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Alarm im Teddykrankenhaus

Erwachsene gehen schon nicht gerne ins Krankenhaus. Kinder noch weniger. Denn sie verstehen oft nicht, was dort mit ihnen passiert. Das sollen sie im Teddykrankenhaus lernen: Kinder bringen ihre Stofftiere zur Behandlung und sehen: So schlimm ist das alles gar nicht.

Von Michael Böddeker |
    "Ja, wen bringst du denn da mit? Wie heißt denn der?"

    "Der heißt Piepsi"

    "Piepsi, hm."

    Mattias Vogt von der AOK Rheinland sitzt am Empfang der Bonner Teddyklinik. Sie ist auf der Wiese hinter der Universitätskinderklinik aufgebaut. Hier stehen ein Krankenwagen sowie einige offene Zelte und Pavillons mit Tischen und Bänken darin. Dazwischen: Kleinkinder im Alter von drei bis sechs Jahren. Im Arm hat jedes Kind eine Puppe, einen Teddybär oder ein anderes Stofftier. Deren Krankheiten haben sich die Kinder vorher gemeinsam im Kindergarten ausgedacht.

    Der kleine Jonas hat seinen Teddybär zur Behandlung mitgebracht.

    "Sag mal Jonas, weißt Du, wie alt Piepsi ist?"

    "Null."

    "Null Jahre alt."

    Nachdem die Krankendaten erfasst sind, geht es weiter ins Wartezimmer - auf die Wiese - und anschließend in die Behandlungsräume in den Zelten. Dort behandelt Medizinstudentin Karolin Kruff gerade Eddie, den Teddybär von Oscar. Er hat Schmerzen im Bein.

    "Wie ist das denn passiert?"

    "Der ist im Busch in einer Falle stecken geblieben!"

    "Oh je."

    "Und als der wieder rauskam war die Haut aufgeschrabbert."

    "Oh je, dann blutet das bestimmt auch ganz doll, ne?"

    Für eine genauere Diagnose muss geröntgt werden. Dafür steht im Zelt nebenan eine "hochmoderne" Apparatur - ein mit Alufolie beklebter Pappkarton. Für die Fantasie der Kinder reicht das. Karolin Kruff holt flink das passende Bild eines geröntgten Teddys hervor.

    "So schau mal. Hier haben wir jetzt ein Bild von dem Teddy."

    "Ist was gebrochen?"

    "Schauen wir mal - hier ist der Fuß. Und wenn Du Dir den im Vergleich anguckst, sieht das aus, wie wenn das hier gebrochen wäre, ne?"

    "Ja."

    "Dann müssen wir dem einen Verband machen."

    "Ja."

    "Ja. Gut, dann komm mal mit."

    Weiter ins nächste Zelt - hier werden die Stofftiere behandelt. Oscar zieht einen weißen Kittel an, und darf auch einmal selbst mit dem Stethoskop die Herztätigkeit des Teddy abhören.

    "Und wie hört sich's an?"

    "Bumbum macht es."

    "Bumbum? Na das hört sich doch gut an."

    Noch schnell einen Verband um das gebrochene Teddy-Bein, und schon ist die Behandlung abgeschlossen.

    Einige Meter weiter ist eine Theke aufgebaut, sie dient als Apotheke. Hier bekommen die Kinder Medizin für ihre Stofftiere - Gummibärchen und Traubensaft.

    "Ich hab hier Schmerz-Bärchen für dich. Und dann pass gut auf deinen Teddy auf. Kuscheln nicht vergessen heute Abend."

    Abgesehen von Bein- und Armbrüchen gibt es aber auch ungewöhnlichere Stofftier-Leiden, sagt Ingrid Beckmann-Singerhoff von der AOK Rheinland Hamburg, die die Organisation des Teddy-Krankenhauses übernimmt.

    "Zum Beispiel manche werden vom Traktor überfahren, oder häufiger fallen die auch aus dem Bett. Einer hatte auch ein offenes Herz, also das fand ich schon sehr ungewöhnlich."

    Die Kinder sollen aber nicht einfach nur einen netten Tag mit ihren kranken Kuscheltieren verbringen. Das Teddy-Krankenhaus soll die Kinder auf spätere Arztbesuche vorbereiten.

    "Der Hintergrund ist einfach, dass die Kinder einfach mal den Ablauf im Krankenhaus erleben, ohne selber betroffen zu sein. Also dass sie einfach eine positive Erfahrung vom Krankenhaus machen und dadurch auch Ängste vorm weißen Kittel und vor diesem ganzen gewaltigen Krankenhaus abbauen können."