"Sie dürfen gern zu mir zum Essen kommen," schrieb Händel seinem Freund, dem Bühnenbildner Joseph Goupy. "Nur, unsere Speise wird sehr bescheiden sein." Was Händel auftragen ließ, wissen wir nicht. Überliefert ist nur Goupys Anekdote: Nach dem Mahl entschuldigte sich der Meister und ließ den Gast alleine sitzen. Nach langem Warten machte sich Goupy dann doch auf die Suche. Er fand den Hausherren in einem Hinterzimmer, wo er sich den Bauch vollschlug "mit Delikatessen, die, wie er bedauert hatte, dem Freund vorzusetzen er sich leider nicht leisten könne."
Händel, der Säufer und der Vielfraß und der Geizhals, so zeichnete ihn Goupy später in seiner Karikaturenserie "The Charming Brute" - "Das reizende Tier": als fettes Schwein an der Orgel, Schinken und Geflügel an der Wand und auf der gepuderten Perücke eine Eule. Mit der Freundschaft der beiden war es dann auch bald vorbei. Auch das gehört zu Händel: Er war ein Genie und ein Philanthrop, aber er hatte eben auch animalische Züge, und nicht jedem war er sympathisch.
Das verklärte Bild von Händel als Heiliger Georg der Musik stamme aus dem 19. Jahrhundert, sagt Händel-Experte Martin Wyatt: "Wir wollen zeigen, wie viel komplexer sein Profil tatsächlich ist. Nur die wenigsten wissen zum Beispiel wie clever er als Unternehmer war und mit welchem Erfolg er an der Börse spekulierte."
"Händel Reveal'd" - "Händel enthüllt": Die Ausstellung im Haus in der Brook Street Nummer 25, wo der Mann aus Halle 36 Jahre seines Lebens verbrachte, wo er den "Messias" komponierte und wo er am Karsamstag 1759 starb, sie zeigt den Komponisten von seinen weitgehend unbekannten Seiten.
Händel, der Feinschmecker; Händel, der Unternehmer; Händel und seine Mäzene; Händel und seine Gesundheit: Die kleine Schau entfächert ein facettenreiches Panorama einer Persönlichkeit, die ihre kompositorische Begabung nicht als hehre Kunst verstand, sondern als Handwerk. "Soli Deo Gloria": Der Zeitgenosse Johann Sebastian Bach komponierte zum Ruhme Gottes, Händel aber setzte ganz auf Kommerz, womit er in seiner englischen Wahlheimat bestens ankam.
"Sein 'Messias' gilt als ein durch und durch britisches Werk. Und die Krönungsmesse 'Zadok the Priest', komponiert für Georg II, ist seither fester Bestandteil jeder englischen Krönungszeremonie. Händel wurde britischer Staatsbürger, und er anglisierte seinen Namen. Aus Georg Friedrich wurde George Frideric, und am Ende fühlte er sich wohl selbst als ein echter Engländer."
Eine seiner letzten großen Kompositionen war das Oratorium "Jephtha". Der Autograph der Partitur enthält den Zusatz in Händels wackliger Handschrift: "Hierher kommen den 13. Februar 1751. Verhindert worden wegen so relaxt des Gesichts meines linken Auges."
Zu Mordsappetit, Gicht und Blindheit kam eine schleichende Bleivergiftung hinzu, vermutlich ausgelöst durch jahrelangen übermäßigen Genuss schweren Portweins. Der Meister starb in seinem Schlafzimmer im Haus in der Brook Street. Am Abend zuvor hatte er angekündigt, er wolle keine Gäste mehr empfangen, er sei "fertig mit der Welt".
Über die knarrenden Originaldielen gelangt man von Mister Händel direkt ins Nebenhaus, Brook Street 23. Zwei Jahrhunderte nach Händels Tod, 1968, hatte hier ein anderer Virtuose ein Jahr lang eine Wohnung: Jimmi Hendrix. Ob er den himmlischen George so verehrte wie damals ganz London, dieses Kapitel harrt noch der Enthüllung.
Info
Händel Reveal'd
Handel House Museum
8.4.-25.10.2009
Händel, der Säufer und der Vielfraß und der Geizhals, so zeichnete ihn Goupy später in seiner Karikaturenserie "The Charming Brute" - "Das reizende Tier": als fettes Schwein an der Orgel, Schinken und Geflügel an der Wand und auf der gepuderten Perücke eine Eule. Mit der Freundschaft der beiden war es dann auch bald vorbei. Auch das gehört zu Händel: Er war ein Genie und ein Philanthrop, aber er hatte eben auch animalische Züge, und nicht jedem war er sympathisch.
Das verklärte Bild von Händel als Heiliger Georg der Musik stamme aus dem 19. Jahrhundert, sagt Händel-Experte Martin Wyatt: "Wir wollen zeigen, wie viel komplexer sein Profil tatsächlich ist. Nur die wenigsten wissen zum Beispiel wie clever er als Unternehmer war und mit welchem Erfolg er an der Börse spekulierte."
"Händel Reveal'd" - "Händel enthüllt": Die Ausstellung im Haus in der Brook Street Nummer 25, wo der Mann aus Halle 36 Jahre seines Lebens verbrachte, wo er den "Messias" komponierte und wo er am Karsamstag 1759 starb, sie zeigt den Komponisten von seinen weitgehend unbekannten Seiten.
Händel, der Feinschmecker; Händel, der Unternehmer; Händel und seine Mäzene; Händel und seine Gesundheit: Die kleine Schau entfächert ein facettenreiches Panorama einer Persönlichkeit, die ihre kompositorische Begabung nicht als hehre Kunst verstand, sondern als Handwerk. "Soli Deo Gloria": Der Zeitgenosse Johann Sebastian Bach komponierte zum Ruhme Gottes, Händel aber setzte ganz auf Kommerz, womit er in seiner englischen Wahlheimat bestens ankam.
"Sein 'Messias' gilt als ein durch und durch britisches Werk. Und die Krönungsmesse 'Zadok the Priest', komponiert für Georg II, ist seither fester Bestandteil jeder englischen Krönungszeremonie. Händel wurde britischer Staatsbürger, und er anglisierte seinen Namen. Aus Georg Friedrich wurde George Frideric, und am Ende fühlte er sich wohl selbst als ein echter Engländer."
Eine seiner letzten großen Kompositionen war das Oratorium "Jephtha". Der Autograph der Partitur enthält den Zusatz in Händels wackliger Handschrift: "Hierher kommen den 13. Februar 1751. Verhindert worden wegen so relaxt des Gesichts meines linken Auges."
Zu Mordsappetit, Gicht und Blindheit kam eine schleichende Bleivergiftung hinzu, vermutlich ausgelöst durch jahrelangen übermäßigen Genuss schweren Portweins. Der Meister starb in seinem Schlafzimmer im Haus in der Brook Street. Am Abend zuvor hatte er angekündigt, er wolle keine Gäste mehr empfangen, er sei "fertig mit der Welt".
Über die knarrenden Originaldielen gelangt man von Mister Händel direkt ins Nebenhaus, Brook Street 23. Zwei Jahrhunderte nach Händels Tod, 1968, hatte hier ein anderer Virtuose ein Jahr lang eine Wohnung: Jimmi Hendrix. Ob er den himmlischen George so verehrte wie damals ganz London, dieses Kapitel harrt noch der Enthüllung.
Info
Händel Reveal'd
Handel House Museum
8.4.-25.10.2009