Eine generalistische Ausbildung, wie von der Politik gefordert, soll eigentlich den Pflegeberuf attraktiver machen, doch das Gegenteil sei der Fall, sagt Bernd Tews, Geschäftsführer des Bundesverbands privater Anbieter sozialer Dienste. Er fürchtet die Nachteile einer einheitlichen Ausbildung. Würden Alten-, Gesundheits-, und Kinderkrankenpflege zu einem einzigen Ausbildungsberuf zusammengelegt, würde es in Deutschland keine ausgebildeten Altenpfleger mehr geben. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels ein verheerendes Szenario, meint Bernd Tews, stellvertretend für das Bündnis für Altenpflege.
"Dieses Berufsbild Altenpflege, was es eben so europaweit nirgends gibt, wird nicht weiter entwickelt. Dem Bedarf der demografischen Entwicklung wird nicht Rechnung getragen und die Altenpflege kommt unter die Räder und letztendlich wird das eine überwiegend krankenpflegerisch orientierte Ausbildung und das sind unsere Befürchtungen."
Derzeit umfasst eine dreijährige Ausbildung in der Altenpflege etwa 2000 Theoriestunden sowie 2500 praktische Ausbildungsstunden. Stehen in der Theorie Themen wie Haftungsrecht, Patientenverfügung, Vorsorgevollmachten und Betreuungsrecht im Vordergrund, geht es in der praktischen Ausbildung um die Substanz der eigentlichen Altenpflege. Björn Beckmann ist Altenpflegeschüler im zweiten Ausbildungsjahr.
"Ja, man gibt uns verschiedene Werkzeuge an die Hand, zeigt uns auch das altenpflegerische Netzwerk auf, wie wir die Leute und auch die Angehörigen beraten können. Welche Möglichkeiten die Leute haben, ob es eine Kurzzeit- oder eine Tagespflege ist, ob es der ambulante Pflegedienst ist oder eine vollstationäre Pflegeeinrichtung."
Die angehenden Altenpfleger sollen Krankheitsbilder wie Parkinson und Demenz verstehen und außerdem Familienangehörige im Bürokratiedschungel der Pflegeparagrafen beraten. Die Anforderungen sind hoch, erklärt Jörg Peter, stellvertretender Schulleiter einer Berufsfachschule Altenpflege in Berlin. Er fürchtet, dass bei einer Einheitsausbildung etwa ein Viertel der Ausbildungsinhalte des Altenpflegeberufs wegfallen würde.
"Also beispielsweise, dass man über das Alter als einen Veränderungsprozess Bescheid weiß, dass man eine besondere Art der Kommunikation erlernt hat, mit demenziell Erkrankten und ihren Angehörigen. Das würde alles verloren gehen, wenn man diese generalistische Ausbildung einführen würde."
Carola Uhlig ist 46 Jahre alt und arbeitet als Pflegehelferin in einem privaten Pflegeheim. Seit zwei Jahren erlernt sie berufsbegleitend den Beruf der Altenpflegerin an einer Berufsfachschule.
"Für mich ist das Besondere, dass ich die alten Menschen begleite, dass ich deren Familienangehöriger werde, deren Freund, deren Vertrauter, deren Helfer. Alles, was am Lebensende bei vielen weggebrochen ist. Alte Menschen haben ihr Leben gelebt, sind geformt und deswegen glaube ich, ist Altenpflegeausbildung wichtig, um mit der Biografiearbeit, mit den Erkrankungen im Alter für den Menschen da sein zu können."
So ist etwa die Kommunikation mit dementen Menschen ein besonderes Ausbildungsmodul in der Altenpflege. An der Berufsfachschule lernt Carola Uhlig, mit Parkinson und Demenz Erkrankten umzugehen.
"Wenn ich den Menschen nicht erreiche, wenn ich seine Stimmung nicht erkennen kann, seinen Zustand, wo befindet er sich, in welcher zeitlichen Schiene ist er in seinem Leben gerade, dann kann ich keine pflegerischen Maßnahmen vornehmen."
Trotz der schlechten Bezahlung und obwohl der Beruf des Altenpflegers ein schlechtes Image hat, Carola Uhlig ist dankbar für jedes Lächeln der ihr Anvertrauten.
"Und wenn ich es schaffe, ihnen täglich ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern, ist das die Aufstockung in meiner Lohntüte."
Beim Bündnis für Altenpflege in Deutschland setzt man nun auf Fachgespräche mit den zuständigen Politikern. Zumindest der Ausbildungsberuf Altenpfleger soll offensichtlich erhalten bleiben. Inwieweit die Ausbildungsinhalte der Altenpflege, denen der Gesundheits-, und Kinderkrankenpflege angeglichen werden sollen, ist offen.