Noch viele offene Fragen und erheblichen Forschungsbedarf: Das gibt es im Fall von Aluminium. So viel scheint im Moment immerhin klar zu sein: Das Leichtmetall kann das Nervensystem schädigen. Und Verbraucher nehmen Aluminium Tag für Tag auf. Vornehmlich mit Lebensmitteln und Kosmetika. Zum Teil aber auch mit Medikamenten, in denen Verbindungen des Metalls stecken.
Viele Konsumenten überschreiten dabei vermutlich das gesunde Maß, sodass sich Aluminium in ihrem Körper anreichert. Davon geht das Berliner Bundesinstitut für Risikobewertung aus. Der Biochemiker Alfonso Lampen leitet dort die Abteilung für Lebensmittelsicherheit. Und macht klar, "dass wir hier in einem Bereich sind, wo wir durchaus den Verbrauchern sagen: Versucht, den Eintrag ein wenig zu reduzieren. Dass man einfach weniger exponiert ist mit Aluminium."
Lebensmitteln werden Aluminium-Verbindungen auch gezielt zugesetzt. Unter technischen Gesichtspunkten. Etwa als Rieselhilfe in pulvrigen Produkten wie Backmischungen. Hier gibt es inzwischen aber Zulassungsbeschränkungen durch die EU-Kommission.
Dazu Alfonso Lampen: "Sie hat die Zusatzstoff-Verordnung geändert. Es sind aluminiumhaltige Zusatzstoffe teilweise entfallen. Oder es sind die Mengen, die verwendet werden dürfen, deutlich herabgesetzt worden."
Aluminium kann auch aus Folien oder Kochgeschirr in Lebensmittel übergehen. Etwa dann, wenn es sich um säure- oder salzhaltige Produkte handelt. Hier rät das Bundesinstitut Verbrauchern zu eigenen Vorsorgemaßnahmen:
"Beispielsweise Hering", sagt Lampen. Den sollte man nicht in Alufolie einwickeln und dann auf den Grill schmeißen. Das wäre nicht so optimal. Irgendwelche Obstgeschichten, die offen sind - die in Alufolie einzuwickeln ist nicht optimal, weil dann das Aluminium 'rausgelöst wird."
Frauen sollten Aluminiumsalze im Deo meiden
Im Kosmetik-Bereich kommen Aluminium-Salze vor allem in Antitranspirantien vor, die viele täglich in die Achselhöhle sprühen oder mit dem Stift auftragen. Aluminium ist dabei der schweißhemmende Bestandteil. Doch es gibt inzwischen Produkte, die frei davon sind. Insbesondere Frauen sollten vorsorglich darauf umsteigen, betonte die Biochemikerin Philippa Darbre von der Universität Reading in England jetzt noch einmal in Berlin. Als erste Forscherin äußerte sie schon vor Jahren den Verdacht, Aluminium-Salze aus den Schweißblockern könnten an der Entstehung von Brustkrebs beteiligt sein.
"In der Mehrzahl der Fälle startet Krebs heute im oberen, äußeren Teil der weiblichen Brust, der direkt an die Achselhöhle grenzt. Dort werden auch die Antitranspirantien täglich angewendet! Ich bin zusätzlich besorgt, weil viele Frauen sich offenbar vorher die Achselhaare rasieren. Dabei kommt es aber immer zu Verletzungen der Haut, und die Chemikalien werden möglicherweise in größeren Mengen aufgenommen."
Ein weiterer Verdacht: Aluminium könnte eine Rolle bei Demenz-Erkrankungen wie Alzheimer spielen. Davor warnt Christopher Exley, Professor für Bioanorganische Chemie an der Keele University im englischen Staffordshire. Der Biologe befasst sich schon Zeit seines Forscherlebens mit Aluminium. In Berlin berichtete er vom Nachweis des potenziellen Problemstoffs im menschlichen Gehirn:
"Wir haben mittlerweile den Aluminium-Gehalt im Gehirn von über 100 verstorbenen Senioren gemessen. Keine andere Gruppe hat so etwas bisher gemacht. In unseren Studien kam heraus, dass mehr als 60 Prozent dieser Personen Aluminium-Konzentrationen im Gehirn hatten, die man als schädlich betrachten muss."
Darbre und Exley - beide mahnten jetzt in Berlin nachdrücklich mehr Forschung über Aluminium und seine möglichen Gesundheitsrisiken an. Ein Zusammenhang mit Brustkrebs oder Alzheimer - belegt sei das noch nicht. Nur ein Verdacht. Aber ein begründeter und schwerwiegender. Man müsse ihn auf jeden Fall überprüfen, sagen die Briten. Und das sagt eigentlich auch der gesunde Menschenverstand!