Im Kleinbus der Fraport AG geht es von der Unternehmens-Zentrale aus in den südlichen Teil des Rhein-Main-Airports. Neben mir sitzt Udo Bank, Bereichsleiter für Infrastruktur am Flughafen Frankfurt am Main. Das Fahrtziel: Eine riesige Halde aus Erde - etwa 20 Meter hoch auf der Fläche mehrerer Fußballfelder. Unmittelbar westlich des neuen Terminals 3, der gerade gebaut wird.
Hier lagern rund 600.000 Kubikmeter Aushub aus der Baugrube des neuen Flughafen-Abfertigungsgebäudes. Der Boden hier war mit sogenannten "Per- und polyfluorierten Chemikalien" - kurz PFC - belastet. Die US-Militärs, die bis 2006 diesen Teil des Rhein-Main-Flughafens betrieben, hatten offenbar Löschübungen mit Schaum gemacht, dem heute verbotene Chemikalien beigemischt waren. Fraport-Manager Udo Bank:
"Das ist das Lager und ich möchte nochmal drauf hinweisen, dass es sich nicht um eine Deponie handelt. Deponien sind in Deutschland streng gesetzlich geregelt. Wir haben relativ komplexe Antragssituationen. Das ist ein normales Bereitstellungslager, wie sie es auf jeder Baustelle haben, auf der Bodenaushub stattfindet - natürlich hier an der Stelle mit PFC-Belastung. Und Sie sehen auch die schwarze Folie, die letztendlich die Halde davor absichert, dass da Wasser in den Boden hineinkommt."
Die Chemikalien verbreiten sich über Wasser
PFC - das sind laut Umweltbundesamt Chemikalien, die zwar nicht allzu giftig sind, wenn man mit ihnen nur kurzzeitig über die "Nahrung, die Luft und die Haut" belastet wird. Bei Dauerkontakt wird jedoch die "Entstehung von Leberkrebs und anderen Tumoren" gefördert, befürchtet die Behörde.
Die perfluorierten Chemikalien können in Kläranlagen nicht abgebaut werden. Wasserlösliche PFC werden über Flüsse und Meere weltweit verbreitet. Sogar in entlegenen Gebieten wie der Arktis und den dort lebenden Tieren werden diese Verbindungen gefunden, so das Umweltbundesamt.
Das Bündnis der Bürgerinitiativen gegen den Ausbau des Rhein-Main-Flughafens bezweifelt, ob Plastikfolien wirklich verhindern können, dass mit PFC kontaminiertes Sickerwasser vom Fuße der Halde ins Grundwasser vordringt. BI-Sprecher Wolfgang Heubner vermisst etwa Spundwände, die das möglicherweise giftige Wasser effektiv in Rückhaltebecken sammeln:
"Wo sind die Bordwände, wenn das Wasser etwas höher steigt? Wo sind die Wände, damit das wirklich gewährleistet ist, dass dort das Wasser aufgenommen wird? Deshalb haben wir als Bürgerinitiativen - und da gehen wir auch konform mit den Gemeinden südlich des Flughafens - gesagt: Dies muss sich ein öffentlich bestellter, neutraler Gutachter sich anschauen und dort dann ein Gutachten erstellen."
Behörde: "Weder akut noch mittelfristig Gefährdung"
Für die Genehmigung eines Zwischenlagers für kontaminierte Böden auf dem Flughafengelände ist das Regierungspräsidium Darmstadt zuständig. Guido Martin ist der Sprecher der Behörde. Er sieht keine akute Gefahr, dass kontaminiertes Sickerwasser von der Halde ins Grundwasser oder gar in Trinkwasserbrunnen der Umgebung gelangen könnte:
"Das Wasser wird auch aufgesammelt, von daher besteht weder akut noch mittelfristig irgendeine Gefährdung. Mit dem derzeitigen neuen Verfahren geht es jetzt darum, ein Zwischenlager zu genehmigen, was dann noch mal höhere Sicherheitsanforderungen zur Absicherung des Bodens vorsieht. Das sind Nutzungen, die auf maximal fünf Jahre begrenzt sind. Und innerhalb dieser Zeit hat dann der Eigentümer des Bodenmaterials Zeit, ein geeignetes und für ihn auch wirtschaftlich sinnvolles Verfahren vorzuschlagen, mit dem dann Material entweder verwertet oder entsorgt werden kann."
Die Bürgerinitiativen gegen den Flughafenausbau fordern nun das Regierungspräsidium Darmstadt auf, die mögliche Zwischenlagerung der giftigen Altlasten des Flughafens wirklich nur für fünf Jahre zuzulassen. BI-Sprecher Wolfgang Heubner:
"Für die Bürgerinitiativen ist eines vollkommen klar: Wenn es ein Zwischenlager geben sollte, was für fünf Jahre genehmigt wird, dann erwarten wir, dass der Regierungspräsident Sorge trägt, dass nach fünf Jahren dieser gesamte Aushub beseitigt ist, beziehungsweise dass der Aushub entsprechend neutralisiert ist und nicht mehr schädlich ist."
Das Genehmigungsverfahren für das Zwischenlager wird zügig abgeschlossen sein, teilt das Regierungspräsidium Darmstadt mit. Denn dort, wo der kontaminierte Boden jetzt ist, kann er nicht mehr lange bleiben.