Petr Manek interessiert sich für einen gebrauchten Diesel. Mit der Schadstoffklasse hält er es wie die meisten Tschechen: "Ich vergleiche die Preise, schaue auf das Baujahr und darauf, wie viele Kilometer er schon gelaufen ist. Die Emissionen sind mir egal."
Und Petr Vanecek, Chef eines großen Gebrauchtwagenhandels kann das nur bestätigen. "Für den tschechischen Kunden hat der Nutzwert des Gebrauchtwagens Bedeutung. Für die Emissionswerte interessiert er sich nicht."
Den Dieselskandal und die Diskussion um die Grenzwerte für Stickoxide in Deutschland beobachtet die Branche in Tschechien sehr aufmerksam. Und eigentlich hat man hier auch damit gerechnet, dass es zu einem starken Anstieg beim Import älterer deutscher Dieselfahrzeuge kommt.
Petr Vanecek: "Bisher ist es aber nicht dazu gekommen. Im vergangenen Jahr gab es einen Zuwachs von vier Prozent. Der Einfluss ist also minimal"
"Wir sind besser dran als ihr"
Die Diskussion im Nachbarland und die Urteile über Dieselfahrverbote in bestimmten Straßen von Großstädten sehen die Gebrauchtwagenhändler eher mit Unverständnis. Petr Prikyl ist der Chef ihres Verbandes: "Wir sind in der Tschechischen Republik besser dran als Ihr. Bei uns gelten solche Begrenzungen nicht. Und wir wünschen uns, dass es dazu nicht kommt."
Jiri Kozelouh vom Umweltverband "Duha" würde sich schon eine Luftreinhalte-Politik nicht deutschem Vorbild wünschen, mit Umweltzonen und vor allem mit Druck von Seiten der EU, die einschlägigen Normen einzuhalten.
"Tschechien hat eindeutig ein Problem mit Feinstaub. In Prag werden die Grenzwerte ständig überschritten - auch die für Stickoxide, die durch den intensiven Autoverkehr verursacht werden."
"Bisher hat bei uns keine Stadt Umweltzonen eingerichtet, weil die Verkehrs-Infrastruktur das nicht hergibt", entgegnet Jakub Achrer vom tschechischen Umweltministerium. Es fehlen Ausweichrouten. Die müssen wir in Tschechien erst bauen, und dann erst können wir dieses Instrument nutzen."
Hinzu kommt: Die Umweltbewegung in Tschechien ist nicht so stark, die Grüne Partei spielt praktisch keine Rolle. Autohändler Petr Prikyl kann also noch auf gute Geschäfte mit den Gebrauchten aus Deutschland hoffen kann.
"Diesel-Fahrzeuge mit Euro 3 und 4 würden uns helfen"
"Wenn das Auto von Euch keinen Unfallschaden hat, sehe ich keinen Grund, warum der tschechische Kunde einen guten fünf Jahre alten Gebrauchtwagen aus Deutschland nicht kaufen soll. Offen gestanden, wir wehren uns nicht dagegen. Ein fünfjähriger Gebrauchter ist für uns gut."
Denn die Fahrzeugflotte in Tschechien ist doch arg betagt. Im Durchschnitt 14 Jahre sind die Autos auf der Straße, in Deutschland sind es acht Jahre. Jakub Achrer kann deshalb steigenden Importen von Dieselfahrzeugen durchaus etwas abgewinnen.
"Nach unseren Studien werden drei Viertel der Luftverschmutzung von fünf Prozent der Fahrzeuge verursacht. Wir reden von Diesel-PKW mit Euro-Norm 1 und 2. Wenn aus Deutschland Fahrzeuge mit Euro 3 und 4 importiert würden, wäre das kein Problem. Im Gegenteil, es würde uns bei der Ablösung des alten PKW-Fuhrparks helfen."