Seit drei Jahren begleiten die Forscher der Berliner Charité das Modellvorhaben von mittlerweile 13 Krankenkassen, 250.000 Patienten und 10.000 Ärzte: Nach eigenen Angaben die größte Studie dieser Art - weltweit. Eine zufällig auswählte Gruppe von Teilnehmern wird mit normalen Schmerzmitteln behandelt, die anderen erhalten zehn bis 15 Akupunkturbehandlungen. Projektleiter Prof. Stephan Willich von der Charité:
Was wir sehen, ist, dass bei Patienten mit chronischen Schmerzen, also vor allem Migräne, Rückenschmerzen, auch Gelenkschmerzen, und sogar mit anderen Diagnosen, Asthma zum Beispiel, dass diese Patienten von einer Akupunkturbehandlung profitieren, das heißt die Symptome verbessern sich deutlich und diese Verbesserung hält längerfristig an. Über sechs oder gar 12 Monate. Das heißt die Akupunktur hat einen nachhaltigen und eindrucksvollen Therapieeffekt bei diesen Patienten mit chronischen Erkrankungen.
Je nach Beschwerden besserte sich der Zustand bei 75 bis 90 Prozent der Patienten langfristig. Ein ganz passables Ergebnis. Es wirft allerdings auch Fragen auf. Kann es sich auch um Placebo-Effekte handeln. Bei einer Akupunktur wendet sich der Arzt seinem Patienten persönlich zu, nimmt sich Zeit. Mehr, als wenn er lediglich eine schmerzlindernde Salbe verschreibt. Ein anderer Teil der Studie bringt die Experten ins Grübeln. Von 1200 Teilnehmern erhielten einige ohne ihr Wissen nur eine so genannte Minimalakupunktur. Hier piekt der Arzt zwar ebenfalls, jedoch an den falschen Stellen. Das verblüffende Ergebnis: fast immer wirken die deplazierten Nadeln genauso gut. Lediglich bei Arthrosen müssen sie richtig stecken, um den optimalen Erfolg zu garantieren. Willich formuliert den Zwiespalt, in den das Ergebnis die Mediziner bringt:
Als Arzt oder auch als Patient würde ich zunächst mal fragen wollen, wirkt das überhaupt. Das heißt, ich sehe die Krankheit als Blackbox, ich geh vorne rein in die Therapie und geh hinten raus und wenn's mir besser geht, und wenn die Besserung lange anhält, bin ich heilfroh. Egal, ob da eine direkte Kausalität war oder nicht. Von der wissenschaftlichen Seite aus ist es natürlich ne interessante Fragestellung, wie wirkt eigentlich Akupunktur. Wirkt es eher über spezifische Mechanismen, also so, wie sich das offenbar die Chinesen seit uralten Zeiten vorstellen, oder spielen da auch unspezifische Mechanismen, psychische Einflüsse, Erwartungshaltungen, eine Rolle?
Solche theoretischen Fragen sind für Gesundheitspolitiker allerdings zweitrangig. Entscheidend für sie: wie effizient, wie sicher und wie teuer sind die Behandlungen. Die Risiken werden im unfangreichsten Teil der Studie untersucht. Eine halbe Millionen Patienten sollen es am Ende dieses Studienteils sein, die Daten von 145 000 Teilnehmer sind bisher ausgewertet. Daraus ergibt sich: Akupunkturen sind sichere Therapien. Acht Prozent der Patienten berichteten über leichte Nebenwirkungen wie kleine Blutergüsse oder minimale Blutungen. Es gab lediglich eine schwere Nebenwirkungen, bei der durch einen Stich Luft ins Lungenfell eindringen konnte. Das Leben der Probanden aber war in keinem Fall gefährdet.
Ich glaube, die Studie hat eine enorm große Bedeutung. Dennoch würde ich jetzt abwarten, erstens die Ergebnisse der anderen laufenden Studien in Deutschland und zweitens unsere weiteren Analysen zur Frage Wirtschaftlichkeit. Ich glaube in einem Jahr werden wir eine umfassende und definitive Einschatzung bekommen, vorausgesetzt, dass die wirtschaftlichen Analysen günstige Ergebnisse für die Akupunktur zeigen, das wäre ein schlagender, definitiver Beweis, das Akupunktur wirklich eingesetzt werden sollte bei diesen Patienten. Im Moment haben wir einen sehr ermutigenden Trend und in einem Jahr werden wir die endgültige Bewertung haben.
So lange sollten diejenigen Patienten allerdings nicht warten, die bisher gute Erfahrungen gemacht haben und bereit sind, Akupunkturen auch aus eigener Tasche zu bezahlen. Behandelnde Ärzte können unterschiedliche Qualifikationen haben. Die an der Studie teilnehmenden Mediziner besitzen allesamt ein sogenanntes Akupunktur-A-Diplom. Dafür muss ein Arzt 140 zusätzliche Stunden Ausbildung absolvieren. Für ein B-Diplom sind 350 Stunden nötig. Und seit dem letzten Jahr gibt es auch noch Ärzte mit der Zusatzbezeichnung "Akupunkturdafür sind 200 Stunden Qualifikation erforderlich. Ein chinesischer Akupunkteur dagegen hat etwa 7 Jahre zu lernen. Dr. Benno Brinkhaus, ebenfalls von der Charité:
Da gibt es durchaus Unterschiede, auch in der westlichen Ausbildung. Es gibt also Akupunkturgesellschaften, die eher nach dem Kochbuchrezept behandeln d.h. bei bestimmten Indikationen die und die Punkte nehmen, es gibt aber auch Akupunkturgesellschaften, die viel stärker versuchen, auf den Grundlagen der chinesischen Medizin erst mal ne Diagnose zu erarbeiten und dann folgend darauf ein Therapieprinzip zu entwickeln.
