"Hallo, ich bin Roreas. Ich begrüße Sie zu Ihrem Lauftraining. Bitte setzen Sie sich, damit Sie die Schaltflächen auf meinem Bildschirm gut bedienen können."
Es ist kein Mensch, der hier spricht. "Roreas" ist eine Abkürzung für die Wörter "Robotischer Reha-Assistent". Der etwa 1,50 Meter große Apparat bewegt sich auf Rollen. In einer Glaskugel, die an einen Kopf erinnert, sind zwei freundliche Augen montiert.
Die Patienten, die Roreas unterstützen soll, kommunizieren mit ihm aber vor allem über einen Touchscreen-Bildschirm, erklärt Horst-Michael Groß, Professor an der Technischen Universität Ilmenau. Er hat Roreas mit entwickelt. "Hier geht es um Schlaganfallpatienten, die durch den Roboter animiert werden sollen, Eigentraining zu vollziehen, sodass man üben kann, sich in seinem Laufverhalten nach dem Schlaganfall zu verbessern."
Nicht eine menschliche Pflegekraft begleitet also Patienten beim Training, sondern ein Roboter. Im praktischen Einsatz ist Roreas aber noch nicht. Nach einer mehrmonatigen Erprobungsphase überlegen seine Entwickler derzeit, wie sich Probleme lösen lassen, die sich bei den Tests gezeigt haben. "Sie kennen Gänge in Kliniken, dort gibt es ganz schnell mal Hindernisse, Betten, Reinigungswagen, und wenn dann auch noch ein Rollstuhl entgegenkommt, dann hat man im Nu eine richtige Verklemmung."
Blick nach Dänemark
Dass Roboter lernen können, sich unfallfrei auf Klinikfluren zu bewegen, hat sich Helle Dokken, die Pflegedirektorin des Münchner Uni-Klinikums Großhadern, kürzlich in Dänemark zeigen lassen. Die Münchner haben noch keine Roboter im Einsatz. Doch weil das Klinikum komplett neu gebaut werden soll, wollte die Führungsriege von den dänischen Kollegen erfahren, was jetzt schon möglich ist - etwa wenn es um Transportaufgaben geht. "Die Pflegenden auf der Station haben Medikamente von einem anderen Bereich angefordert. Der Roboter ist dann dahin gegangen, hat das Medikament beladen bekommen und ist wieder zurückgekommen auf Station." Und der stellvertretende Pflegedirektor der Münchner Uni-Klinik, Alfred Holleried, erwartet, dass der Einsatz von Robotern in Zukunft nicht auf Hol- und Bringdienste beschränkt bleibt: "Wie uns bestätigt wurde, haben sie bereits einen Roboter entwickelt, der unterstützend, wohlgemerkt, unterstützend beim Lagern und Heben von Patienten eingesetzt werden kann."
Es gehe dabei nicht darum, menschliche Pflegekräfte komplett zu ersetzen, betont die Pflegedirektorin Helle Dokken. "Wo ich den hauptsächlichen Benefit sehe bei den Pflegerobotern, ist, dass die Pflegekräfte von Zusatzaufgaben einfach entlastet werden, und dass der Beruf als solcher attraktiver wird. Weil ich mich tatsächlich um die Pflege kümmern kann."
Zuwendung vom Roboter?
Wobei Pflege auch Zuwendung heißt. Doch auch die könnten Roboter vermitteln, glauben Ingenieure. Schon seit über 20 Jahren wird ein Apparat vermarktet, den auch Alexander Sigelen vom Mannheimer Technik-Museum Technoseum bei einer Medizintechnik-Ausstellung im vergangenen Jahr vorführte. "Das ist ein kleiner robbenförmiger Roboter, der mit verschiedenen Berührungssensoren ausgestattet ist, auf Streicheln reagiert. Reagiert auf Licht und auch auf seinen Namen: Paro? Paro?" Es ist eine besondere Form der Pflege, bei der Paro Verwendung findet. "Im Einsatz mit demenzkranken Patienten, die mit menschlicher Ansprache nicht mehr ansprechbar waren, die sich mit diesem Gerät wieder öffnen oder autistischen Kinder, die da wieder ansprechbar werden."
Wirklich weit verbreitet hat sich Paro aber noch nicht - so wie überhaupt Pflegeroboter in Deutschland noch kaum zum Einsatz kommen. Die Entwickler sind aber zuversichtlich, dass bald schon immer häufiger nicht nur etwa Transportroboter auf Klinikfluren zu sehen sein werden, sondern auch maschinelle Reha-Trainer wie etwa Roreas. "Wir beenden unser Training für heute. Ihre Leistung hat sich seit dem letzten Training deutlich verbessert. Ich werde Sie jetzt zu Ihrem Zimmer bringen. Bitte folgen Sie mir."