Archiv


Alleskönner an der Schultafel

Die grün-rote Landesregierung strebt eine Vereinheitlichung der Lehrerausbildung an. Mit Ausnahme der Grundschullehrer sollen zukünftig Haupt-, Real- und Gymnasiallehrer genau gleich ausgebildet werden. In Brandenburg und NRW sind ähnliche Trends zu beobachten.

Von Thomas Wagner | 22.06.2013
    Beispiel Baden-Württemberg: Je nach Schultyp gibt es in der Lehrerausbildung Unterschiede wie Tag und Nacht. Grund-, Haupt- und Realschullehrer werden an einer der sechs pädagogischen Hochschulen ausbildet; die Gymnasiallehrer dagegen an der Universität. Das soll sich ändern.

    Die grün-rote Landesregierung strebt eine Vereinheitlichung der Lehrerausbildung an. Mit Ausnahme der Grundschullehrer sollen zukünftig Haupt-, Real- und Gymnasiallehrer genau gleich ausgebildet werden - und zwar sowohl an Universitäten als auch an den Pädagogischen Hochschulen, die gemeinsam Lehrer-Ausbildungsmodule anbieten, erläutert die Grünen-Politikerin Theresia Bauer, Wissenschaftsministerin in Baden-Württemberg:

    "Also es geht eher darum, einzelne Angebote mit einem stärkeren fachwissenschaftlichen Hintergrund aus der Universität zu holen und die stärkeren bildungswissenschaftlichen und didaktischen Angebote aus der Pädagogischen Hochschule zu nehmen."

    Mit dieser Vereinheitlichung der Lehrerausbildung will die rot-grüne Landesregierung in Baden-Württemberg Veränderungen im Bildungsverhalten Rechnung tragen: Viele Kinder, die später einmal studieren, gehen den Weg über die Realschulen und die beruflichen Gymnasien. Deshalb sei in der Realschule bereits ein höheres fachliches Niveau erforderlich. Umgekehrt strebe längst nicht jeder Schüler auf dem Gymnasium später ein Studium an, so SPD-Kultusminister Andreas Stoch:

    "Durch die Übergangszahlen an den Gymnasien sehen wir, dass dort auch viele Schülerinnen und Schüler hingehen, die wahrscheinlich als ihr Ziel nicht zwingend ein Hochschulstudium haben. Und dann ist es für mich ungemein wichtig, dass auch diese Schülerinnen und Schüler auf ihrem Weg zum Abitur, zur mittleren Reife eine gute fachliche Qualität der Ausbildung erfahren, damit sie in ihrem weiteren Lebensweg die Möglichkeit haben, frei zu entscheiden, zum Beispiel über ein berufliches Gymnasium, zum Beispiel über eine duale Berufsausbildung."

    Werden die Unterschiede zwischen den Schulformen geringer, müsse sich auch die Lehrerausbildung angleichen, heißt es in Baden-Württemberg. Immerhin soll dort die Zahl der Gemeinschaftsschulen, die von der fünften bis zur zehnten Klasse alle klassischen Schulformen unter einem Dach zusammenfasst, von 42 auf 129 erhöht werden. Aus ähnlichen Gründen plant auch das Land Brandenburg eine Vereinheitlichung der Ausbildung von Hauptschul-, Real- und Gymnasiallehrern. Der Vorteil:

    ""Gleichzeitig werden die dort ausgebildeten Lehrkräfte natürlich ein Stück weit flexibler im Einsatz für die weiterführenden Schulen. Und natürlich haben wir im Land Brandenburg auch das Problem, dass wir in den kommenden Jahren weniger Kinder im Land haben werden. Da wollen wir ein Stück weit die Weichen so weit stellen, dass wir nicht Lehrer gezielt für solche Schularten ausbilden, wo sie zukünftig gar nicht mehr nachgefragt werden und wo wir sie gar nicht mehr einsetzen können","

    erklärt Stefan Breiding, Sprecher des Brandenburgischen Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport. Auch Berlin strebt eine einheitliche Lehrerausbildung an: Dort können Schüler in der Regel nach der sechsten Klasse die Integrierte Sekundarschule oder das klassische Gymnasium besuchen; beide Schultypen führen grundsätzlich zum Abitur. Allerdings werden die Lehrer derzeit noch separat ausgebildet.

    Das soll sich aber ändern: Die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft hat ein Gesetzesvorhaben auf den Weg gebracht, dass das Lehramtsstudium für beide Schultypen, also für die Integrierte Sekundarschule und für das Gymnasium, vereinheitlicht.

    Und auch in Nordrhein-Westfalen lässt sich ein Trend hin zur einheitlichen Lehrerausbildung ausmachen: Zukünftig sollen die Lehramtsstudiengänge an den Unis nicht mehr, je nach Schultyp, unterschiedlich lang sein.