Auf den ersten Blick schien der Erdhügel, in den Grabräuber eine Öffnung geschaufelt hatten, nicht sonderlich vielversprechend: Nur ein Meter Erde bedeckt den Raum - viel zu wenig, um im tropischen Klima Schutz zu bieten. Trotzdem schaute sich ein Student den schmalen Gang an - und entdeckte an einem Stück freigelegter Wand schwache Spuren von schwarzen und roten Pigmenten:
"Eigentlich brachten die Maya die Dächer der Gebäude, die sie nicht mehr brauchten, zum Einsturz, ebneten sie ein und bauten erneut darauf. Hier jedoch füllten sie den gesamten Raum mit Geröllen. Als wir uns entschlossen, das Ganze näher zu untersuchen, rechneten wir nicht mit größeren Entdeckungen, wollten nur die Größe des Raums erfahren. Dann fanden wir an drei Wänden und der Decke Zeichnungen und Hieroglyphen - und bekamen sehr viel mehr, als gedacht."
Nämlich Einblick in ein Arbeitszimmer für Schreiber und Astronomen, erzählt William Saturno von der Boston University. In dem nur knapp vier Quadratmeter großen Raum thront der Tür gegenüber der farbenprächtig gezeichnete Maya-König von Xultún in vollem Ornat. In seine Richtung streckt ein in leuchtendes Orange gekleideter Mann, wohl der Schreiber, seine Hand aus:
"Wenn man dann durch die Tür tritt, sieht man außerdem auf der Westwand drei schwarz gezeichnete, exakt gleich gekleidete Männer. Sie tragen weiße Leinentücher und einen schwarzen Kopfschmuck mit einer einzelnen roten Feder. Sie alle schauen auf die Nordwand mit dem König."
So beeindruckend die Zeichnungen sind, den größten Schatz des Raums birgt die vierte, schlecht erhaltene Wand: Sie ist voller Zahlen, Hieroglyphen und astronomischer Zeichen:
"Die astronomischen Tabellen und Kalender zeigen, dass dieser Raum immer wieder für Schreibarbeiten und Berechnungen genutzt worden ist. Es sind die ersten Tabellen dieser Art, die wir aus dieser sogenannten klassischen Periode kennen. Die nächsten uns bekannten Maya-Bücher mit solchen Tabellen sind 500 Jahre jünger. Trotzdem enthalten diese wenigen erhaltenen Artefakte ganz ähnliche Tabellen wie die, die in Xultún an die Wand gemalt worden sind."
Dank der Hieroglyphen und Zahlen lassen sich die Zeichnungen auf die Jahre 813/814 datieren - und das könnte der Grund sein, warum die Wand als Informationsträger gewählt wurde und nicht empfindliche Blätter wie bei den anderen Büchern: Es war eine Zeit der Unruhen - und die Schreiber wollten ihren Aufzeichnungen wohl Dauer verleihen:
"Es geht darum, Tage zu zählen und das nächste Ereignis zu berechnen. Die Maya nutzten ihre exzellenten astronomischen Kenntnisse, um beispielsweise wichtige Zeremonien festzulegen. Sie wollten ihre eigene Geschichte mit der kosmischen verbinden. In diesen Zahlenkolonnen an der Wand steckt nicht viel Historisches drin, bei den meisten geht es um die Verfolgung und Berechnung der Mondbahn."
Einige andere Kolonnen könnten sich auf die Bahnen von Mars und Venus beziehen. Die Zeichen an den Wänden belegen, dass die Maya-Astronomen bereits mit Mond-Halbjahren von 177 beziehungsweise 178 Tagen rechneten - ähnlich wie wir heute mit den Schaltjahren. Eine Korrektur, die die genaue Vorhersage von Mondfinsternissen erlaubte, war jedoch noch nicht eingeführt. Saturno:
"Wir sind mit unserer Arbeit noch nicht fertig, denn bislang haben wir nur die gut erhaltenen Teile entziffert. Mit Hilfe von moderner Technik wollen wir auch noch die verborgenen Details extrahieren."