Wie wichtig diese Grundlagen wirklich sind: darauf gibt die neue Studie keine Antworten. Westliche Medizin kuriert eben vor allem Symptome und nicht Ursachen.
Was wir sehen, ist, dass bei Patienten mit chronischen Schmerzen, also vor allem Migräne, Rückenschmerzen, auch Gelenkschmerzen, und sogar mit anderen Diagnosen, Asthma zum Beispiel, dass diese Patienten von einer Akupunkturbehandlung profitieren, das heißt die Symptome verbessern sich deutlich und diese Verbesserung hält längerfristig an. Über sechs oder gar 12 Monate. Das heißt die Akupunktur hat einen nachhaltigen und eindrucksvollen Therapieeffekt bei diesen Patienten mit chronischen Erkrankungen.
Je nach Beschwerden besserte sich der Zustand bei 75 bis 90 Prozent der Patienten langfristig. Ein ganz passables Ergebnis. Es wirft allerdings auch Fragen auf. Kann es sich auch um Placebo-Effekte handeln. Bei einer Akupunktur wendet sich der Arzt seinem Patienten persönlich zu, nimmt sich Zeit. Mehr, als wenn er lediglich eine schmerzlindernde Salbe verschreibt. Ein anderer Teil der Studie bringt die Experten ins Grübeln. Von 1200 Teilnehmern erhielten einige ohne ihr Wissen nur eine so genannte Minimalakupunktur. Hier piekt der Arzt zwar ebenfalls, jedoch an den falschen Stellen. Das verblüffende Ergebnis: fast immer wirken die deplazierten Nadeln genauso gut. Lediglich bei Arthrosen müssen sie richtig stecken, um den optimalen Erfolg zu garantieren. Willich formuliert den Zwiespalt, in den das Ergebnis die Mediziner bringt:
Als Arzt oder auch als Patient würde ich zunächst mal fragen wollen, wirkt das überhaupt. Das heißt, ich sehe die Krankheit als Blackbox, ich geh vorne rein in die Therapie und geh hinten raus und wenn's mir besser geht, und wenn die Besserung lange anhält, bin ich heilfroh. Egal, ob da eine direkte Kausalität war oder nicht. Von der wissenschaftlichen Seite aus ist es natürlich ne interessante Fragestellung, wie wirkt eigentlich Akupunktur. Wirkt es eher über spezifische Mechanismen, also so, wie sich das offenbar die Chinesen seit uralten Zeiten vorstellen, oder spielen da auch unspezifische Mechanismen, psychische Einflüsse, Erwartungshaltungen, eine Rolle?
Solche theoretischen Fragen sind für Gesundheitspolitiker allerdings zweitrangig. Entscheidend für sie: wie effizient, wie sicher und wie teuer sind die Behandlungen. Die Risiken werden im unfangreichsten Teil der Studie untersucht. Eine halbe Millionen Patienten sollen es am Ende dieses Studienteils sein, die Daten von 145 000 Teilnehmer sind bisher ausgewertet. Daraus ergibt sich: Akupunkturen sind sichere Therapien. Acht Prozent der Patienten berichteten über leichte Nebenwirkungen wie kleine Blutergüsse oder minimale Blutungen. Es gab lediglich eine schwere Nebenwirkungen, bei der durch einen Stich Luft ins Lungenfell eindringen konnte. Das Leben der Probanden aber war in keinem Fall gefährdet.
Ich glaube, die Studie hat eine enorm große Bedeutung. Dennoch würde ich jetzt abwarten, erstens die Ergebnisse der anderen laufenden Studien in Deutschland und zweitens unsere weiteren Analysen zur Frage Wirtschaftlichkeit. Ich glaube in einem Jahr werden wir eine umfassende und definitive Einschatzung bekommen, vorausgesetzt, dass die wirtschaftlichen Analysen günstige Ergebnisse für die Akupunktur zeigen, das wäre ein schlagender, definitiver Beweis, das Akupunktur wirklich eingesetzt werden sollte bei diesen Patienten. Im Moment haben wir einen sehr ermutigenden Trend und in einem Jahr werden wir die endgültige Bewertung haben.
So lange sollten diejenigen Patienten allerdings nicht warten, die bisher gute Erfahrungen gemacht haben und bereit sind, Akupunkturen auch aus eigener Tasche zu bezahlen. Behandelnde Ärzte können unterschiedliche Qualifikationen haben. Die an der Studie teilnehmenden Mediziner besitzen allesamt ein sogenanntes Akupunktur-A-Diplom. Dafür muss ein Arzt 140 zusätzliche Stunden Ausbildung absolvieren. Für ein B-Diplom sind 350 Stunden nötig. Und seit dem letzten Jahr gibt es auch noch Ärzte mit der Zusatzbezeichnung "Akupunkturdafür sind 200 Stunden Qualifikation erforderlich. Ein chinesischer Akupunkteur dagegen hat etwa 7 Jahre zu lernen. Dr. Benno Brinkhaus, ebenfalls von der Charité:
Da gibt es durchaus Unterschiede, auch in der westlichen Ausbildung. Es gibt also Akupunkturgesellschaften, die eher nach dem Kochbuchrezept behandeln d.h. bei bestimmten Indikationen die und die Punkte nehmen, es gibt aber auch Akupunkturgesellschaften, die viel stärker versuchen, auf den Grundlagen der chinesischen Medizin erst mal ne Diagnose zu erarbeiten und dann folgend darauf ein Therapieprinzip zu entwickeln.
Wie wichtig diese Grundlagen wirklich sind: darauf gibt die neue Studie keine Antworten. Westliche Medizin kuriert eben vor allem Symptome und nicht Ursachen.