Burtons Vorliebe für kuriose bis absurde Figuren wie etwa "Edward mit den Scherenhänden" und seine solide Ausbildung als Hintergrundzeichner bei Disney empfehlen ihn unumwunden als einzigen Kandidaten für den Stoff. An Carrolls dadaististischer Sprachartistik haben sich allerdings schon einige Regisseure die Zähne ausgebissen. Schließlich ist dies schon die 30ste Filmvariante, deren erste schon 1903 ins Kino kam. Die ersten Bilder der hochgeschminkten Hauptfiguren "Mad Hatter", gespielt von Johnny Depp und der Roten Königin Helena Bonham Carter, vor ein paar Monaten veröffentlicht, weckten große Erwartungen. Der König der skurrilen Filmphantastik Tim Burton versucht sich am zweckfreien Rätselbuch des 19. Jahrhunderts. Was konnte da schon schief gehen. Alice - diesmal ist sie schon eine junge Frau und hat gerade eben einen dämlichen Heiratsantrag abgelehnt - fällt wieder einmal ins Kaninchenloch und steht bald Mad Hatter, dem verrückten Hutmacher, gegenüber, der sie zum Tee einlädt.
Abgesehen von seinem monströsen Hut wirkt Hauptdarsteller Johnny Depp tatsächlich, als habe er nur mal eben die Dreharbeiten zu einem weiteren satirischen Piratenabenteuer in der Karibik unterbrochen. Bei Lewis Carroll hat der "Mad Hatter" wie die meisten Figuren nur einen kurzen Auftritt neben der manchmal überlebensgroßen, dann wieder klitzekleinen Alice im Kaninchenloch. Möglicherweise verdirbt man den meisten Zuschauern nur den Spaß, wenn man auf die Vorlage pocht, die James Joyce anregte und Arno Schmidt weit mehr beschäftige als seine geliebten Karl-May-Romane. Andererseits kann man an Tim Burtons Film sehr genau studieren, wie Hollywood literarische Stoffe massenkompatibel zurichtet. Gut ist gut und böse ist böse. Im Zentrum steht eine Liebesgeschichte. Drumherum herrschen Rache und Neid und am Ende gibt es eine Entscheidungsschlacht, in der es um die Rettung der Welt geht. Mag der Film auch "Avatar", "Herr der Ringe" oder "Harry Potter" heißen. Die Story nimmt immer den gleichen Verlauf. Tim Burton hat im "Mouse-House" Disney sein Handwerk gelernt und kennt den Regelcode, auch wenn es darum geht, das nonkonformistischste aller Stücke der Kinderliteratur zu verhunzen. Man nehme also ein paar Figuren insbesondere aus dem zweiten Teil des Carroll-Buches "Alice hinter den Spiegeln" und ordne sie nach den Regeln der Klischee-Dramaturgie. Ganz böse ist natürlich die Rote Königin, die eigentlich so heißt, weil in der britischen Variante des Schachspiels die Gegenspielerin der weißen Spielsteine, rot nicht schwarz ist. Herrschen im ersten Teil der Alice-Erzählung Spielkarten vor, geht es im zweiten Teil nämlich zu wie in einem Schachspiel. Immerhin ist die Rote Königin - manchmal sind die Bösewichte das schönste an einem Film - mit dickem Kopf und sekündlich wechselnden Gewaltphantasien, einer der Höhepunkte des Films. Natürlich werden ihr die Sahnetörtchen reihenweise geklaut.
Tim Burtons "Alice im Wunderland" wird in vielen Kinos in einer 3D-Version gezeigt. Allerdings ist er als 2D-Film ganz normal Zweidimensional gedreht worden und die Effekte wurden erst hinterher hinzugefügt. Deswegen fühlt man sich häufig wie in einem Goldfischglas und versteht die ganze Aufregung um die neue Technologie, anders als bei James Camerons "Avatar", kaum. Insgesamt ärgert man sich demgegenüber aber doch am meisten darüber, wie Carrolls wahnwitzige Figuren auf einen niedlichen bis trivialen Kern reduziert werden. Zum Beispiel der Jabberwocky, der bei Carroll mehr eine Sprachfigur in einem Nonsensegedicht, als ein echter Drache ist. Mal als Zipferlake, mal als Brabbelback und noch ganz anders übersetzt steht er für alles mögliche, aber nicht einfach für die gefährlichste Waffe der Bösewichte, die von einer jugendlichen Ritterin Alice besiegt werden muss, damit Wunderland, das sich komischerweise nun "Underland" nennt, befreit werden kann. Als selbstbewusste moderne junge Frau kehrt die erwachsene Alice danach in die Oberwelt zurück und will von der arrangierten Ehe mit einem Lord nichts mehr wissen. Ja so macht man aus jedem beliebigen Stoff die immer gleiche Hollywoodgeschichte. Wäre da nicht die schöne Grinsekatze, die immer wieder auftaucht und gleich wieder verschwindet. Die hat ihren eigenen Kurzfilm im Film und erinnert zum Glück immer wieder an Lewis Carroll.
