Künftige Bundesregierung
Altkanzlerin Merkel begrüßt Abschluss der Koalitionsgespräche

Altbundeskanzlerin Merkel hat den Abschluss der Koalitionsgespräche zwischen CDU, CSU und SPD begrüßt. Sie habe die Einigung "mit Wohlgefallen" gesehen, sagte die frühere CDU-Vorsitzende in Deutschlandfunk Kultur. Zur geplanten Verschärfung der Migrationspolitik äußerte sich die 70-Jährige zurückhaltend.

    Die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel ist zu Gast in der Live-Radioshow "Studio 9" des Deutschlandfunks Kultur im Humboldt Forum.
    Angela Merkel zu Gast in "Studio 9" von Deutschlandfunk Kultur (dpa / Michael Kappeler)
    Merkel zeigte sich "beeindruckt" davon, wie wenige Informationen während der Koalitionsverhandlungen durchgestochen worden seien. Es sei schön, dass in Ruhe gearbeitet worden sei. Das habe sie selbst schon anders erlebt. Mit Blick auf den voraussichtlich nächsten Bundeskanzler sagte sie, Friedrich Merz habe den "absoluten Willen zur Macht" und die Chance ergriffen.

    "CDU ist mir nicht fremd geworden, aber Diktion und Tonalität haben sich verändert"

    Merkel hat Erfahrung mit schwarz-roten Koalitionen. Sie führte in ihren 16 Jahren als Kanzlerin in drei Legislaturperioden ein solches Bündnis an. Diesmal haben CDU, CSU und SPD unter anderem vereinbart, die Migrationspolitik zu verschärfen. Dazu sagte Merkel, die eigene Partei sei ihr nicht fremd geworden, es gebe aber inzwischen andere Akzente. Sie verwies auf unterschiedliche "Diktion und Tonalität" beim Thema Migration. Allerdings sei das jetzt formulierte Ziel, Menschen an der deutschen Grenze in Absprache mit den Nachbarländern zurückzuweisen, schon immer das gewesen, was auch sie gewollt habe. Merkel unterstrich die Notwendigkeit, dass die Nachbarländer mit den Zurückweisungen einverstanden sein müssten. Das sei Recht und Gesetz und damit für sie das Richtige.

    Merkel räumt Versäumnisse in der Migrationspolitik ein

    In Merkels Regierungszeit fiel die Flüchtlingskrise der Jahre 2015 und 2016. Damals kamen etwa drei Millionen Asylbewerber nach Deutschland. Die frühere CDU-Vorsitzende räumte ein, dass es in ihrer Kanzlerinnenschaft Versäumnisse in der Migrationspolitik gegeben habe. So habe sich die internationale Gemeinschaft nicht genug um die Flüchtlinge in Lagern in Syrien und Jordanien gekümmert und das Welternährungsprogramm sowie das UNO-Flüchtlingsprogramm nicht ausreichend unterstützt.

    "Trump denkt wie ein Immobilienmakler"

    Mit Blick auf US-Präsident Trump sagte die Altkanzlerin, dieser sei kein Multilaterist. Das setze er dieses Mal radikaler durch als während seiner ersten Präsidentschaft. Merkel sagte, Trump denke wie ein Immobilienmakler: Entweder er bekomme das Grundstück oder der Mitbewerber. Und Trump wolle natürlich gewinnen.
    Diese Nachricht wurde am 10.04.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.