Friedbert Meurer: 0,25 Prozent – so niedrig ist seit gestern der Leitzinssatz der Europäischen Zentralbank. Die Entscheidung ist gestern in Frankfurt am Main ziemlich überraschend gekommen und natürlich das Thema Nummer eins an der Börse. Ein Viertel Prozentpünktchen, und da sei sogar noch Luft nach unten, sagt EZB-Präsident Mario Draghi.
O-Ton Mario Draghi: "Nach der heutigen Zinssenkung hat der EZB-Rat den Zinsausblick vom Juli überprüft und bestätigt. Er geht davon aus, dass die Zinsen für einen längeren Zeitraum auf dem gegenwärtigen oder einem niedrigeren Niveau bleiben werden."
Meurer: Es könnte sogar noch niedriger werden. Dieser niedrige Zins wirkt sich natürlich auch aus auf praktisch jeden Privatkunden und Verbraucher, für Käufer von Immobilien, für Sparer oder für diejenigen, die eine Lebensversicherung haben oder sie abschließen wollen.
Hermann-Josef Tenhagen ist Chefredakteur der Zeitschrift "Finanztest", die von der Stiftung Warentest herausgegeben wird. Ich bin ihm zugeschaltet. Guten Tag, Herr Tenhagen.
Hermann-Josef Tenhagen: Guten Tag!
Meurer: Kann man ganz klar sagen, die Sparer sind die Dummen und die, die einen Kredit haben, die haben es jetzt gut?
Tenhagen: So ungefähr kann man das sagen. Die Sparer verlieren dabei und die Leute, die einen Kredit abschließen wollen, die profitieren. Wer einen hat, der hat ja einen Vertrag vereinbart und muss bestimmte Zinsen zahlen.
Meurer: Um bei den Krediten anzufangen, Herr Tenhagen. Wie lange dauert es, bis die Banken das weitergeben, und werden die diesen Zinsschritt weitergeben an uns Kunden?
Tenhagen: Sie werden ihn in der einen oder anderen Form weitergeben. Es dauert immer ein paar Wochen. Man kann auch sehen, wo sie es zügig weitergeben: Das ist bei Immobilienkrediten normalerweise, das ist auch bei Ratenkrediten eher üblich. Beim Dispo tun sie sich sehr schwer, da gibt es keine Konkurrenz, die Leute wechseln nicht das Girokonto wegen des zu hohen Dispozinses und da dauert das immer ewig lange. Jedes Prozent Dispozins mehr ist für die Banken 400 Millionen Euro mehr in der Kasse.
Meurer: Man fasst sich ja ein bisschen an den Kopf: 0,25 Prozent Leitzins und der Dispozins ist immer noch so ungefähr bei 12 Prozent.
Tenhagen: Ja, elf bis zwölf Prozent, und die Österreicher sind bei fünf bis sechs Prozent, in Holland ist man bei acht. Das ist ein sehr deutsches Phänomen, wo sich die Banken, Sparkassen, Volksbanken tatsächlich eine Menge Geld holen bei den Kunden.
Meurer: Gibt es Girokonten, bei denen man nur ein, zwei, drei Prozent Überziehungszinsen bezahlt?
Tenhagen: Nein, nein. Die preiswertesten sind so um die fünf Prozent, und da sind häufig noch Sonderbedingungen dran. Aber natürlich ist es so: Wir sagen immer, wer bei acht Prozent oder siebeneinhalb liegt, das ist in Ordnung, und da gibt es eine Reihe. 100 Banken gibt es in der Republik von den 1500, die in niedrigere Regionen kommen, aber man hat eben auch ungefähr 100 gehabt, die über 13 waren vor einigen Monaten noch.
Meurer: Sie sagen, Herr Tenhagen, diejenigen, die einen Kredit abschließen wollen, sind gut dran, die ihn haben, nicht ganz so gut, weil sie natürlich den alten Zinssatz bezahlen müssen. Wie schwer ist es, den Kredit zu wechseln, also den alten zu kündigen und einen neuen günstigeren abzuschließen?
Tenhagen: Wenn Sie einen Immobilienkredit haben, dann ist der normalerweise verbindlich für die nächsten 15 Jahre. Nach zehn Jahren können Sie eigentlich immer raus. Wenn Sie vorher raus wollen ohne besonders gute Gründe – da gibt es ein paar, die definiert sind -, dann müssen Sie Vorfälligkeitsentschädigungen zahlen, wenn die Bank Sie überhaupt lässt, und das rentiert sich nicht.
