Beatrix Novy: Alle großen Erfolge schreien nach Fortsetzung, Vom Winde verweht hat sogar schon zwei, warum also nicht auch Winnie-the-Pooh, zu deutsch Pu der Bär? Pu ist nicht von Disney erfunden, sondern von Alan Alexander Milne, der die Stofftiere seines Sohnes zum Leben erweckte. Sein Kinderbuch hat eine globale Verehrergemeinde, die Stätten seines Wirkens sind Kult, in Polen gibt es Pu-der-Bär-Straßen, Milnes Buch wurde in 50 Sprachen übersetzt, bei uns dankenswerterweise zuletzt von Harry Rowohlt, den wollten wir fragen, wie er den Gedanken einer Fortsetzung findet, denn eine solche erscheint im Herbst bei uns, und siehe: Harry Rowohlt hat die auch schon übersetzt.
Harry Rowohlt: "The Wind in the Willows" von Kenneth Grahame, der englische Kinderbuchklassiker, der ist ja auch mehrmals fortgeschrieben worden. Und weil ich den übersetzt habe, habe ich mir die Fortschreibungen auch angesehen, und die sind ganz besonders entsetzlich, das ist überhaupt nicht zu fassen. Und entsprechend skeptisch beziehungsweise direkt ablehnend war ich, als ich hörte, dass "Pu der Bär" fortgeschrieben wurde. Und ich habe das mit großer Muffe angefangen zu lesen und war dann, ich schäme mich selbst, richtiggehend begeistert und habe sofort aufgehört, das zu lesen, und stattdessen angefangen, das zu übersetzen.
Novy: Also Ihre Skepsis hat bei David Benedictus aufgehört.
Rowohlt: Von dem ich noch nie was gehört habe, ja.
Novy: Sie hatten noch nichts von ihm gehört. Jetzt kennen Sie ihn, und warum sind Sie begeistert?
Rowohlt: Ach, wenn ich so was begründen könnte, wäre ich nicht Übersetzer geworden, sondern Literaturkritiker. Bei Liebe kann man doch auch nicht begründen, warum man verknallt ist.
Novy: Wie sind denn die Geschichten?
Rowohlt: Das ist ja tatsächlich eine ganz organisch anmutende Weitererzählung. Es kommt sogar eine neue Person drin vor, die ich natürlich nicht verraten darf. Nur so viel kann ich verraten: Sogar I-Ah, der mäkelige, alte Esel, wird ziemlich aufgemöbelt durch den neuen Mitspieler.
Novy: Also es ist wirklich so, dass wir als Leser erwarten können, dass da jetzt ähnlich zauberische Geschichten mit diesen verzweigten Gedanken fortgeschrieben worden sind, die tatsächlich an Milne anknüpfen?
Rowohlt: Ja, nicht mal nur erinnern, sondern in der Tat anknüpfen. Es ist, als wäre Milnes Geist über David Benedictus gekommen. Obwohl ja natürlich Milne auch nicht ausschließlich gut war. Das Beste, was er je geschrieben hat, waren die beiden "Pu der Bär"-Bücher. Er war eigentlich vorher bekannt als Gesellschaftsdramatiker, der keine dritten Akte schreiben konnte, und schrieb ziemlich laue Satiren für den Punch. Und ich habe versucht, einen Krimi von ihm mal zu lesen, das ist mir nicht gelungen, so blöd war der. Weil er ja letztlich mehr oder weniger doch seinen Sohn Christopher Robin mehr beim Spielen mit dessen Stofftieren belauscht hat und das dann allerdings natürlich wunderschön und ausgeschmückt hingeschrieben hat. Der eigentliche Autor ist Christopher Robin, weshalb man sagen könnte, Christopher Robins Geist ist über David Benedictus gekommen.
Novy: So liest sich der Ursprungs-Pu durchaus, als ob man einen kleinen Jungen namens Christopher Robin haben muss, um das zu können, und auch nur das. Das klingt einleuchtend. Wie steht es aber mit dem Geist der Zeichnung?
Rowohlt: Die Zeichnungen sind unter jeder Kritik, die kann man überhaupt nicht angucken.
Novy: Der Illustrator heißt jetzt Mark Burgess, also von dem halten Sie nicht so viel?
Rowohlt: Nein. Der scheint irgendwie von den Erben durchgedrückt worden zu sein. Glücklicherweise kann er nicht besser zeichnen, sonst würde man doch deutlicher sehen, dass sich "Pu der Bär" an dem Disney-Pu orientiert, und der Esel I-Ah sieht vollends aus wie ein trächtiges Mutterschwein, es ist ganz entsetzlich. Aber ich tröste mich damit, dass Cezanne auch schon nicht zeichnen konnte, und trotzdem ist was aus ihm geworden.
Novy: Könnte das nicht heißen, dass Mark Burgess einfach nicht mehr hinter das allgegenwärtige Disney-Bild zurück konnte?
Rowohlt: Ich glaube nicht, dass er so gut zeichnen kann, dass er da wirklich die Wahl gehabt hätte. Er kann es einfach nicht. Dahinter steckt bestimmt viel an Nepotismus der einen oder anderen Form in seiner düstersten Schattierung.
Novy: Sie haben gesagt, es ist eine Fortschreibung, eine gute Anknüpfung, das heißt, es geht irgendwie weiter. Kann man da nicht doch andeuten, wie es weitergeht, auch wenn Sie keine Einzelgeschichten erzählen würden?
