Der Jahresbericht der Französischen Behörde für Nukleare Sicherheit (ASN), das sind zwei Kilo Papier, 600 kleinbedruckte Seiten im DIN-A-4-Format, 2000 Kontroll-Untersuchungen sowie eine Flut von Anmerkungen und Beurteilungen. Für ASN-Präsident André-Claude Lacoste lässt sich das Weißbuch relativ einfach zusammenfassen:
"Unsere Bewertung lautet 'recht zufriedenstellend' hinsichtlich der atomaren Sicherheit in Frankreich. Zuvor hatten wir die Situation beim Atomkraftwerkbetreiber EDF untersucht, beim Atomunternehmen Areva und bei der Französischen Atomenergiebehörde CEA. Das heißt, in Frankreich ist nichts Dramatisches passiert."
Doch hinter der zur Schau getragenen Zufriedenheit stecken jede Menge Zwischenfälle. Versteckt auf Seite 373 des Berichts prangt eine aufschlussreiche Übersicht. In der Spalte "Druckwasser-Reaktoren" wurden insgesamt 795 Ereignisse registriert - der höchste Wert seit mindestens fünf Jahren, denn da hören die Vergleichswerte kurioserweise auf.
Immerhin 95 Störungen, ebenfalls ein Spitzenwert, betrafen die Alarmstufe eins. Und erstmals seit fünf Jahren gab es sogar wieder einen Störfall der Alarmstufe zwei. Im südfranzösischen Atommeiler Cruas hatte im Dezember Treibgut auf dem Rhonefluss eine Wasserleitung im Kühlsystem des Atomkraftwerks verstopft – wie auf einem kleinen Kästchen auf Seite 374 berichtet wird. Die Senatsabgeordnete Marie Blandin von den französischen Grünen findet jedenfalls für die französische Atomindustrie das Gütesiegel "recht zufriedenstellend" als grotesk:
"Nehmen Sie den Vorfall im südfranzösischen Forschungszentrum Cadarache. Dort wurde beim Abbau der Atomfabrik hochgefährliches Plutonium entdeckt, von dem niemand weiß, wo es herkommt. Elf Kilo Plutonium reichen bekanntlich aus, um eine Atombombe zu bauen. Zuvor hatte man uns erklärt, dass nach dem Abbau der Anlage sieben Kilogramm fehlen werden, weil das als Staub verloren gehe. Aber am Ende hatten sie 39 Kilogramm Plutonium zu viel! Das zeigt Kompetenzmangel und Stümperhaftigkeit. So kann man mit Atommaterial nicht umgehen."
Die grüne Abgeordnete hat den Eindruck, dass in Frankreich die Wachsamkeit hinsichtlich atomarer Zwischenfälle eher ab- als zunimmt. Der Jahresbericht wird den ausgeprägten Atomkonsens der französischen Nation nicht ins Wanken bringen. Präsident Sarkozy hat bereits – ohne große Wellen zu schlagen - zwei Europäische Druckwasserreaktoren im eigenen Land in Auftrag gegeben. Auch über den Bau einer vierten Reaktorgeneration wird inzwischen wieder laut nachgedacht. Bei hitzigen Debatten rund um die Atomkraft geht es in Frankreich bis heute nicht darum, ob Atomstrom produziert werden soll, sondern nur wo und wie viel. Zwischenfälle hin oder her, die atomare Sicherheit macht in Frankreich jedenfalls unaufhörlich Fortschritte, glaubt man dem Chef der Behörde für nukleare Sicherheit, André-Claude Lacoste:
"Wir haben den Eindruck, dass global gesehen die Sicherheit Fortschritte gemacht hat. Wenn wir die heutige Lage mit jener von vor fünf oder zehn Jahren vergleichen, dann ist sie sicherlich besser, aber es handelt sich um einen langsamen und kontinuierlichen Fortschritt."
"Unsere Bewertung lautet 'recht zufriedenstellend' hinsichtlich der atomaren Sicherheit in Frankreich. Zuvor hatten wir die Situation beim Atomkraftwerkbetreiber EDF untersucht, beim Atomunternehmen Areva und bei der Französischen Atomenergiebehörde CEA. Das heißt, in Frankreich ist nichts Dramatisches passiert."
Doch hinter der zur Schau getragenen Zufriedenheit stecken jede Menge Zwischenfälle. Versteckt auf Seite 373 des Berichts prangt eine aufschlussreiche Übersicht. In der Spalte "Druckwasser-Reaktoren" wurden insgesamt 795 Ereignisse registriert - der höchste Wert seit mindestens fünf Jahren, denn da hören die Vergleichswerte kurioserweise auf.
Immerhin 95 Störungen, ebenfalls ein Spitzenwert, betrafen die Alarmstufe eins. Und erstmals seit fünf Jahren gab es sogar wieder einen Störfall der Alarmstufe zwei. Im südfranzösischen Atommeiler Cruas hatte im Dezember Treibgut auf dem Rhonefluss eine Wasserleitung im Kühlsystem des Atomkraftwerks verstopft – wie auf einem kleinen Kästchen auf Seite 374 berichtet wird. Die Senatsabgeordnete Marie Blandin von den französischen Grünen findet jedenfalls für die französische Atomindustrie das Gütesiegel "recht zufriedenstellend" als grotesk:
"Nehmen Sie den Vorfall im südfranzösischen Forschungszentrum Cadarache. Dort wurde beim Abbau der Atomfabrik hochgefährliches Plutonium entdeckt, von dem niemand weiß, wo es herkommt. Elf Kilo Plutonium reichen bekanntlich aus, um eine Atombombe zu bauen. Zuvor hatte man uns erklärt, dass nach dem Abbau der Anlage sieben Kilogramm fehlen werden, weil das als Staub verloren gehe. Aber am Ende hatten sie 39 Kilogramm Plutonium zu viel! Das zeigt Kompetenzmangel und Stümperhaftigkeit. So kann man mit Atommaterial nicht umgehen."
Die grüne Abgeordnete hat den Eindruck, dass in Frankreich die Wachsamkeit hinsichtlich atomarer Zwischenfälle eher ab- als zunimmt. Der Jahresbericht wird den ausgeprägten Atomkonsens der französischen Nation nicht ins Wanken bringen. Präsident Sarkozy hat bereits – ohne große Wellen zu schlagen - zwei Europäische Druckwasserreaktoren im eigenen Land in Auftrag gegeben. Auch über den Bau einer vierten Reaktorgeneration wird inzwischen wieder laut nachgedacht. Bei hitzigen Debatten rund um die Atomkraft geht es in Frankreich bis heute nicht darum, ob Atomstrom produziert werden soll, sondern nur wo und wie viel. Zwischenfälle hin oder her, die atomare Sicherheit macht in Frankreich jedenfalls unaufhörlich Fortschritte, glaubt man dem Chef der Behörde für nukleare Sicherheit, André-Claude Lacoste:
"Wir haben den Eindruck, dass global gesehen die Sicherheit Fortschritte gemacht hat. Wenn wir die heutige Lage mit jener von vor fünf oder zehn Jahren vergleichen, dann ist sie sicherlich besser, aber es handelt sich um einen langsamen und kontinuierlichen Fortschritt."