Bei Ratenkrediten ist es ein bisschen einfacher. Die kann man häufig nach einigen Monaten, nach einem halben Jahr schon ablösen, und wenn man jetzt einen Ratenkredit hat, der deutlich zu teuer ist, dann ist das vielleicht eine Gelegenheit zu gucken, dass man einen preiswerteren kriegt für den Rest der Schulden. Wichtig bei beiden Ratenkrediten, jetzt nicht eine Restschuldversicherung mit abschließen, weil die hat man einmal bezahlt, das Geld ist weg. Das machen die Banken immer noch gerne, obwohl die in den meisten Fällen unsinnig ist.
Meurer: Was ist das, Restschuldenversicherung?
Tenhagen: Das heißt, für den Fall, dass ich versterbe, dass meine Angehörigen das nicht bezahlen brauchen, oder für den Fall, dass ich arbeitslos werde, wird dann versprochen, unter bestimmten Bedingungen einen Teil dieser Ratenkredite zu bezahlen. Das ist alles nicht sinnig. Bei Immobilienkrediten ist das völlig in Ordnung, aber bei allen anderen Krediten ist das normalerweise nicht sinnig und das Geld wird am Anfang gleich mit eingezogen und ist weg und dann haben Sie einen Ratenkredit, der sechs Prozent kostet, und wenn Sie die Restschuldversicherung einrechnen, sind Sie über zehn.
Meurer: Sind wirklich die meisten Ratenkredite – nehmen wir mal an: ein Kredit, 10.000 Euro, weil jemand sich ein Auto gekauft hat – so konzipiert, gibt es da eine Klausel, ich kann, wie Sie sagen, nach einem halben Jahr aussteigen?
Tenhagen: Bei Ratenkrediten gibt es eine grundsätzliche Regelung, dass man nach einer bestimmten Zeit aussteigen kann, und dann müssen Sie einfach hineinschauen und normalerweise ist das ein halbes Jahr. Dann können Sie einen anderen Ratenkredit nehmen, um den abzulösen. Das ist die Idee. Das geht bei Immobilienkrediten nicht.
Meurer: Wir reden jetzt nicht über Immobilienkredite, aber die anderen kleineren Ratenkredite. Würden Sie schon jedem empfehlen, schaut euch das genau an, ob es sich lohnt, da auszusteigen und zu wechseln?
Tenhagen: Ja, wobei bei einem Viertel Prozent muss man sich überlegen, ob es sich dann tatsächlich lohnt, je nachdem wie lang der denn noch läuft. Wenn man aber sowieso länger nicht reingeguckt hat und möglicherweise neue Angebote deutlich preiswerter sind, dann lohnt sich das reinzugucken.
Meurer: Herr Tenhagen, Sparbücher war früher mal die Sparform der Deutschen. Teilweise ist sie das immer noch. Raten Sie den Deutschen dringend, alles Geld runterholen von den Sparbüchern, macht bitte was anderes?
Tenhagen: Alles Geld runterholen vom Sparbuch, wenn dieses Sparbuch nicht mehr als ein Prozent verzinst. Weil im Augenblick ist es so: Man braucht ja eine Stelle, wo man ein bisschen Geld zur Seite legt für die Notfälle im Leben. Das war früher immer das Sparbuch; das ist heute zunehmend einfach ein Tagesgeld-Konto. Da raten wir bei "Finanztest" bei der Stiftung Warentest immer, zwei Monatseinkommen sollte man da haben – mit der einfachen Begründung: dann braucht man nie wieder in den Dispo. Nicht in den Dispo zu brauchen, ist schon mal zehn Prozent Rendite oder elf Prozent, und die ist absolut steuerfrei. Das heißt, wenn das Auto kaputt geht und dann auch noch parallel der Kühlschrank, muss man trotzdem nicht in den Dispo. Das ist eine vernünftige Entscheidung.
Meurer: Und alles, was über die zwei Monatsgehälter hinausgeht?
