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Alternative zum Plastik
Mehrweg-Verpackungen für den Online-Handel

Der Boom des Online-Handels hat dafür gesorgt, dass immer mehr Verpackungsmüll anfällt, ein großer Teil davon aus Plastik. Ein Start-up-Unternehmen aus Finnland hat eine Alternative entwickelt: Gelbe Taschen aus dem Kunststoff Polypropylen, die Kunden nach Gebrauch zurücksenden können.

Von Carsten Schmiester |
Pakete auf einem Fließband
Verpackungen sind meist Einweg-Produkte - noch. (dpa / pa / Mächler)
Das Geniale an diesem StartUp ist, dass es sich als Lösung eines Problems präsentierte, als das Problem selbst in seiner aktuellen Dimension noch gar nicht da war: Die Verpackungsberge des Online-Bestellbooms, zu dem auch die massenhafte Rücksendung von Waren zählt, die nicht gefallen, nicht passen, fehlerhaft sind oder am Ende vielleicht doch nicht gebraucht werden?! Pappkartons gefühlt bis zum Mond, dazu bergeweise Plastikfolien und Füllmaterial. Das alles gab es vor acht Jahren erst in aus heutiger Sicht harmloser Dosis, doch der Finne Juha Mäkelä erkannte Risiken und Nebenwirkungen und überzeugte Petri Piirainen und Jonne Hellgren von seiner im Grund simplen Vision: Mehr- statt Einweg. Hellgren ist heute Geschäftsführer von "RePack" in Helsinki:
Verpackungen sollten leicht und widerstandsfähig sein
"Einwegverpackungen aus Plastik sind so ziemlich das schlechteste, was es gibt. Bei RePack geht es deshalb um Wiederverwertbarkeit, man schickt die Verpackungen zurück, die widerstandsfähig und leicht sein müssen. Wir verwenden also für unsere Packungen Plastik mit hoher Haltbarkeit."
Die gelben Taschen aus Polypropylen gibt es in drei Größen. Unternehmen können ihre Waren darin versenden und die Kunden können sie zurückschicken. Kostenlos und aus Sicht der Verkäufer natürlich am liebsten leer und schön zusammengefaltet. Sie werden dann gereinigt - wenn nötig und möglich - geflickt und bis zu 20 Mal wieder in den Kreislauf gebracht. Finnland war dabei die ideale Startrampe für dieses StartUp:
"Die finnische Bürokratie ist zuverlässig, schnörkellos und einfach. Und Finnland ist ja ein kleiner Markt. Alles, was man hier anfängt, muss schnell global werden. Es ergibt keinen Sinn, etwas nur für Finnland zu entwickeln. Das zwingt uns, größer zu denken."
Deutsche gelten als extrem langsam und konservativ
Nicht, dass RePack schon ein globaler Player wäre, aber es läuft mit zehn Mitarbeiterin und 40 Onlinehändlern vor allem aus der Textilbranche, die diesen Service nutzen. Die Zentrale ist in Helsinki, Büros gibt es daneben in Amsterdam und in Hamburg.
"Bevor wir nach Deutschland gegangen sind, hatte man uns gesagt, dass wir das unbedingt machen sollten. Deutsche seien offen für ökologische Innovationen. Aber jetzt nach zwei, drei Jahren finden wir Deutschland extrem langsam und konservativ."
Das sind die Firmen ganz bestimmt nicht, die inzwischen auch auf RePack setzen: Mika Marianen ist Manager bei Makia Clothing, einer finnischen Outdoorkleidermarke. Sein Unternehmen spart eine Menge Kosten für Einwegverpackungen, tut etwas für die CO2- und die Müllbilanz; dazu natürlich fürs Image...
"...und es ist ja auch gut für den Kunden. Er oder sie bekommt einen kleinen Gutschein. Trotzdem schicken nur zwei Drittel die Verpackungen zurück, der Rest behält sie, denn die Beutel sind ja auch sehr schick. Also, wir bekommen nur positive Rückmeldungen."