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Alter Haferbrei
Kochen in der Sahara vor 10.000 Jahren

Dass unsere Vorfahren schon vor 50.000 Jahren Grill-Experten waren, haben Ausgrabungen gezeigt, bei denen geröstete Überreste von Tieren gefunden wurden. Wann das erste Kochgeschirr entwickelt wurde, war bislang unklar. Britische Forscher berichten nun, dass sie den frühesten bislang bekannten Beleg dafür in der Sahara entdeckt haben.

Von Michael Stang |
    Die menschenleere Sarah - endloser Wüstensand mit Verwehungen und einer Wüstenstraße. Darüber Himmel.
    Was genau die Saharabewohner vor mehr als 10.000 Jahren zubereitet haben, ist unklar. (TOROMORO/MAXPPP/ Oussama Ayoub)
    Die Sahara im Norden Afrikas war nicht immer der trockene und lebensfeindliche Ort, wie er sich heute darstellt. Vor mehr als 10.000 Jahren war die Landschaft fruchtbar, viele große Säugetiere, Reptilien und Vögel lebten dort, ebenso gab es reichlich Fisch in den zahlreichen Seen. Eine attraktive Gegend mit reichlich Nahrung für unsere Vorfahren, so Julie Dunne von der Universität von Bristol.
    "Ich hatte mich zunächst mit den Anfängen der Milchwirtschaft in der Sahara beschäftigt. Die frühesten Nachweise in ganz Nordafrika sind etwa 7.000 Jahre alt. Wir hatten bis vor kurzem nie ältere Tontöpfe mit Speiseresten gefunden. Daher waren wir sehr überrascht, dass wir auf einmal diese frühen Keramiken entdeckt haben, in denen überwiegend Pflanzen gekocht wurden."
    Fette und Öle in den Scherben nachgewiesen
    Die britische Chemikerin hatte mehr als 100 Scherben von zwei Ausgrabungsstätten in der lybischen Sahara untersucht. Diese Keramiken waren unglasiert, wurden vor 10.200 Jahren hergestellt und wurden offenbar viel benutzt.
    "Wir haben uns angeschaut, welche Fette und Öle wir in den Scherben nachweisen und welche Isotopensignaturen wir noch finden konnten, um Rückschlüsse auf die gekochten Pflanzen zu ziehen. Offenbar haben diese Jäger und Sammler damals viele verschiedene Pflanzen zubereitet, Getreide, Korn, Samen, Grünpflanzen und so weiter. Es sieht so aus, als ob sie verschiedene Mahlzeiten wie Haferbrei gekocht haben."
    Zwar habe es schon mehrfach Hinweise darauf gegeben, dass Pflanzen dort schon vor mehreren tausend Jahren nicht nur roh gegessen, sondern auch zubereitet wurden, etwa durch Funde von Mahlsteinen. Viele dieser Indizien stammen aus der Zeit vor den ersten Ackerbauen, also noch bevor Pflanzen gezüchtet und angebaut wurden. Der direkte Beweis für das Zubereiten von Pflanzen in Töpfen fehlte aber bislang.
    "Das ist nun der erste und gleichzeitig älteste Nachweis für die frühe Gemüse-Küche. Daher sind wir begeistert, dass wir diese Entdeckung gemacht haben. Es ist gut möglich, dass diese Tontöpfe speziell für diesen Nutzen – also das Kochen von Pflanzen – erfunden wurden."
    Kein eintöniger Speiseplan
    Damit sieht es so aus, als ob das Herstellen von Keramiken, also von Kochgeschirr, zweimal erfunden wurde. Die ältesten bislang bekannten Töpfe stammen aus Ostasien und seien rund 16.000 Jahre alt. Jetzt sieht es so aus, dass Suppentöpfe später noch einmal im Norden Afrikas erfunden wurden. Was genau die Saharabewohner vor mehr als 10.000 Jahren zubereitet haben, könne sie nicht sagen, so Julie Dunne. Klar ist nur, dass der Speiseplan vielfältig und alles andere als eintönig war. Als die Sahara später langsam trockener wurde, stellten die Menschen dort zwar die Züchtung ihrer Rinder allmählich auf die Haltung von Schafen und Ziegen um, Pflanzen bauten sie dort wie die Viehzüchter im Nahen Osten damals aber noch nicht an.
    "Wir sehen dort für lange Zeit keine Anzeichen für domestizierte Pflanzen, das fängt erst viel später an. Es gab ja auch keinen Grund, Pflanzen anzubauen, weil genug Grünzeug jederzeit und überall zugänglich war."
    Denn im Norden Afrikas waren die Jahreszeiten nicht so stark ausgeprägt wie im Mitteleuropa und die Menschen mussten keine kargen Winter überstehen, in denen keine essbaren Pflanzen mehr wuchsen. Vor daher war der Speisplan vor 10.000 Jahren in der Sahara vermutlich frei von saisonalen Rhythmen.