nicht zu dämpfen. Für diese Schule hat der Bauphysiker einen praktikablen und günstigen Vorschlag:
    "Also ich würde dem Bauherren oder dem Auftraggeber empfehlen, die Raumakustik zu verbessern, zum Beispiel durch Deckensegel, die man unter der Decke anbringt, die schallabsorbierend sind. Die werden mit einem gewissen Abstand von der Decke einfach abgehängt. Das ist relativ schnell erledigt und ist auch die preiswerteste Möglichkeit im Vergleich zu einer vollständig abgehängten Decke zum Beispiel."