"Meine Nicole und ich beim Küchekaufen."
Ein Werbesport aus den frühen 1990er-Jahren:
"Die Küche ohne Kompromisse: Alno – bei ihrem Fachhändler."
Damals war die Welt noch in Ordnung. Und heute? Martin Hörmann, seit dem Sommer Insolvenzverwalter der Alno AG, trat am Stammsitz des Küchenmöbelherstellers im baden-württembergischen Pfullendorf, vor Mitarbeiter und Medienvertreter, um zu verkünden:
"Dass heute das Ende ist von Alno, die bittere Konsequenz für die Arbeitnehmer hier, und natürlich auch für die vielen, die an Alno hängen, für die Familienmitglieder in der Region."
Ein Werbesport aus den frühen 1990er-Jahren:
"Die Küche ohne Kompromisse: Alno – bei ihrem Fachhändler."
Damals war die Welt noch in Ordnung. Und heute? Martin Hörmann, seit dem Sommer Insolvenzverwalter der Alno AG, trat am Stammsitz des Küchenmöbelherstellers im baden-württembergischen Pfullendorf, vor Mitarbeiter und Medienvertreter, um zu verkünden:
"Dass heute das Ende ist von Alno, die bittere Konsequenz für die Arbeitnehmer hier, und natürlich auch für die vielen, die an Alno hängen, für die Familienmitglieder in der Region."
Der Fluch des Erfolges
Vor 90 Jahren war Alno als Familienbetrieb gegründet worden, zunächst als Schreinerei des Schwaben Albert Nothdurft, daher der Name Alno. Nach dem Zweiten Weltkrieg erkannte der schnell, an was es seinerzeit im Nachkriegs-Deutschland unter anderem fehlte: An schmucken Einbauküchen nämlich. In Pfullendorf, eine halbe Autostunde vom Bodensee entfernt, entstand seinerzeit eines der modernsten Küchenwerke Europas; Jahre und Jahrzehnte liefen die Geschäfte dort wie geschmiert. Doch dann suchte das Unternehmen der Fluch des Erfolges heim: Nachfragerückgänge gepaart mit Überkapazitäten brachten das Unternehmen wirtschaftlich ins Schlingern. Wichtigste Einschnitt: Der Börsengang 1995 und der Tod des Unternehmensgründers 1997. Externe Manager kamen an die Spitze des Unternehmens und machten, so dieser Zeitzeuge, vieles falsch.
"Der Senior würde sich im Grabe rumdrehen, wenn er sehen würde, was aus seinem Betrieb geworden ist. Dass einfach verwirtschaftet wird, wenn nur Manager oben dran sind, die nichts verstehen vom Handwerk. Alno war eine gesunde Firma."
Insolvenzantrag im Juli
Doch das ist lange her: Häufige Wechsel an der Vorstandsspitze, ein Umstrukturierungsprogramm folgte dem nächsten; mal Expansion, mal Einsparung , aber , mit Ausnahme von 2004, immer rote Zahlen auf der Ergebnisseite: Der Niedergang von Alno verlief langsam und für viele qualvoll. Im vergangenen Jahr erwirtschafte die Alno AG bei einem Jahresumsatz von knapp einer halben Milliarde Euro einen Verlust von über 67 Millionen Euro. Folge: Insolvenzantrag im Juli, das endgültige Aus für die Produktion heute.
"Das ist eine große Katastrophe, ein schwarzer Freitag für Pfullendorf. Die Mitarbeiter und die Menschen, die betroffen sind, ist das größte Problem. Wie geht es mit den Leuten weiter? Und inwiefern das für viele eine persönliche Katastrophe bedeutet? Das ist das, was mich umtreibt."
Seit Jahrzehnten die Treue gehalten
So Pfullendorfs Bürgermeister Thomas Kugler. Zwar boomt die Bodenseeregion; High-Tech-Betriebe schaffen ständig neue Arbeitsplätze. Nur: Viele der zuletzt 400 Alno-Beschäftigten halten dem Unternehmen seit Jahrzehnten die Treue und befürchten, in ihrem Alter keinen Job mehr zu finden.
"Ich war im Januar 57. Ich werde wohl kein Job mehr kriegen. Vielleicht Schicksal. Vielleicht muss es so sein."
Dabei gab es Hoffnung bis zuletzt, bis heute: Von einem chinesischen Investor war die Rede, der Alno übernehmen wollte. Doch der winkte im letzten Moment ab. Und auch die eher aus der Auto-Zulieferbranche bekannte bosnische Hastor-Gruppe, die im vergangenen Jahr über 40 Prozent der Alno-Aktien übernahm, erwies sich nicht als der Rettungsanker, den man sich erhofft hatte. Ab heute bleibt die Küche kalt bei Alno in Pfullendorf – für immer.