Sie halten dich im Käfig – sie haben dich hinter Gitter gesperrt. Havlitschku – Havel. Das Protestlied wird 1977 vom Liedermacher Jaroslav Hutka für seinen inhaftierten Freund Vaclav Havel geschrieben. Der Dissident ist die Symbolfigur für den Widerstand gegen die Kommunisten.
Das Lied begleitet auch die Tage der Samtenen Revolution 1989. Auch in seinen Anfangsjahren als Präsident wird Havel von den meisten seiner Landsleute besungen und verehrt. Er verkörpert die Hoffnungen der Tschechen auf einen demokratischen Neuanfang, so der Journalist Daniel Kaiser:
"Vaclav Havel ist ganz gewiss eine der wichtigsten Figuren des ganzen 20. Jahrhunderts für die Tschechen, und der letzten 20 Jahre insgesamt. Man begegnet ihm mit vollem Respekt."
Doch der Respekt schwindet mit den Jahren nach 1989. Die politischen und wirtschaftlichen Veränderungen fordern viele Opfer von den Tschechen. Die Arbeitslosigkeit steigt – die Preise gehen nach oben. Viele Erwartungen an den Politiker Havel gehen nicht in Erfüllung, meint der Politikwissenschaftler Jiri Pehe.
"Vaclav Havel hatte riesige Ansprüche an die Gesellschaft. Seinen Reden hatten immer auch einen pädagogischen Inhalt. Die Tschechen hatten deshalb das Gefühl, er redet von oben – quasi von einem Lehrerpult herab. Sie hatten einfach das Gefühl, er versteht ihre Sorgen und Nöte nicht."
Während der Präsident Vaclav Havel international hoch angesehen ist, wird er daheim zum einsamen Rufer in der Wüste. Seine philosophischen Reden - oft ohne handfeste tagespolitische Aussagen - treffen nicht den Ton seiner Landsleute, erklärt der Historiker Miroslav Kunstat. Der Prophet im eigenen Land gerät ins Abseits.
"Der größere Teil des Volkes hat sich kaum tiefer dafür interessiert. Das waren nicht nur politische Reden. Das waren wichtige Europa-Reden oder Reden mit einem breiteren Horizont und wichtigen auch philosophischen Inhalten, die großes Echo hatten, vielleicht in Deutschland oder in Europa größer als hier."
Vaclav Havel wird so zu einer Reizfigur der tschechischen Gesellschaft. Die Zahl seiner Anhänger schrumpft, je länger er im Amt ist. Das Dauergefecht mit seinem politischen Gegenspieler – dem damaligen Ministerpräsidenten und heutigen Nachfolger als Präsident, Vaclav Klaus, nagt zusätzlich an seinem Renommee. Der Wirtschaftsprofessor Klaus erfüllt in den Augen vieler Landsleute eher die Erfordernisse der neuen Zeit.
"Havel mag ein guter Dramatiker sein, aber als Präsident war er überfordert."
Meint dieser 50-jährige Unternehmer.
"Er war ein naiver Träumer, der nur über Wahrheit und Liebe geredet hat."
"Ich verstehe nicht warum ihn einige Leute als den größten Tschechen bezeichnen."
Ärgert sich dieser Rentner.
"Er war immer nur ein Kasper, der sein absurdes Theater auf die Politik übertragen hat."
Tatsächlich wird in Tschechien das künstlerische Werk von Vaclav Havel mittlerweile mehr geschätzt als sein politisches Erbe. Für den Direktor des Prager Nationaltheaters Ondrej Cerny ist der Literat eine prägende Persönlichkeit der tschechischen Geschichte nach 1945.
"Kein anderer Mensch hat unsere ganze Gesellschaft intellektuell und kulturell so stark geprägt wie Vaclav Havel. Er hat mit seiner Arbeit auch die Denkweise der Tschechen grundsätzlich verändert. Die Spur des Literaten Havel ist sehr nachdrücklich in unsere Kunst und Kultur eingraviert."
Das Lied begleitet auch die Tage der Samtenen Revolution 1989. Auch in seinen Anfangsjahren als Präsident wird Havel von den meisten seiner Landsleute besungen und verehrt. Er verkörpert die Hoffnungen der Tschechen auf einen demokratischen Neuanfang, so der Journalist Daniel Kaiser:
"Vaclav Havel ist ganz gewiss eine der wichtigsten Figuren des ganzen 20. Jahrhunderts für die Tschechen, und der letzten 20 Jahre insgesamt. Man begegnet ihm mit vollem Respekt."
Doch der Respekt schwindet mit den Jahren nach 1989. Die politischen und wirtschaftlichen Veränderungen fordern viele Opfer von den Tschechen. Die Arbeitslosigkeit steigt – die Preise gehen nach oben. Viele Erwartungen an den Politiker Havel gehen nicht in Erfüllung, meint der Politikwissenschaftler Jiri Pehe.
"Vaclav Havel hatte riesige Ansprüche an die Gesellschaft. Seinen Reden hatten immer auch einen pädagogischen Inhalt. Die Tschechen hatten deshalb das Gefühl, er redet von oben – quasi von einem Lehrerpult herab. Sie hatten einfach das Gefühl, er versteht ihre Sorgen und Nöte nicht."
Während der Präsident Vaclav Havel international hoch angesehen ist, wird er daheim zum einsamen Rufer in der Wüste. Seine philosophischen Reden - oft ohne handfeste tagespolitische Aussagen - treffen nicht den Ton seiner Landsleute, erklärt der Historiker Miroslav Kunstat. Der Prophet im eigenen Land gerät ins Abseits.
"Der größere Teil des Volkes hat sich kaum tiefer dafür interessiert. Das waren nicht nur politische Reden. Das waren wichtige Europa-Reden oder Reden mit einem breiteren Horizont und wichtigen auch philosophischen Inhalten, die großes Echo hatten, vielleicht in Deutschland oder in Europa größer als hier."
Vaclav Havel wird so zu einer Reizfigur der tschechischen Gesellschaft. Die Zahl seiner Anhänger schrumpft, je länger er im Amt ist. Das Dauergefecht mit seinem politischen Gegenspieler – dem damaligen Ministerpräsidenten und heutigen Nachfolger als Präsident, Vaclav Klaus, nagt zusätzlich an seinem Renommee. Der Wirtschaftsprofessor Klaus erfüllt in den Augen vieler Landsleute eher die Erfordernisse der neuen Zeit.
"Havel mag ein guter Dramatiker sein, aber als Präsident war er überfordert."
Meint dieser 50-jährige Unternehmer.
"Er war ein naiver Träumer, der nur über Wahrheit und Liebe geredet hat."
"Ich verstehe nicht warum ihn einige Leute als den größten Tschechen bezeichnen."
Ärgert sich dieser Rentner.
"Er war immer nur ein Kasper, der sein absurdes Theater auf die Politik übertragen hat."
Tatsächlich wird in Tschechien das künstlerische Werk von Vaclav Havel mittlerweile mehr geschätzt als sein politisches Erbe. Für den Direktor des Prager Nationaltheaters Ondrej Cerny ist der Literat eine prägende Persönlichkeit der tschechischen Geschichte nach 1945.
"Kein anderer Mensch hat unsere ganze Gesellschaft intellektuell und kulturell so stark geprägt wie Vaclav Havel. Er hat mit seiner Arbeit auch die Denkweise der Tschechen grundsätzlich verändert. Die Spur des Literaten Havel ist sehr nachdrücklich in unsere Kunst und Kultur eingraviert."