An der Grundschule Westerwaldstraße in Köln-Gremberg trainiert am Nachmittag die Basketball-AG. Emilia Simon vom Basketballverein Deutzer TV ist die Trainerin. Statt, dass die Kinder zum Verein gebracht werden müssen, kommt der Verein zu ihnen.
So kommen auch weniger privilegierte Kinder zum Sport, deren Eltern sie nicht zu einem Verein bringen könnten. Die AG und auch das anschließende Vereinstraining mit der U8 in der gleichen Halle folgt einem Gedanken: „Dass es nicht darum geht, die jetzt hier 60 Minuten Drills machen zu lassen, sondern ich spiele halt Spiele und dadurch werden sie besser und das macht Spaß", erzählt Emilia Simon mit einem Lächeln im Gesicht.
Basketball steht nicht im Vordergrund
Das Angebot, dass der Deutzer TV hier macht, gehört zum Konzept von "Sport vernetzt" – Kinder in Bewegung zu bringen, ohne, dass der Basketball sofort im Vordergrund steht. "Es geht um Grundfertigkeiten. Es geht um Springen, Laufen, Werfen, sich wo langhangeln, ziehen. Koordinativ einfach so Bewegung kennenlernen." Kim Lebowski leitet beim Deutzer TV das Projekt "Sport vernetzt". "Wenn es irgendwann mal beim Basketball endet, ist das schön. Aber es ist nicht unser großes Ziel."
Hier wird angewandt, was bei Alba Berlin entwickelt wurde. Sowohl das Konzept, das Sportangebot dahin zu bringen, wo die Kinder sind – nämlich an die Schule - als auch der Inhalt, der kommt aus der sogenannten Albathek. Eine große Mediendatenbank mit Anleitungen und Videos für Sportspielideen - wie das Mattenspiel, dass Emilia Simon heute auf dem Trainingsplan hat: "Wir spielen jetzt ein Spiel, das Spiel heißt Mattenball. Wie spielen einen Pass zu einer Person, die dicht an der Matte steht, Fuß quasi schon dran und ich schmeiße mich mit dem Ball auf die Matte."
2020 machten plötzlich die Schulen dicht
Mehr als 400 Spielideen für unterschiedliche Altersgruppen sind inzwischen frei zugänglich in der Albathek zu finden. Angefangen hat alles, als 2020 plötzlich die Schulen dicht machten. Alba war da schon mit Sportangeboten in sozial schwächeren Berliner Stadtvierteln aktiv. Vom einem auf den anderen Tag konnten die Jugendtrainerinnen und -trainer nicht mehr raus zu den Kindern.
Nach dem ersten, kurzen Schock wurde sehr schnell die Idee geboren, digital weiterzumachen, erzählt Nicholas Behne, Jugendkoordinator bei Alba Berlin: "Ich glaube, wir haben am Freitag da gesessen und es war klar, der Lockdown kommt am Montag und wir haben am Montag gedreht. Wir haben es geschafft, innerhalb von zwei Tagen das alles auf die Beine zu stellen über ein Wochenende sowohl technisch, aber auch die Inhalte ausgearbeitet zu haben."
Alba-Videos als Hausaufgabe
Spiele für Kita- und Grundschulkinder, später auch für die ältere Generation, die alle in Bewegung brachten. Im Wohnzimmer oder Kinderzimmer, mit einfachen Mitteln, konzipiert auch für Familien mit wenig Platz.
Lehrerinnen und Lehrer schrieben die Alba-Videos als Hausaufgabe in den Homeschooling-Stundenplan. Es war das Angebot zum richtigen Zeitpunkt, professionell gemacht von einem Profisportverein, der eine Strahlkraft hat.
Und auch für Alba Berlin selbst war es ein wichtiger Schritt, speziell im sozialen Bereich, sagt Igor Ryabinin, zuständig im Verein für das Thema Nachhaltigkeit: "Die Pandemie war für uns ein Anstoß für Innovation. Es war toll. Aus so einer Lösungsorientierung ist die Albathek, beziehungsweise damals die tägliche Sportstunde entstanden und da haben wir auch selbst gemerkt, was für ein Potenzial Digitalität hat auch fürs Sporttreiben und für einen Sportverein."
Projekt systematisch weiterentwickelt
Das Digitale für den Sport hat Alba Berlin seitdem systematisch weiterentwickelt und in den vergangenen drei Jahren mit Hilfe von Bundesmitteln eine große Datenbank aufgestellt, Fortbildungen organisiert, Anleitungen und Ideen konzipiert, auch speziell für Pädagoginnen und Pädagogen ohne Sportausbildung, die aber Bewegung in ihren Unterricht oder Kita-Tag integrieren wollen.
Das Förderprojekt ist Ende letzten Jahres ausgelaufen. Das heißt aber nicht, dass jetzt Ende ist. Ideen gibt es weiterhin. Zum Beispiel für eine interaktive Sport-App auf dem Handy für Jugendliche. Statt Stunden in den sozialen Netzwerken zu verbringen, könnte diese App mit Belohnungssystemen und Interaktion die Jugendlichen zur Bewegung animieren. Wie die kleinen Fünf- bis Siebenjährigen in der Halle, die zum Abschluss des Trainings noch ein bisschen Basketball gespielt haben.
70 Minuten haben sie Spiele gemacht, die das Zupassen der Bälle und das Stellungsspiel trainiert haben, ohne dass sie es gemerkt haben. Nick fand am besten "das mit der Matte" und Dinja meint: "Alle waren soooo gut."