Ein Sammler in London, der 2007 das Jackson Pollock-Gemälde"Untitled 1950" für 17 Millionen Dollar erstanden hatte, hat inzwischen Anklage wegen Fälschung erhoben. Zwei Farbsorten des Bildes seien erst nach Pollocks Tod auf den Markt gekommen. Stefan Koldehoff über Geisterhände im Kunstbetrieb.
Ja hat denn irgendjemand geglaubt, mit dem Kölner Urteil im Beltracchi-Prozess sei das Thema Kunstfälschung erledigt und aufgearbeitet? Doch wohl nicht ernsthaft - und nicht einmal für diesen konkreten Fall, der sich über mindestens 25 Jahre zog und dessen Umfang nach wie vor nicht geklärt ist. Der Prozess endete nämlich mit einem Deal: Geständnisse gegen Strafminderung. Zeugen mussten nicht aussagen, und zur Sprache kamen nur die 14 Bilder, die in der Anklageschrift standen - und nicht die mindestens drei Dutzend weiteren, von denen die Ermittlungsbehörden auch wussten.
Nun gibt es in den USA den nächsten großen Fälschungsfall - und wie er dem deutschen gleicht: Wieder handelt es sich um angeblich unbekannte Werke großer Künstler - diesmal Jackson Pollock und Mark Rothko, Richard Diebenkorn und Robert Motherwell. Wieder sollen sich die Bilder jahrzehntelang in einer Privatsammlung befunden haben, die niemand kannte. Wieder hat sie vor dem Kauf niemand naturwissenschaftlich untersuchen lassen. Und wieder waren es angesehene Kunsthändler, diesmal aus Long Island und Manhattan, die sie in Umlauf gebracht haben. Ein weiterer - der in Genf tätige Franzose Marc Blondeau - ist Gerichtsunterlagen zufolge sogar in beide Skandale verwickelt.
Einen konkreten Zusammenhang zwischen den Fälschungen aus Deutschland und denen in den USA gibt es bislang noch nicht. Einen strukturellen dagegen schon. Hier wie dort hat ein gieriger Markt gefressen, was er angeboten bekam: angeblich marktfrische Kunstwerke, für die ein Sammler bis zu 17 Millionen Dollar zu bezahlen bereit war. Hier wie dort genügte die positive Meinung einiger weniger Experten - die sich entweder irrten oder gegen Zahlung hoher Honorare erst gar nicht so genau hinsehen wollten. Hier wie da verzichtete man auf naturwissenschaftliche Untersuchungen, die in beiden Fällen Pigmente nachgewiesen hätten, die zur angeblichen Entstehungszeit der Werke noch gar nicht am Markt waren.
Auf Beltracchi folgt nun also Long Island, und auch das wird noch nicht das Ende sein. Irgendwann werden wir vom nächsten Fälschungsskandal hören - in Frankreich oder in Russland oder in Japan. Und wieder wird das Staunen groß sein. Weil niemand begreift, dass sich eine Branche ganz grundsätzlich ändern muss, in der mit Einzelmeinungen viel Geld gemacht werden kann und Geschäfte immer noch ganz selbstverständlich mit Schwarzgeld und über Nummernkonten abgewickelt werden können. Und das weltweit.
Ja hat denn irgendjemand geglaubt, mit dem Kölner Urteil im Beltracchi-Prozess sei das Thema Kunstfälschung erledigt und aufgearbeitet? Doch wohl nicht ernsthaft - und nicht einmal für diesen konkreten Fall, der sich über mindestens 25 Jahre zog und dessen Umfang nach wie vor nicht geklärt ist. Der Prozess endete nämlich mit einem Deal: Geständnisse gegen Strafminderung. Zeugen mussten nicht aussagen, und zur Sprache kamen nur die 14 Bilder, die in der Anklageschrift standen - und nicht die mindestens drei Dutzend weiteren, von denen die Ermittlungsbehörden auch wussten.
Nun gibt es in den USA den nächsten großen Fälschungsfall - und wie er dem deutschen gleicht: Wieder handelt es sich um angeblich unbekannte Werke großer Künstler - diesmal Jackson Pollock und Mark Rothko, Richard Diebenkorn und Robert Motherwell. Wieder sollen sich die Bilder jahrzehntelang in einer Privatsammlung befunden haben, die niemand kannte. Wieder hat sie vor dem Kauf niemand naturwissenschaftlich untersuchen lassen. Und wieder waren es angesehene Kunsthändler, diesmal aus Long Island und Manhattan, die sie in Umlauf gebracht haben. Ein weiterer - der in Genf tätige Franzose Marc Blondeau - ist Gerichtsunterlagen zufolge sogar in beide Skandale verwickelt.
Einen konkreten Zusammenhang zwischen den Fälschungen aus Deutschland und denen in den USA gibt es bislang noch nicht. Einen strukturellen dagegen schon. Hier wie dort hat ein gieriger Markt gefressen, was er angeboten bekam: angeblich marktfrische Kunstwerke, für die ein Sammler bis zu 17 Millionen Dollar zu bezahlen bereit war. Hier wie dort genügte die positive Meinung einiger weniger Experten - die sich entweder irrten oder gegen Zahlung hoher Honorare erst gar nicht so genau hinsehen wollten. Hier wie da verzichtete man auf naturwissenschaftliche Untersuchungen, die in beiden Fällen Pigmente nachgewiesen hätten, die zur angeblichen Entstehungszeit der Werke noch gar nicht am Markt waren.
Auf Beltracchi folgt nun also Long Island, und auch das wird noch nicht das Ende sein. Irgendwann werden wir vom nächsten Fälschungsskandal hören - in Frankreich oder in Russland oder in Japan. Und wieder wird das Staunen groß sein. Weil niemand begreift, dass sich eine Branche ganz grundsätzlich ändern muss, in der mit Einzelmeinungen viel Geld gemacht werden kann und Geschäfte immer noch ganz selbstverständlich mit Schwarzgeld und über Nummernkonten abgewickelt werden können. Und das weltweit.