Und dann hatten die Wissenschaftler noch eine nicht ganz unwichtige Nachricht zu verkünden: Die astronomischen Berechnungen von Xultún sagen nicht voraus, dass die Welt am 21. Dezember 2012 untergehen wird. Der letzte Eintrag in diesen Tabellen bezieht auf ein Ereignis, das - von heute aus gesehen - noch Tausende Jahre in der Zukunft liegt.
"Eigentlich brachten die Maya die Dächer der Gebäude, die sie nicht mehr brauchten, zum Einsturz, ebneten sie ein und bauten erneut darauf. Hier jedoch füllten sie den gesamten Raum mit Geröllen. Als wir uns entschlossen, das Ganze näher zu untersuchen, rechneten wir nicht mit größeren Entdeckungen, wollten nur die Größe des Raums erfahren. Dann fanden wir an drei Wänden und der Decke Zeichnungen und Hieroglyphen - und bekamen sehr viel mehr, als gedacht."
Nämlich Einblick in ein Arbeitszimmer für Schreiber und Astronomen, erzählt William Saturno von der Boston University. In dem nur knapp vier Quadratmeter großen Raum thront der Tür gegenüber der farbenprächtig gezeichnete Maya-König von Xultún in vollem Ornat. In seine Richtung streckt ein in leuchtendes Orange gekleideter Mann, wohl der Schreiber, seine Hand aus:
"Wenn man dann durch die Tür tritt, sieht man außerdem auf der Westwand drei schwarz gezeichnete, exakt gleich gekleidete Männer. Sie tragen weiße Leinentücher und einen schwarzen Kopfschmuck mit einer einzelnen roten Feder. Sie alle schauen auf die Nordwand mit dem König."
So beeindruckend die Zeichnungen sind, den größten Schatz des Raums birgt die vierte, schlecht erhaltene Wand: Sie ist voller Zahlen, Hieroglyphen und astronomischer Zeichen:
"Die astronomischen Tabellen und Kalender zeigen, dass dieser Raum immer wieder für Schreibarbeiten und Berechnungen genutzt worden ist. Es sind die ersten Tabellen dieser Art, die wir aus dieser sogenannten klassischen Periode kennen. Die nächsten uns bekannten Maya-Bücher mit solchen Tabellen sind 500 Jahre jünger. Trotzdem enthalten diese wenigen erhaltenen Artefakte ganz ähnliche Tabellen wie die, die in Xultún an die Wand gemalt worden sind."
Dank der Hieroglyphen und Zahlen lassen sich die Zeichnungen auf die Jahre 813/814 datieren - und das könnte der Grund sein, warum die Wand als Informationsträger gewählt wurde und nicht empfindliche Blätter wie bei den anderen Büchern: Es war eine Zeit der Unruhen - und die Schreiber wollten ihren Aufzeichnungen wohl Dauer verleihen:
"Es geht darum, Tage zu zählen und das nächste Ereignis zu berechnen. Die Maya nutzten ihre exzellenten astronomischen Kenntnisse, um beispielsweise wichtige Zeremonien festzulegen. Sie wollten ihre eigene Geschichte mit der kosmischen verbinden. In diesen Zahlenkolonnen an der Wand steckt nicht viel Historisches drin, bei den meisten geht es um die Verfolgung und Berechnung der Mondbahn."
Einige andere Kolonnen könnten sich auf die Bahnen von Mars und Venus beziehen. Die Zeichen an den Wänden belegen, dass die Maya-Astronomen bereits mit Mond-Halbjahren von 177 beziehungsweise 178 Tagen rechneten - ähnlich wie wir heute mit den Schaltjahren. Eine Korrektur, die die genaue Vorhersage von Mondfinsternissen erlaubte, war jedoch noch nicht eingeführt. Saturno:
"Wir sind mit unserer Arbeit noch nicht fertig, denn bislang haben wir nur die gut erhaltenen Teile entziffert. Mit Hilfe von moderner Technik wollen wir auch noch die verborgenen Details extrahieren."
Und dann hatten die Wissenschaftler noch eine nicht ganz unwichtige Nachricht zu verkünden: Die astronomischen Berechnungen von Xultún sagen nicht voraus, dass die Welt am 21. Dezember 2012 untergehen wird. Der letzte Eintrag in diesen Tabellen bezieht auf ein Ereignis, das - von heute aus gesehen - noch Tausende Jahre in der Zukunft liegt.