Tenhagen: Da muss man dann überlegen, für wie lange man das Geld nicht braucht. Wenn Sie jetzt sagen, Sie haben da noch 20.000 Euro übrig und die brauchen Sie die nächsten zehn Jahre nicht, wenn Sie so einen Zeitraum übersehen können, dann würden wir sagen, einen Teil in Festgeld - da müssen Sie in den saueren Zins-Apfel beißen, jetzt möglichst schnell noch abschließen, weil die nächsten paar Wochen geht es ja nach unten – und den Rest durchaus in einem Aktienfonds. Und je nachdem, wie viel Arbeit Sie sich damit machen wollen, ein Index-Fonds. Da müssen Sie sich keine Arbeit mit machen, da können Sie dann abends in der Tagesschau verfolgen, wie der DAX so steht. So ähnlich entwickelt sich Ihr Fonds dann auch. Oder einen gemanagten Fonds, da müssen Sie wenigstens alle halbe Jahre gucken, ob der Manager denn gut ist. Oder Sie kaufen Einzelaktien und dann haben Sie ein Hobby.
Meurer: Jeden Tag nämlich die Aktienkurse zu verfolgen.
Tenhagen: Jeden Tag die Aktienkurse verfolgen.
Meurer: Darauf haben ja die allerwenigsten Deutschen Lust. Denen ist die Lust damals gründlich vergangen mit der Telekom. Sagen Sie vom "Finanztest", Ihr Deutschen, Ihr müsst, wir müssen einfach mehr in Aktien investieren?
Tenhagen: Wir finden, jedenfalls einen Teil des Geldes in Aktien oder Aktienfonds gesteckt zu haben, eine vernünftige Entscheidung für jeden, weil man kann jederzeit da raus im Zweifel und es ist im Zweifel dann immer eine etwas höhere Rendite, als Sie mit Zinsprodukten bekommen können. Bevor man irgendwelche Zinsprodukte abschließt, wo dann angeblich sieben Prozent steht, was im Grunde nur Nepp sein kann, weil niemand kann sieben Prozent garantieren in dieser Kapitalmarktlage, sollte man so was mit Aktien machen und Aktienfonds machen und einen Teil seines Geldes da reinstecken. Es gibt wie gesagt Varianten, wo ich nicht gar so viel drüber nachdenken muss. Ich muss nur auch gut damit schlafen, wenn der Kurs mal 30 Prozent im Keller ist. Da muss man dann eben durch, das ist so.
Meurer: Starke Nerven haben. – Hermann-Josef Tenhagen war das, der Chefredakteur der Zeitschrift "Finanztest" von Stiftung Warentest, zu den Empfehlungen, was man jetzt tun soll nach der Senkung des Leitzinses der EZB auf nur noch 0,25 Prozent. Danke, Herr Tenhagen. Auf Wiederhören.
Tenhagen: Gerne – tschüss!
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
O-Ton Mario Draghi: "Nach der heutigen Zinssenkung hat der EZB-Rat den Zinsausblick vom Juli überprüft und bestätigt. Er geht davon aus, dass die Zinsen für einen längeren Zeitraum auf dem gegenwärtigen oder einem niedrigeren Niveau bleiben werden."
Meurer: Es könnte sogar noch niedriger werden. Dieser niedrige Zins wirkt sich natürlich auch aus auf praktisch jeden Privatkunden und Verbraucher, für Käufer von Immobilien, für Sparer oder für diejenigen, die eine Lebensversicherung haben oder sie abschließen wollen.
Hermann-Josef Tenhagen ist Chefredakteur der Zeitschrift "Finanztest", die von der Stiftung Warentest herausgegeben wird. Ich bin ihm zugeschaltet. Guten Tag, Herr Tenhagen.
Hermann-Josef Tenhagen: Guten Tag!
Meurer: Kann man ganz klar sagen, die Sparer sind die Dummen und die, die einen Kredit haben, die haben es jetzt gut?
Tenhagen: So ungefähr kann man das sagen. Die Sparer verlieren dabei und die Leute, die einen Kredit abschließen wollen, die profitieren. Wer einen hat, der hat ja einen Vertrag vereinbart und muss bestimmte Zinsen zahlen.
Meurer: Um bei den Krediten anzufangen, Herr Tenhagen. Wie lange dauert es, bis die Banken das weitergeben, und werden die diesen Zinsschritt weitergeben an uns Kunden?
Tenhagen: Sie werden ihn in der einen oder anderen Form weitergeben. Es dauert immer ein paar Wochen. Man kann auch sehen, wo sie es zügig weitergeben: Das ist bei Immobilienkrediten normalerweise, das ist auch bei Ratenkrediten eher üblich. Beim Dispo tun sie sich sehr schwer, da gibt es keine Konkurrenz, die Leute wechseln nicht das Girokonto wegen des zu hohen Dispozinses und da dauert das immer ewig lange. Jedes Prozent Dispozins mehr ist für die Banken 400 Millionen Euro mehr in der Kasse.
