Rücktritt von Alexandra Popp
Kommentar: Ihre Willensstärke wird fehlen

Mit dem Rücktritt von Alexandra Popp endet eine Ära im deutschen Fußball. Die langjährge Kapitänin hat die Generation geprägt, die es geschafft hat aus dem Schatten der Männer zu treten. Ihre Willensstärke wird der Nationalmannschaft fehlen.

Ein Kommentar von Jessica Sturmberg |
Die deutsche Fußball-Nationalspielerin Alexandra Popp winkt vor der Medaillenzeremonie bei den Olympischen Spielen in Paris ins Publikum.
Mit dem 145. Länderspiel ist Schluss: Alexandra Popp bestreitet am 28. Oktober 2024 in Duisburg ihr letztes Spiel im DFB-Team. (dpa / picture alliance / Marcus Brandt)
Mit dem Rückzug von Alexandra Popp aus der Nationalmannschaft der Frauen endet eine Ära im deutschen Fußball. Eine Ära, die geprägt ist von vielen Umbrüchen. Vor allem medial und was die Emanzipation der Frauen im Fußball betrifft.
Die Jahre des Umbruchs im deutschen Fußball sind maßgeblich von ihr geprägt - der heute 33-Jährigen. Dem Ruhrgebietskind, das schon früh den Jungs zeigte, dass sie es kann, wie es geht und sich nie versteckte. 
Spielerisch wurde sie zur Kopfballkönigin, vor allem aber eine Persönlichkeit, die mit ihrer absoluten Willensstärke Spiele entschieden hat. Wenn es nicht lief oder auf der Kippe stand, war sie diejenige, die etwas herumreißen konnte, die nach vorne ging und geniale Tore machte.

Das Gespür für den richtigen Moment

Von der Sorte unhaltbar und mit dem Gespür für den richtigen Moment. Ihr Zusammenspiel mit der ebenfalls erst vor kurzem zurückgetretenen Svenja Huth war Ausdruck eines schönen und zugleich effizienten Fußballs.
Der Höhepunkt: das EM-Halbfinale gegen Frankreich im Sommer 2022, das sie mit ihren beiden Toren entschied - auf dem Zenit des Fußballglücks nach vielen Jahren auch vieler verletzungsbedingter Rückschläge. Den Titel zum Greifen nah, machte ihr der eigene Körper dann aber wieder einen Strich durch die Rechnung. Das Finale wegen Muskelproblemen verpasst, den Titel knapp verpasst. Sie hat dem Team damals gefehlt.

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Nie gefehlt hat sie in ihrer Rolle als Anführerin. Nicht nur auf dem Rasen, sondern auch abseits des Platzes, wenn immer es darum ging, den Frauenfußball nach vorn zu bringen.

Frauenfußball auf die große Bühne geholt

Popps Aufstieg zu einer Weltklassespielerin fiel in eine Zeit, als die deutschen Frauen noch das Maß im Weltfußball waren, aber hierzulande kaum wahrgenommen wurden. Nur zu den Höhepunkten und dann auch erst in der Schlussphase der Turniere schauten viele Menschen zu. Danach war das Scheinwerferlicht schnell wieder aus und die Bundesliga eher eine intime Veranstaltung. Die Wertschätzung für die Leistungen gering. Unprofessionelle Bedingungen an der Tagesordnung.
Popp steht für die neue Generation, die mit ihrer Leidenschaft und medialen Präsenz den Frauenfußball auf die große Bühne geholt hat. Die den größten persönlichen Anteil hat am Aufschwung von Frauen im Fußball. Hier war sie in mehrfacher Sicht die Kapitänin.
Als Olympiasiegerin 2016 hat sie zumindest einmal mit der Nationalmannschaft ganz oben gestanden. Beim letzten EM-Titel 2013 war sie verletzt und zu einer WM-Medaille hat es in ihrer Zeit nicht gereicht. Der bronzene Olympia-Abschluss ist mehr als versöhnlich.

Gesicht einer Generation, die aus dem Schatten der Männer getreten ist

Von der Zahl der Titel, der Länderspiele und Tore bleibt sie hinter Birgit Prinz, der Ikone vor ihr. Aber anders als Prinz, hat sie auch das mediale Spiel mitgespielt. Sie hat diese Rolle angenommen, auch mit Humor. Unvergessen ihr Auftritt als Alexander Popp mit aufgeklebten Schnauzer auf einer Pressekonferenz kurz vor dem EM-Finale ´22.
Die Männer in der Krise, die erfolgreichen Frauen mit den höheren Einschaltquoten, witzelte die Satire-Internetseite Postillon, dass Hansi Flick Newcomer Alexander Papp nominiert habe.
Popp kennt jeder und jede, auch wer nicht viel Fußball schaut. Sie ist das Gesicht der Generation, die es geschafft hat, aus dem Schatten der Männer zu treten und eine eigene Fußballmarke zu prägen. Spielerisch war Alexandra Popp zuletzt nicht mehr auf dem Höhepunkt, aber sie wird der Nationalmannschaft fehlen. Mit ihrer Präsenz, ihrer Willensstärke und als großes Vorbild.