Für die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina war der bevorstehende runde Geburtstag Anlass, in Halle ein Symposium mit dem Titel "Von von Humboldt ins Anthropozän" auszurichten. Federführend organisiert wurde die interdisziplinäre Veranstaltung von Professor Manfred Strecker vom Institut für Geowissenschaften der Universität Potsdam.
Ralf Krauter fragte ihn: Wie beurteilt die Forschergemeinde heute Alexander von Humboldts Leistungen? Sein Verdienst, so Manfred Strecker, sei das Zusammenbringen von der Welt der Natur mit der Welt des Menschen gewesen. Schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts habe er darauf hingewiesen, in welchem Ausmaß die wirtschaftlichen Aktivitäten des Menschen die Umwelt in Mitleidenschaft ziehen. Viele Experten sähen in Alexander von Humboldt deshalb einen der Ökologen der ersten Stunde.
Dass Humboldt mit seinen Schriften und Vorträgen eine breite Öffentlichkeit erreichte und bei hochrangigen Politikern Gehör fand, lag auch daran, dass er die Fähigkeit besaß, wissenschaftliche Empirie mit Empathie für die Natur und ihre Bewohner zu verknüpfen. Ein Rezept, dass sich Forscher und Forscherinnen heute unbedingt zu Herzen nehmen sollten, so Manfred Strecker.
Neue Erkenntnisse dürften nicht nur für die eigenen Fachkreise publiziert werden. Sie müssten in die Gesellschaft hinaus- und - noch wichtiger - in andere Fachgebiete hineingetragen werden. "Wir müssen versuchen, aus unseren wissenschaftlichen Silos herauszukommen," so Manfred Strecker. Alexander von Humboldt habe dies etwa mit seinen interdisziplinären Vorlesungen in Berlin auf vorbildliche Weise geschafft und so die "Leute auch von der Wichtigkeit der Wissenschaft überzeugen" können.