Meurer: Man fasst sich ja ein bisschen an den Kopf: 0,25 Prozent Leitzins und der Dispozins ist immer noch so ungefähr bei 12 Prozent.
Tenhagen: Ja, elf bis zwölf Prozent, und die Österreicher sind bei fünf bis sechs Prozent, in Holland ist man bei acht. Das ist ein sehr deutsches Phänomen, wo sich die Banken, Sparkassen, Volksbanken tatsächlich eine Menge Geld holen bei den Kunden.
Meurer: Gibt es Girokonten, bei denen man nur ein, zwei, drei Prozent Überziehungszinsen bezahlt?
Tenhagen: Nein, nein. Die preiswertesten sind so um die fünf Prozent, und da sind häufig noch Sonderbedingungen dran. Aber natürlich ist es so: Wir sagen immer, wer bei acht Prozent oder siebeneinhalb liegt, das ist in Ordnung, und da gibt es eine Reihe. 100 Banken gibt es in der Republik von den 1500, die in niedrigere Regionen kommen, aber man hat eben auch ungefähr 100 gehabt, die über 13 waren vor einigen Monaten noch.
Meurer: Sie sagen, Herr Tenhagen, diejenigen, die einen Kredit abschließen wollen, sind gut dran, die ihn haben, nicht ganz so gut, weil sie natürlich den alten Zinssatz bezahlen müssen. Wie schwer ist es, den Kredit zu wechseln, also den alten zu kündigen und einen neuen günstigeren abzuschließen?
Tenhagen: Wenn Sie einen Immobilienkredit haben, dann ist der normalerweise verbindlich für die nächsten 15 Jahre. Nach zehn Jahren können Sie eigentlich immer raus. Wenn Sie vorher raus wollen ohne besonders gute Gründe – da gibt es ein paar, die definiert sind -, dann müssen Sie Vorfälligkeitsentschädigungen zahlen, wenn die Bank Sie überhaupt lässt, und das rentiert sich nicht.
Bei Ratenkrediten ist es ein bisschen einfacher. Die kann man häufig nach einigen Monaten, nach einem halben Jahr schon ablösen, und wenn man jetzt einen Ratenkredit hat, der deutlich zu teuer ist, dann ist das vielleicht eine Gelegenheit zu gucken, dass man einen preiswerteren kriegt für den Rest der Schulden. Wichtig bei beiden Ratenkrediten, jetzt nicht eine Restschuldversicherung mit abschließen, weil die hat man einmal bezahlt, das Geld ist weg. Das machen die Banken immer noch gerne, obwohl die in den meisten Fällen unsinnig ist.
Meurer: Was ist das, Restschuldenversicherung?
Tenhagen: Das heißt, für den Fall, dass ich versterbe, dass meine Angehörigen das nicht bezahlen brauchen, oder für den Fall, dass ich arbeitslos werde, wird dann versprochen, unter bestimmten Bedingungen einen Teil dieser Ratenkredite zu bezahlen. Das ist alles nicht sinnig. Bei Immobilienkrediten ist das völlig in Ordnung, aber bei allen anderen Krediten ist das normalerweise nicht sinnig und das Geld wird am Anfang gleich mit eingezogen und ist weg und dann haben Sie einen Ratenkredit, der sechs Prozent kostet, und wenn Sie die Restschuldversicherung einrechnen, sind Sie über zehn.
Meurer: Sind wirklich die meisten Ratenkredite – nehmen wir mal an: ein Kredit, 10.000 Euro, weil jemand sich ein Auto gekauft hat – so konzipiert, gibt es da eine Klausel, ich kann, wie Sie sagen, nach einem halben Jahr aussteigen?
Tenhagen: Bei Ratenkrediten gibt es eine grundsätzliche Regelung, dass man nach einer bestimmten Zeit aussteigen kann, und dann müssen Sie einfach hineinschauen und normalerweise ist das ein halbes Jahr. Dann können Sie einen anderen Ratenkredit nehmen, um den abzulösen. Das ist die Idee. Das geht bei Immobilienkrediten nicht.
Meurer: Wir reden jetzt nicht über Immobilienkredite, aber die anderen kleineren Ratenkredite. Würden Sie schon jedem empfehlen, schaut euch das genau an, ob es sich lohnt, da auszusteigen und zu wechseln?
