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Altes Mietshaus wird Passivhaus

In den 60er- und 70er-Jahren spielten Wärmdämmung und Energieverbrauch beim Hausbau nur eine Nebenrolle. Bei einer Sanierung in Freiburg trat man dem Versäumnis radikal entgegen und baute das Haus zum ein Passivhaus um. Die Heizung wurde sozusagen wegsaniert.

Von Sebastian Bargon |
    Der Rentner Theodor Kümpel lebt seit einem Jahr mit seiner Frau in dem zum Passivhaus umgebauten Hochhaus. Ihre kleine Zweizimmer-Wohnung ist gemütlich eingerichtet und bietet einen weiten Blick über die Stadt und ins Umland.

    "Man wohnt wie im Himmel. Ich habe eine Heizung hier an, die im Schlafzimmer haben wir nicht an, die im Bad noch, aber das ist alles. Und die läuft oder läuft nicht. Da zahlen wir 20 Euro im Monat, überlegen Sie mal! Mein Sohn hat jetzt allein 500 Euro nachbezahlt und ich zahl 440 im Jahr. Wird nicht abgelesen. Es ist einfach so: Entweder man macht sie an oder nicht - das ist Dein Problem. Du zahlst also 20 Euro. Ist das ein Wort? Ist doch gut oder?"

    Der 47 Meter hohe Wohnblock aus den späten 60er Jahren wurde von der Freiburger Stadtbau innerhalb von anderthalb Jahren entkernt und für 13,4 Millionen Euro saniert. Um Wärmeverluste zu vermeiden, wurde das Hochhaus in eine sehr gut gedämmte Außenhülle aus Silikon-Putzgewebe eingepackt. Das 20 Zentimeter dicke Dämmmaterial besteht aus nicht brennbarer Mineralwolle. Dazu kommen dreifach verglaste Fenster. Neben der Dämmung ist besonders die moderne Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung ein wichtiger Erfolgsfaktor, sagt Projektleiter Thomas Senrich. Der Diplomingenieur führt mich in die Lüftungszentrale, das Herzstück des Passivhauses im obersten Stockwerk.

    "Jetzt müssen wir durch eine Schleuse durch, weil die Lüftungszentrale natürlich vom Treppenhaus getrennt sein muss. Denn das Treppenhaus ist ein Fluchtweg. Jetzt sieht man hier die Lüftungszentrale mit den Zuluft- und Abluftrohren. Und in so einem Gerät, das etwa zehn Meter lang ist, 1,50 Meter hoch und einen starken Meter breit, sind die Hälfte aller Wohnungen angeschlossen. Sprich: Zwei solcher Geräte gibt´s jetzt hier."

    Rund 750.000 Euro hat die moderne Lüftungszentrale mit ihren kilometerlangen, wärmegedämmten Lüftungsrohren gekostet. Senrich gibt zu, dass die aufwendige Technik hohe Unterhalts- und Wartungskosten mit sich bringt. Dennoch seien die Wärmekosten sehr viel niedriger als in einem Standardgebäude. Aufgrund der Wärmerückgewinnung versorgt die Lüftungsanlage die 140 Wohnungen kontinuierlich mit frischer Luft. Dies sei in Passivhäusern aufgrund der Luftdichtigkeit zwingend nötig. Thomas Senrich:

    "Der Vorteil ist, dass man ein hervorragendes Klima in der Wohnung hat, wenn man vernünftig mit der Sache umgeht. Und man kann sich wirklich das Fensterlüften sparen. Außer wenn man tatsächlich mal viele Leute zu Besuch hat. Da hat man ja auch ein Gefühl dafür, wenn es stickig und zu warm wird."

    Flamo Halimail, der mit seiner Freundin im neunten Stock des Passiv-Hochhauses wohnt, bestätigt die Worte des Projektleiters.

    "Es ist wirklich warm hier drin und es bleibt auch warm. Wir machen auch nichts an der Heizung, denn wenn es mal kälter wird, heizt sie von alleine. Und die Kosten sind niedriger als vorher."

    Der Geschäftsführer der Freiburger Stadtbau GmbH, Ralf Klausmann, geht davon aus, dass der jährliche Heizwärmebedarf von bislang 68 auf 15 Kilowattstunden pro Quadratmeter gesenkt werden kann. Klausmann hatte jahrelang überlegt, was die beste Lösung für das über 40 Jahre alte Hochhaus sei. Da ein Abriss mit sechs bis sieben Millionen Euro zu teuer gewesen wäre, entschied er sich dazu den Zuschnitt der Wohnungen zu verändern und das Haus mit Zuschüssen von Land und Bund als Passivhochhaus zu sanieren. Klausmann freut sich, dass mittlerweile Bauherren und Investoren aus aller Welt Interesse an dem Projekt zeigen.

    "Wir scheinen hier mit dieser Investition etwas angeregt zu haben, was viele zum Nachdenken bringt."

    Für die Mieter ist das Wohnen im Passiv-Hochhaus nicht nur angenehm, sondern auch erschwinglich: Eine 60 Quadratmeter große Wohnung kostet 360 Euro Kaltmiete. Dazu kommt eine Betriebskosten-Vorauszahlung von 140 Euro. Für Theodor Kümpel aus dem 16. Stock sind die 500 Euro gut angelegtes Geld.

    ""Mir gefällt's. Ich habe mich noch nie so wohl gefühlt"."