Erst hat der Aufstand von Rebellen gegen die Regierung in Sanaa das Land in einen Bürgerkrieg gestürzt, dann wurde er davon noch befeuert, dass die rivalisieren Regionalmächte Saudi-Arabien und Iran militärisch interveniert haben. Unter saudischer Führung unterstützt eine Militärkoalition die entmachtete Regierung, der Iran wird beschuldigt, die Rebellen zu bewaffnen.
Für die Vereinten Nationen ist der Bürgerkrieg im Jemen die größte humanitäre Krise überhaupt, 10.000 Zivilisten sollen gestorben sein, 22 von 28 Millionen Jemeniten auf Hilfe angewiesen. Hunderttausende seien vom Hungertod bedroht.
Rivalitäten zwischen Flüchtlingen und Einheimischen
Oliver Ramme ist es gelungen, eine Woche den Süden des Landes zu bereisen. "Die Menschen leben heute noch immer noch so wie vor 25 Jahren, sagte der Journalist im Dlf - unter ärmlichsten Bedingungen. "Verarmte Bauern aus dem Norden des Landes ziehen in den Süden, doch auch hier finden sie eigentlich nichts." So entstünden Rivalitäten, besonders wenn die Flüchtlinge zum Teil mit Lebensmitteln von Hilfsorganisationen unterstützt würden.
Ramme war auch in der viertgrößten Stadt des Landes. Aden sei schon immer eine zwar grandios gelegene Stadt, aber eine sehr heruntergekommene gewesen. Neue Hotels und Shopping-Malls, die dank einer gewissen wirtschaftlichen Entwicklung in den letzten Jahrzehnten gebaut worden waren, wurden aber während des Krieges gebrandschatzt und größtenteils zerstört. Die schiitischen Huthi-Rebellen hätten diese Gebäude als Rückzugsort genutzt, darum seien sie von der Militärkoalition zerbombt worden. Dennoch sei die Stadt an und für sich noch größtenteils intakt.
Die Wirtschaft liegt am Boden
Der Staat als größter Arbeitgeber könne oft die Gehälter nicht pünktlich zahlen. Hinzu komme eine zunehmende Inflation. Ein Arztgehalt von rund 200 Dollar sei innerhalb von drei Jahren nur noch die Hälfte wert. "Jeder muss gucken, wie er über die Runden kommt. Dafür bedarf es heute aber oft zwei oder drei Jobs."
Machtkämpfe und undurchsichtige Koalitionen
Bei seiner Reise durch den Süden des Landes wurde Ramme immer wieder an Checkpoints angehalten. "Die dort diensthabenden Soldaten werden von den Emiraten bezahlt." Interessant sei, dass es sich um das einzig gängige Gewerbe handele, in dem noch bezahlt werde. Viele Jemeniten würden sich aber auch fragen, wer die eigentliche Macht im Land sei. Der Süden habe sich schon immer vom Norden dominiert gefühlt. Jetzt wittere man Morgenluft, so Ramme, weil die sunnitisch geprägte Regierung vertrieben sei und sich zum Teil im Süden des Landes oder in Saudi-Arabien aufhalte.
Oliver Ramme berichtete im Deutschlandfunk bereits diese Woche über seine Reise