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Album "Ocean To Ocean" von Tori Amos
Herausgeschrieben aus der Krise

Auch Popstars hat die Pandemie zu schaffen gemacht. So wollte sich Tori Amos mit ihrem Album "Ocean To Ocean" von negativen Lockdown-Gefühlen freischreiben. Die US-Amerikanerin musste die Aufnahmen aus unterschiedlichen Studios zusammensetzen.

Tori Amos im Gespräch mit Christoph Reimann | 06.11.2021
"Im ersten Jahr ging es mir gut", erzählt Tori Amos. "Es war der dritte Lockdown, der mich fertiggemacht hat." Die US-amerikanische Musikerin war zwar in einer privilegierten Position: in ihrem englischen Zuhause, umgeben von ihrem Ehemann, ihrer Tochter und deren Freund. Dennoch: "Die negativen Gefühle hatten mich überwältigt, ich wollte nicht mehr in ihnen gefangen sein."
Mit dem Album "Ocean To Ocean" möchte sich Tori Amos herausgeschrieben haben aus der persönlichen Krise. Die Songs erzählen von Sehnsucht, aber auch von Trauer und Verlust.

Stück für Stück zusammengesetzt

Pandemiebedingt konnten sich die Musiker auch für die Aufnahmen zum neuen Album nicht im Studio begegnen. Stattdessen haben die Musiker ihre Parts in unterschiedlichen Studios eingespielt, die Aufnahmen seien immer wieder hin- und hergeschickt worden. "Von Ozean zu Ozean", sagt Tori Amos, anspielend auf den Titel der Veröffentlichung.
"Ocean To Ocean" ist das 15. Studioalbum der 58-Jährigen. Nach vielen Jahren der Abwesenheit sind darauf wieder zwei alte Bekannte zu hören: der Drummer Matt Chamberlain und der Bassist Jon Evans. Beide haben die Musik von Tori Amos seit den ausgehenden Neunzigern stark geprägt. Doch in den vergangenen rund zehn Jahren waren sie nicht mehr auf den Alben zu hören.

In Erinnerung an ihre Mutter

Den Song "Speaking With Trees" widmet die Musikerin ihrer Mutter, die im Jahr 2019 gestorben ist.
Sie singt davon, die Asche in einem Baumhaus aufzubewahren. Das könne man wortwörtlich verstehen, sagt Amos. Das Baumhaus stehe mitten im Wohnzimmer ihres Hauses in Florida. "Ich wollte Alice-im-Wunderland-Vibes in dem Haus", erklärt sie lapidar.

Songs aus dezidiert weiblicher Perspektive

Tori Amos ist in den 90ern zu einer Feminismus-Ikone geworden. 1992 erscheint ihr Debütalbum "Little Earthquakes", das tatsächlich zu einem kleinen Beben in der Poplandschaft führt. Statt auf Gitarren setzt Amos auf das Klavier. Sie schreibt ihre Songs aus dezidiert weiblicher Perspektive. Zu dieser Zeit erfordert das viel Mut und Durchsetzungsvermögen.

Tourpläne

Für den Anfang des kommenden Jahres plant Tori Amos eine Tour, die in Berlin beginnen soll. "Mein Bösendorfer-Flügel wir mit dabei sein", sagt Tori Amos, "und hoffentlich auch ein paar Freunde."