Tenhagen: Ja, wobei bei einem Viertel Prozent muss man sich überlegen, ob es sich dann tatsächlich lohnt, je nachdem wie lang der denn noch läuft. Wenn man aber sowieso länger nicht reingeguckt hat und möglicherweise neue Angebote deutlich preiswerter sind, dann lohnt sich das reinzugucken.
Meurer: Herr Tenhagen, Sparbücher war früher mal die Sparform der Deutschen. Teilweise ist sie das immer noch. Raten Sie den Deutschen dringend, alles Geld runterholen von den Sparbüchern, macht bitte was anderes?
Tenhagen: Alles Geld runterholen vom Sparbuch, wenn dieses Sparbuch nicht mehr als ein Prozent verzinst. Weil im Augenblick ist es so: Man braucht ja eine Stelle, wo man ein bisschen Geld zur Seite legt für die Notfälle im Leben. Das war früher immer das Sparbuch; das ist heute zunehmend einfach ein Tagesgeld-Konto. Da raten wir bei "Finanztest" bei der Stiftung Warentest immer, zwei Monatseinkommen sollte man da haben – mit der einfachen Begründung: dann braucht man nie wieder in den Dispo. Nicht in den Dispo zu brauchen, ist schon mal zehn Prozent Rendite oder elf Prozent, und die ist absolut steuerfrei. Das heißt, wenn das Auto kaputt geht und dann auch noch parallel der Kühlschrank, muss man trotzdem nicht in den Dispo. Das ist eine vernünftige Entscheidung.
Meurer: Und alles, was über die zwei Monatsgehälter hinausgeht?
Tenhagen: Da muss man dann überlegen, für wie lange man das Geld nicht braucht. Wenn Sie jetzt sagen, Sie haben da noch 20.000 Euro übrig und die brauchen Sie die nächsten zehn Jahre nicht, wenn Sie so einen Zeitraum übersehen können, dann würden wir sagen, einen Teil in Festgeld - da müssen Sie in den saueren Zins-Apfel beißen, jetzt möglichst schnell noch abschließen, weil die nächsten paar Wochen geht es ja nach unten – und den Rest durchaus in einem Aktienfonds. Und je nachdem, wie viel Arbeit Sie sich damit machen wollen, ein Index-Fonds. Da müssen Sie sich keine Arbeit mit machen, da können Sie dann abends in der Tagesschau verfolgen, wie der DAX so steht. So ähnlich entwickelt sich Ihr Fonds dann auch. Oder einen gemanagten Fonds, da müssen Sie wenigstens alle halbe Jahre gucken, ob der Manager denn gut ist. Oder Sie kaufen Einzelaktien und dann haben Sie ein Hobby.
Meurer: Jeden Tag nämlich die Aktienkurse zu verfolgen.
Tenhagen: Jeden Tag die Aktienkurse verfolgen.
Meurer: Darauf haben ja die allerwenigsten Deutschen Lust. Denen ist die Lust damals gründlich vergangen mit der Telekom. Sagen Sie vom "Finanztest", Ihr Deutschen, Ihr müsst, wir müssen einfach mehr in Aktien investieren?
Tenhagen: Wir finden, jedenfalls einen Teil des Geldes in Aktien oder Aktienfonds gesteckt zu haben, eine vernünftige Entscheidung für jeden, weil man kann jederzeit da raus im Zweifel und es ist im Zweifel dann immer eine etwas höhere Rendite, als Sie mit Zinsprodukten bekommen können. Bevor man irgendwelche Zinsprodukte abschließt, wo dann angeblich sieben Prozent steht, was im Grunde nur Nepp sein kann, weil niemand kann sieben Prozent garantieren in dieser Kapitalmarktlage, sollte man so was mit Aktien machen und Aktienfonds machen und einen Teil seines Geldes da reinstecken. Es gibt wie gesagt Varianten, wo ich nicht gar so viel drüber nachdenken muss. Ich muss nur auch gut damit schlafen, wenn der Kurs mal 30 Prozent im Keller ist. Da muss man dann eben durch, das ist so.
Meurer: Starke Nerven haben. – Hermann-Josef Tenhagen war das, der Chefredakteur der Zeitschrift "Finanztest" von Stiftung Warentest, zu den Empfehlungen, was man jetzt tun soll nach der Senkung des Leitzinses der EZB auf nur noch 0,25 Prozent. Danke, Herr Tenhagen. Auf Wiederhören.
Tenhagen: Gerne – tschüss!
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.