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Altersvorsorge
Wie Alternativen zur Riester-Rente aussehen könnten

Viele Experten halten die Riester-Rente für gescheitert. Sie raten zu alternativen Sparmodellen, wie zum Beispiel das Investieren in einen Staatsfonds. Schweden gilt hier als Vorbild. Aber es gibt noch andere Konzepte, wie Sparer fürs Alter vorsorgen können.

Von Katja Scherer |
Inhalt eines Sparbären.
Einige Experten halten die Riesterrente für "groben Unfug" und raten zu einer staatlichen Förderung der gesetzlichen Rente (imago / Eckhard Stengel)
Für Max Schmutzer von der Stiftung Warentest ist die Riester-Rente eine gute Art, um sich finanziell für die Zeit nach dem Arbeitsleben abzusichern, zumindest für risikoscheue Sparer:
"Also Riester ist eine sehr sichere Altersvorsorge. Es gibt diese Garantie, dass alle Beiträge zum Rentenbeginn vorhanden sein müssen."
Für den Sparer steht also mindestens der gleiche Beitrag, den er vorher eingezahlt hat, plus die staatlichen Zulagen, für eine Rente zur Verfügung. Die Riester-Rente habe allerdings auch Nachteile, räumt Schmutzer ein. Etwa:
"Dass der Vertrag inflexibel ist, dass wahrscheinlich keine super Rendite dabei herauskommt. Das muss einem bei Vertragsabschluss klar sein. Das liegt einfach an der Konstruktion. Wenn ich aber trotzdem eine gute Förderung bekomme, kann es sein, dass die Vorteile die Nachteile aufwiegen."
Ob Riester sich lohnt, hängt vom Einzelfall ab
Ob sich Riester lohne, lasse sich daher nicht pauschal sagen, sondern sei immer eine individuelle Entscheidung. Diese Einschätzung teilt auch Buchautor und Renten-Experte Holger Balodis. Dennoch übt er anders als Max Schmutzer grundsätzliche Kritik an der Riester-Rente:
"Gesamtgesellschaftlich halte ich die Riester-Rente platt gesagt für groben Unfug."
Riester kann Rentenkürzungen nicht ausgleichen
Die Regierung habe die gesetzliche Rente in den vergangenen Jahrzehnten immer weiter abgesenkt und – quasi um das zu vertuschen – stattdessen die Riester-Förderung eingeführt, so sein Vorwurf. Das Problem: Die Riester-Rente könne diese Rentenkürzungen bei Weitem nicht ausgleichen:
"Weil man hat ja nicht etwas drauf gesetzt zur normalen gesetzlichen Rente, sondern man hat die gesetzliche Rente beschnitten und die Riester-Rente dann als Ersatz angeboten. Aber das gesamte Ergebnis wird schlechter für jeden Einzelnen."
Experte hält Riester-Rente für gescheitert
Für ihn ist klar, dass die Riester-Rente gescheitert ist. Aus mehreren Gründen:
"Das Ganze hat nicht funktioniert, weil es einfach unpraktikabel war, weil die Riester-Rente viel teurer ausgefallen ist, als man sich das gedacht hat. Weil die Renditen durch diese privaten Anlagen auch nicht so hoch waren, wie man angenommen hat."
Mit dieser Kritik ist Balodis nicht allein. Auch führende Wirtschaftsinstitute und die Parteien Die Grünen und Die Linke fordern eine Abschaffung der Riester-Rente. Der Bundesverband der Verbraucherzentralen setzt sich dafür ein, dass der Staat Sparern stattdessen eine staatlich gemanagte, kostengünstige Anlagealternative bietet – wie etwa beim europäischen Nachbarn Schweden. Dort können Einwohner zur Altersvorsorge in einen Staatsfonds investieren. Und Diplom-Volkswirt Holger Balodis schlägt anstelle der Riester-Rente vor:
"Man sollte stattdessen alle Zuwendungen, alle Förderungen, alle Subventionen in die gesetzliche Rente stecken, man soll die fördern. Man sollte im Idealfall all die Kürzungen der letzten 20, 25 Jahre wieder korrigieren. Das würde erfordern, etwas höhere Beiträge, etwas mehr Bundesanteile; es würde erfordern: mehr Beitragszahler."
Riester-Reform theoretich möglich
Seine Empfehlung: Auch Selbstständige und Beamte sollten verpflichtet werden, in die gesetzliche Rentenversicherung einzuzahlen.
Theoretisch wäre eine solche Reform möglich, sagt Sara Zinnecker vom Verbraucherportal Finanztip – vorausgesetzt, man finde eine faire Regelung für Bestandsverträge. Derzeit gibt es dafür aber keine politische Mehrheit. Sowohl SPD als auch CDU wollen am Riester-Modell festhalten. Verbraucher sollten daher vor dem Abschluss einer Riester-Rente kritisch hinschauen und vor allem einen Ratschlag beachten, sagt Zinnecker:
"Nichts abzuschließen, was Sie nicht verstehen."
Das heißt: Vor Vertragsabschluss Kosten und Rentengarantien vergleichen und genau durchrechnen, ob sich die Riester-Rente für sie persönlich lohne.