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Alfreds Tricklabor

Alfred Hitchcock stilisierte sich gerne als alleiniger Autor seiner Filme. Eine Ausstellung im Museum für Film und Fernsehen in Berlin zeigt, dass Hitchcock sehr wohl verstand, im Team zu arbeiten und sich mit vielen kreativen Künstlern, Technikern und Schriftstellern umgab. Die Ausstellung "Casting a shadow" ist eine - erweiterte - Übernahme vom "Block Museum" in Chicago.

Von Jörg Taszmann |
    Berlin und Alfred Hitchcock gehören zusammen. Schon 1925 kam der damals 26-jährige Brite in die Stadt, lernte in den UFA Studios sein Handwerk und kehrte unter anderem 1966 mitten im kalten Krieg für den Spielfilm "Der zerrissene Vorhang" zurück. So sind die deutschen Kuratoren von "Casting a Shadow" Nils Warnecke und Kristina Jaspers auch besonders stolz darauf, dass die in den USA konzipierte Ausstellung in Europa- nur in Berlin Station macht. Nils Warneke erläutert aber auch, was in Berlin anders ist:

    "Die Ausstellung kommt ja vom Block Museum in Chicago, was ein Kunstmuseum ist, was bedeutet, die haben mehr den Ansatz, die - wir nennen es jetzt mal ganz banal - Flachware, also viele Zeichnungen, Entwürfe undsoweiter auszustellen und sozusagen diese Verbindungen herzustellen zwischen der bildenden Kunst und nötigen, künstlerischen Schritten, bis ein Film vollendet ist. Wir als Museum für Film und Fernsehen, also als Medienmuseum haben natürlich den Medienteil noch ein wenig aufgestockt, das heißt Sie werden mehr Ausschnitte sehen können und sie werden und das war eine ganz wunderbare Entdeckung für uns Hitchcock im deutschen Fernsehen erleben können."

    Hitchcock kam gerne nach Berlin, hatte ursprünglich für "Der zerrissene Vorhang" etwas naiv vorgehabt, in Ost-Berlin zu drehen. Wenn er nach Deutschland kam, um für seine Filme zu werben, ließ er es sich nicht nehmen, Deutsch zu reden, durchsetzt mit viel Englisch aber durchaus charmant. Eine Hörprobe des Meisters aus einer Gesprächsrunde mit deutschen Journalisten:

    "Jede Bild ist wie ein Bild von eine Schreiber. Das ist die Sprach von dem Kamera. The language oft he camera ... und zum Beispiel in die Film Psychose ist eine Szene wo ein Detective geht auf die Treppe ..."

    Interessant sind die Schnittpunkte zwischen verschiedenen Kunstformen und Film, die in der Ausstellung deutlich herausgestellt werden. So arbeitete Hitchcock in erster Linie im Studio, allerdings mit heute fast vergessenen Techniken wie dem sogenannten "Matte Painting" also fotorealistischen Gemälden, die beispielsweise minutiös die Alte Nationalgalerie in Ost-Berlin darstellen und dann im fertigen Film als Hintergrund einkopiert werden. Ein selten erhaltenes Exponat findet sich nun in Berlin wieder. Viele Details richten sich dann auch speziell an Filmliebhaber und Hitchcock Fans wie der Vergleich von gezeichneten Storyboards mit den tatsächlich gedrehten Szenen oder aber Skizzen über Kameraeinstellungen. Wem das zu speziell ist, der kann sich jedoch die vielen Filmausschnitte und Dokumentationen über und mit Alfred Hitchcock anschauen. Ebenfalls anwesend zur Eröffnung war der amerikanische Kurator Will Schmenner, der sein Konzept noch einmal erläutert:

    "Ich hoffe, Sie werden von dieser Ausstellung etwas mitnehmen können und über den kreativen Prozess des Filmemachens etwas lernen. Es geht nicht nur um einen Mann und seine Inspiration. Film ist auch harte Arbeit, die nur durch viele Teammitglieder entsteht. Hitchcock schuf die Synthese in seinem Werk Dank seiner vielen Mitarbeiter."

    Interessant in diesem Zusammenhang ist die Art, wie Hitchcock mit seinen Drehbuchautoren arbeitete. So verzichtete er auf eine Nennung als Koautor im Vorspann, obwohl er aktiv an den Büchern mitschrieb, aber zugab, kein Talent für das Schreiben von Dialogen zu haben. Den Machern der Ausstellung "Casting a shadow" ist es überzeugend gelungen, den Filmemacher Hitchcock und seine Arbeitsweise darzustellen. Dabei entsteht ein komplexes Bild, das ebenso mit Mythen aufräumt, wie auch bereits vorhandene bekräftigt. Hitchcock war mehr als nur ein genialer "Auteur" und Schaffer seines Werks, sondern vor allem auch ein unterhaltsamer Entertainer, der sich sehr gut selber in Szene zu setzen wusste.