Abgesehen von seinem monströsen Hut wirkt Hauptdarsteller Johnny Depp tatsächlich, als habe er nur mal eben die Dreharbeiten zu einem weiteren satirischen Piratenabenteuer in der Karibik unterbrochen. Bei Lewis Carroll hat der "Mad Hatter" wie die meisten Figuren nur einen kurzen Auftritt neben der manchmal überlebensgroßen, dann wieder klitzekleinen Alice im Kaninchenloch. Möglicherweise verdirbt man den meisten Zuschauern nur den Spaß, wenn man auf die Vorlage pocht, die James Joyce anregte und Arno Schmidt weit mehr beschäftige als seine geliebten Karl-May-Romane. Andererseits kann man an Tim Burtons Film sehr genau studieren, wie Hollywood literarische Stoffe massenkompatibel zurichtet. Gut ist gut und böse ist böse. Im Zentrum steht eine Liebesgeschichte. Drumherum herrschen Rache und Neid und am Ende gibt es eine Entscheidungsschlacht, in der es um die Rettung der Welt geht. Mag der Film auch "Avatar", "Herr der Ringe" oder "Harry Potter" heißen. Die Story nimmt immer den gleichen Verlauf. Tim Burton hat im "Mouse-House" Disney sein Handwerk gelernt und kennt den Regelcode, auch wenn es darum geht, das nonkonformistischste aller Stücke der Kinderliteratur zu verhunzen. Man nehme also ein paar Figuren insbesondere aus dem zweiten Teil des Carroll-Buches "Alice hinter den Spiegeln" und ordne sie nach den Regeln der Klischee-Dramaturgie. Ganz böse ist natürlich die Rote Königin, die eigentlich so heißt, weil in der britischen Variante des Schachspiels die Gegenspielerin der weißen Spielsteine, rot nicht schwarz ist. Herrschen im ersten Teil der Alice-Erzählung Spielkarten vor, geht es im zweiten Teil nämlich zu wie in einem Schachspiel. Immerhin ist die Rote Königin - manchmal sind die Bösewichte das schönste an einem Film - mit dickem Kopf und sekündlich wechselnden Gewaltphantasien, einer der Höhepunkte des Films. Natürlich werden ihr die Sahnetörtchen reihenweise geklaut.
Tim Burtons "Alice im Wunderland" wird in vielen Kinos in einer 3D-Version gezeigt. Allerdings ist er als 2D-Film ganz normal Zweidimensional gedreht worden und die Effekte wurden erst hinterher hinzugefügt. Deswegen fühlt man sich häufig wie in einem Goldfischglas und versteht die ganze Aufregung um die neue Technologie, anders als bei James Camerons "Avatar", kaum. Insgesamt ärgert man sich demgegenüber aber doch am meisten darüber, wie Carrolls wahnwitzige Figuren auf einen niedlichen bis trivialen Kern reduziert werden. Zum Beispiel der Jabberwocky, der bei Carroll mehr eine Sprachfigur in einem Nonsensegedicht, als ein echter Drache ist. Mal als Zipferlake, mal als Brabbelback und noch ganz anders übersetzt steht er für alles mögliche, aber nicht einfach für die gefährlichste Waffe der Bösewichte, die von einer jugendlichen Ritterin Alice besiegt werden muss, damit Wunderland, das sich komischerweise nun "Underland" nennt, befreit werden kann. Als selbstbewusste moderne junge Frau kehrt die erwachsene Alice danach in die Oberwelt zurück und will von der arrangierten Ehe mit einem Lord nichts mehr wissen. Ja so macht man aus jedem beliebigen Stoff die immer gleiche Hollywoodgeschichte. Wäre da nicht die schöne Grinsekatze, die immer wieder auftaucht und gleich wieder verschwindet. Die hat ihren eigenen Kurzfilm im Film und erinnert zum Glück immer wieder an Lewis Carroll.