Das Ergebnis der Studie ist ziemlich eindeutig: Frauen sind nicht nur während ihres aktiven Berufslebens, sondern auch im Alter gegenüber Männern stark benachteiligt.
"Das Kernergebnis besteht darin, dass Frauen einen geringeren gesetzlichen Rentenanspruch haben. Und wir haben das auch quantifiziert und sprechen von ungefähr 26 Prozent Differenz."
Sagt Studienautorin Alexandra Niessen-Ruenzi von der Universität Mannheim. Co-Autor Christoph Schneider von der niederländischen Tilburg-University kann diese Lücke der Rentenhöhe zwischen den Geschlechtern auch in Euro beziffern:
"Das sind ungefähr 140 Euro pro Person im Schnitt, die der Rentenanspruch geringer ist bei Frauen als bei Männern. Je nachdem, wie lange man Rente bezieht, kommt man auf ganz stattliche Summen. Wenn man da jetzt 15 Jahre durchschnittliche Zeit nimmt, die jemand noch Rente bezieht nach dem Renteneintritt, sind das ungefähr 25.000 Euro."
Ungleichheit beginnt im Alter von rund 35 Jahren
Natürlich basiert die Ungleichheit im Renteneinkommen auf der Ungleichheit des Arbeitseinkommens zwischen Frauen und Männern. Und hier offenbart die Studie ein interessantes Detail, das quasi für sich spricht: Die Kluft ist nicht zu Beginn des Berufslebens schon vorgegeben, sondern die Schere öffnet sich erst im Alter von etwa 35 Jahren.
Kurz: Was von der ungleichen Bezahlung bekannt ist, gilt ebenso für das Entstehen der Rentenlücke.
"Zu der Zeit beobachten wir auch den sogenannten Gender Pay Gap, und die Vermutung liegt sehr nahe, dass das an der Gründung einer Familie liegt. Und zu diesem Zeitpunkt sind es meistens die Frauen, die entweder aus der Berufstätigkeit ausscheiden oder drastisch die Stundenzahl reduzieren. Und das sieht man dann eben entsprechend auch in den erworbenen Rentenansprüchen."
Geringere Rentenlücke bei kinderlosen Frauen
Umgekehrt zeigt die Studie auch, dass bei kinderlosen Frauen die Rentenlücke deutlich kleiner ausfällt als bei Müttern. In der Fachliteratur der Soziologie spricht man im Zusammenhang mit der so entstehenden Ungleichheit auch von `Motherhood-Penalty´, also der Strafe der Mutterschaft. Die Studie sei die bislang umfangreichste, die es in der Frage der Rentenlücke gibt, sagen die Autoren.
Grundlage sind Daten des IAB, also des Forschungsinstitutes der Bundesagentur für Arbeit. In die Analyse eingeflossen sind Gehälter und Rentenbezüge von insgesamt rund 1,8 Millionen Frauen und Männern. Als mögliche Lösungsansätze, um das festgestellte Pension Gap zu schließen, schlagen die Forscher zwei Wege vor: Frauen zu fördern, die Berufsleben und Familie vereinen wollen - etwa durch vermehrte Kinderbetreuung. Oder staatliche Förderung der privaten Altersvorsorge bei Frauen. In Auftrag gegeben hat die Studie Fidelity International, eine Fondsgesellschaft, die auch Altersvorsorgelösungen anbietet.