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Almodovars Stimme
Die mallorquinische Sängerin Concha Buika

"Ich bin einfach Musik", sagt die Sängerin Concha Buika auf die Frage nach ihrer Identität. Die Mallorquinerin mit familiären Wurzeln in Äquatorialguinea ist in Spanien schon lange ein Name. Seit sie Musik zum Soundtrack des Films "Die Haut, in der ich wohne" von Pedro Almodovar beisteuerte, ist Buika auch über ihre Heimat hinaus bekannt geworden.

Von Thekla Jahn |
    "Das Leben hat mir beigebracht zu singen. Ja - das Leben!"
    "Coma era” - ein Lied darüber, wie es war und dass man es nicht mehr genau weiß, wenn die große Liebe nur noch Erinnerung ist. "Como era" ist eines der fünf selbst geschriebenen Stücke, die Buika für ihr neues Album aufgenommen hat: Ein Album über gelebte Liebe - in all ihren Facetten.
    Jaques Brels Klassiker über den verzweifelt Liebenden, der noch in der Zurückweisung, darum bettelt als Schatten der Geliebten existieren zu dürfen, interpretiert von Buika:
    "Das Stück handelt von einem extremen Punkt in der Liebe, zu dem man nicht kommen sollte. Das Lied ist eine Warnung, sich in der Liebe zu einem anderen nicht selbst zu zerstören. Denn das ist schrecklich, und genau deshalb habe ich das Stück ausgewählt."
    Dass Buika, die Mallorquinerin mit familiären Wurzeln in Äquatorialguinea, das Französische nicht richtig ausspricht, was soll's, es geht ihr um die Emotion. Die vermittle sich auch ohne Worte.
    "Die Kraft der Interpretation liegt im Gefühl, nicht in der Stimme oder sonst was."
    Sagt sie, und wenn man dieser schmalen, kleinen Person zuhört, sie bei Konzerten beobachtet, dann ist sie großartig. Lebt - durchlebt - den Text der Stücke, den Rhythmus; fleht, schreit, lacht und weint mit ihrer Stimme. Auf ihr rauchiges Timbre, ihre eigenwilligen Phrasierungen angesprochen, verfällt Buika, die seit Jahren in Miami lebt, plötzlich ins amerikanische Idiom:
    "Es geht nicht darum, eine schöne Stimme zu haben. Wenn Du etwas Wesentliches, etwas Interessantes zu erzählen hast, dann singst Du die Wahrheit, und dann singst Du fantastisch!"
    Das klingt nach amerikanischem Lebensratgeber. Und dann fischt sie mit einem Augenzwinkern auch noch "american like" nach Komplimenten:
    Sie sei einfach Sängerin, eine "Free note". Musiker zu sein, das beinhalte zu viel Verantwortung, die sie gar nicht übernehmen wolle. Dabei hat die 41-jährige Buika durchaus eine musikalische Ausbildung: Jahrelang bekam sie Cellounterricht, lernte Percussion. Aber Gesangsunterricht?
    "Nein. Meine Mutter hat mir beigebracht zu atmen. Alles ist gut, wenn Du nicht vergisst zu atmen. Dann bist Du mutig, und der beste Gesangslehrer ist der Mut. Mutig alle seine Gefühle zu zeigen, mutig sein auch zu irren und singend davon zu erzählen."
    Eigene und adaptierte Songs - wie Billy Holidays "Don´t Explain", eine weitere der zwölf Fremdkomposition des neuen Albums - geraten dabei eigenwillig, Buika-like:
    "Ich akzeptiere keine Grenzen und keine musikalischen Stile. So ist es auch mit dem Flamenco , das ist kein Musikstil. Mach musikalisch, was Du willst, wenn Du Flamenco fühlst, dann klingst Du nach Flamenco. Ich finde, wir Musiker gehören zum diplomatischen Korps. Und wir haben eine wunderbare Mission, weil wir auf dieser Welt Menschen und Ländern miteinander verbinden können."
    Buika nimmt diese Mission ernst, nicht nur ihrem Publikum gegenüber, sondern auch bei der Suche nach bereichernden Begegnungen mit anderen Musikern.
    "Manchmal, wenn man mit einem andern spielt, ist es wie in den Spiegel zu schauen. Sehr schön."
    Sagt Buika, als sie von der Zusammenarbeit mit dem Jazzgitarristen Pat Metheny spricht, mit dem sie ihren Titel No lo se eingespielt hat. Buika ist wie ein Chamäleon. Sie schillert in eben jenen Farben, die zu ihrer Umgebung passen. Mal nach afrikanischen, mal nach lateinamerikanischen, mal nach europäischen Musiktraditionen.
    "Ich habe keine Identität. Wenn ich sage, ich bin Afrikanerin, dann erwidern meine afrikanischen Verwandten: Nein. Du bist nicht dort geboren, sprichst unsere Sprache nicht, kennst unsere Bäume nicht und kannst nicht jagen. Du bist Mallorquinerin. Und auf Mallorca sagen sie: Quatsch, Du bist doch schwarz, also keine von uns. Tja, ich bin einfach Musik. Und ich mache überall mit, wenn sie mich lassen."