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Al Dschasira kauft Current TV

Der internationale Nachrichtensender Al Dschasira hat das US-Fernsehprogramm Current TV gekauft. Mit dem 500-Millionen-Dollar-Deal kann Al Dschasira America aus der Nische ins US-Hauptprogramm einsteigen. Damit das gelingt, muss der Sender vor allem Imageprobleme überwinden.

Von Kerstin Zilm |
    Al Dschasira will mit dem neuen Programm US-Fernsehzuschauern eine Alternative zu bestehenden Nachrichtensendungen bieten, sein weltweites Netzwerk von 80 Büros mit über 400 Reportern nutzen für ausgewogene Berichterstattung über international und national relevante Ereignisse. Das verspricht zumindest Robert Wheelock. Der leitende Produzent für Al Dschasira America sieht eine Marktlücke:

    "Ich behaupte es ist ein Vorurteil, dass Amerikaner sich nicht für internationale Nachrichten interessieren. Ihnen steht nicht genug Information aus der Welt zur Verfügung. Sie schauen, was angeboten wird. Wir bieten mehr internationale Berichte plus fundierte Nachrichten aus den USA und Lateinamerika, auf die wir stolz sind."

    Das bedeutet auch: Bürgerfernsehen und Talkshows von Current TV werden voraussichtlich nicht überleben. Current-TV-Mitbegründer Al Gore soll von der Verkaufssumme 100 Millionen Dollar bekommen haben. Der ehemalige US-Vizepräsident wird als Berater für Al Dschasira America arbeiten. Die Kooperation dient schon jetzt einem Zweck: Sie verbessert das Image des Senders in den USA. Dessen englischsprachiges Programm bekommt zwar Lob aus Regierungskreisen in Washington, besonders für Berichterstattung über den sogenannten arabischen Frühling. Es ist aber nur in wenigen Großstädten zu sehen und hat in weiten Teilen der US-Bevölkerung den Ruf, anti-amerikanisch zu sein und mit arabischen Terroristen zu sympathisieren. Brian Stelter, Medienreporter der New York Times:

    "Al Dschasira hat einen schweren Kampf vor sich. Ich höre von Kabelanbietern, dass Zuschauer schon jetzt Hasstiraden schreiben und den Sender nicht im Angebot haben wollen. Aber: Al Dschasira hat viel Geld für Marketing und PR. Sie können viel investieren, um ihr Image zu verbessern."

    Erste Hürden wurden unmittelbar nach Bekanntgabe des Handels deutlich: Die Kabelgesellschaft Time Warner Cable kündigte an, Current TV sofort aus ihrem Angebot zu streichen. Al Dschasira America-Produzent Robert Wheelock gibt sich trotzdem optimistisch:

    "Ich weiß es klingt kitschig, aber ich bleibe dabei: Wer uns einschaltet wird uns mögen, das Programm interessant finden. Jetzt können mehr Menschen uns sehen. Das hat uns gefehlt."

    Al Dschasira America will noch in diesem Jahr auf Sendung gehen. Dann wird sich zeigen, ob eine maßgebliche Zahl von US-Zuschauern bereit ist, Berichterstattung eines Nachrichtensenders mit Hauptsitz in einem arabischen Emirat zu vertrauen.