Rowohlt: Ja, jedes Kapitel ist ein abgeschlossener Roman sozusagen. Ich kann das jetzt aber auch nicht verraten, das geht nicht. Ich habe ja schon verraten, dass eine neue Person eingeführt wird, dass es einmal überhaupt aufhört zu regnen, nachdem vorher, wie wir wissen, Ferkel schon einmal von lauter Wasser umgeben war, ist jetzt die große Dürre. Es ist ganz einfach genauso zauberisch wie "Pu der Bär" und "Pu baut ein Haus".
Harry Rowohlt: "The Wind in the Willows" von Kenneth Grahame, der englische Kinderbuchklassiker, der ist ja auch mehrmals fortgeschrieben worden. Und weil ich den übersetzt habe, habe ich mir die Fortschreibungen auch angesehen, und die sind ganz besonders entsetzlich, das ist überhaupt nicht zu fassen. Und entsprechend skeptisch beziehungsweise direkt ablehnend war ich, als ich hörte, dass "Pu der Bär" fortgeschrieben wurde. Und ich habe das mit großer Muffe angefangen zu lesen und war dann, ich schäme mich selbst, richtiggehend begeistert und habe sofort aufgehört, das zu lesen, und stattdessen angefangen, das zu übersetzen.
Novy: Also Ihre Skepsis hat bei David Benedictus aufgehört.
Rowohlt: Von dem ich noch nie was gehört habe, ja.
Novy: Sie hatten noch nichts von ihm gehört. Jetzt kennen Sie ihn, und warum sind Sie begeistert?
Rowohlt: Ach, wenn ich so was begründen könnte, wäre ich nicht Übersetzer geworden, sondern Literaturkritiker. Bei Liebe kann man doch auch nicht begründen, warum man verknallt ist.
Novy: Wie sind denn die Geschichten?
Rowohlt: Das ist ja tatsächlich eine ganz organisch anmutende Weitererzählung. Es kommt sogar eine neue Person drin vor, die ich natürlich nicht verraten darf. Nur so viel kann ich verraten: Sogar I-Ah, der mäkelige, alte Esel, wird ziemlich aufgemöbelt durch den neuen Mitspieler.
Novy: Also es ist wirklich so, dass wir als Leser erwarten können, dass da jetzt ähnlich zauberische Geschichten mit diesen verzweigten Gedanken fortgeschrieben worden sind, die tatsächlich an Milne anknüpfen?
Rowohlt: Ja, nicht mal nur erinnern, sondern in der Tat anknüpfen. Es ist, als wäre Milnes Geist über David Benedictus gekommen. Obwohl ja natürlich Milne auch nicht ausschließlich gut war. Das Beste, was er je geschrieben hat, waren die beiden "Pu der Bär"-Bücher. Er war eigentlich vorher bekannt als Gesellschaftsdramatiker, der keine dritten Akte schreiben konnte, und schrieb ziemlich laue Satiren für den Punch. Und ich habe versucht, einen Krimi von ihm mal zu lesen, das ist mir nicht gelungen, so blöd war der. Weil er ja letztlich mehr oder weniger doch seinen Sohn Christopher Robin mehr beim Spielen mit dessen Stofftieren belauscht hat und das dann allerdings natürlich wunderschön und ausgeschmückt hingeschrieben hat. Der eigentliche Autor ist Christopher Robin, weshalb man sagen könnte, Christopher Robins Geist ist über David Benedictus gekommen.
Novy: So liest sich der Ursprungs-Pu durchaus, als ob man einen kleinen Jungen namens Christopher Robin haben muss, um das zu können, und auch nur das. Das klingt einleuchtend. Wie steht es aber mit dem Geist der Zeichnung?
Rowohlt: Die Zeichnungen sind unter jeder Kritik, die kann man überhaupt nicht angucken.
Novy: Der Illustrator heißt jetzt Mark Burgess, also von dem halten Sie nicht so viel?
Rowohlt: Nein. Der scheint irgendwie von den Erben durchgedrückt worden zu sein. Glücklicherweise kann er nicht besser zeichnen, sonst würde man doch deutlicher sehen, dass sich "Pu der Bär" an dem Disney-Pu orientiert, und der Esel I-Ah sieht vollends aus wie ein trächtiges Mutterschwein, es ist ganz entsetzlich. Aber ich tröste mich damit, dass Cezanne auch schon nicht zeichnen konnte, und trotzdem ist was aus ihm geworden.
Novy: Könnte das nicht heißen, dass Mark Burgess einfach nicht mehr hinter das allgegenwärtige Disney-Bild zurück konnte?
Rowohlt: Ich glaube nicht, dass er so gut zeichnen kann, dass er da wirklich die Wahl gehabt hätte. Er kann es einfach nicht. Dahinter steckt bestimmt viel an Nepotismus der einen oder anderen Form in seiner düstersten Schattierung.
Novy: Sie haben gesagt, es ist eine Fortschreibung, eine gute Anknüpfung, das heißt, es geht irgendwie weiter. Kann man da nicht doch andeuten, wie es weitergeht, auch wenn Sie keine Einzelgeschichten erzählen würden?
Rowohlt: Ja, jedes Kapitel ist ein abgeschlossener Roman sozusagen. Ich kann das jetzt aber auch nicht verraten, das geht nicht. Ich habe ja schon verraten, dass eine neue Person eingeführt wird, dass es einmal überhaupt aufhört zu regnen, nachdem vorher, wie wir wissen, Ferkel schon einmal von lauter Wasser umgeben war, ist jetzt die große Dürre. Es ist ganz einfach genauso zauberisch wie "Pu der Bär" und "Pu baut ein Haus".