Eine intensive Woche mit zahlreichen Workshops, Vorträgen und Arbeitsgruppen liegt hinter den knapp 60 Ehemaligen – zum Abschluss ging es noch auf Exkursion durch das nördliche Schleswig-Holstein. Auf dem Programm standen verschiedene innovative Energieprojekte, darunter die Firma GP Joule. Das mittelständische Unternehmen plant und baut weltweit Solar- und Windparks – für die ehemaligen Studierenden besonders interessant war aber eine Anlage zur Gewinnung von Wasserstoff mithilfe von Strom aus Windkraft- oder Solaranlagen. Dicht gedrängt stehen sie vor dem Modell der Anlage, André Steinau von GP Joule erläutert die Grundlagen.
"Sie sehen hier eines unserer Kernprodukte – wir stellen Wasserstoff in sogenannten PEM-Elektrolyse-Einheiten her. Wir haben hier einen Wasserkreislauf, und wenn wir den Strom einschalten können wir Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff aufspalten – durch diese Membranen."
Bei viel Wind zum Beispiel produzieren Windräder viel Strom – ein Teil davon soll künftig für die Elektrolyse genutzt werden. Die Energie soll so im Wasserstoff gespeichert werden. Bei Flaute kann sie dann wieder – zum Beispiel in Brennstoffzellen – zur Stromerzeugung genutzt werden. Eine Technologie, die Narayan Chaulagain sich auch gut für sein Heimatland Nepal vorstellen könnte.
Vom Ingenieur zum politischen Manager
"Das hier könnte wirklich unsere größten Probleme lösen. Wir haben zwar großes Potenzial bei den Ressourcen für erneuerbare Energien – aber bei der Nutzbarmachung sind wir weit zurück. Nur etwa 65 Prozent der Bevölkerung Nepals sind mit Strom versorgt – 35 Prozent nicht."
Sechs Jahre lang – von 2001 bis 2007 – war Narayan Chaulagain aus Nepal in Flensburg. Eigentlich hatte er als Experte für Wasserkraftwerke bereits eine sehr fundierte Ingenieursausbildung, er arbeitete damals schon seit einigen Jahren für das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen – aber irgendwie habe ihm noch etwas gefehlt, erzählt er.
"Ich hatte bereits zwei Master – allerdings rein technische Abschlüsse. Das Studium in Flensburg kombiniert dagegen technische und soziale Aspekte der Energiegewinnung. Ich bin zu technisch orientiert, fühlte ich damals."
Ein Schritt vom reinen Ingenieur hin zum politischen Manager – inzwischen arbeitet er für die Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit als Berater der nepalesischen Regierung.
"Technische, menschliche und soziale Aspekte zu integrieren – das habe ich in Flensburg gelernt. Das hat mir das nötige Selbstvertrauen gegeben, um mit den Menschen vor Ort zu arbeiten, mit den verantwortlichen Politikern zu sprechen – das war wirklich wichtig für mich. Als ich zurück nach Nepal ging, konnte ich für drei Jahre die staatliche Agentur für alternative Energien leiten."
Schnittstelle zwischen Wissen und Strategie
Um genau diese Schnittstelle zwischen technischem Wissen und politischen Strategien für die Umsetzung vor Ort gehe es, betont Studiengangsleiter Bernd Möller.
"Also – es geht hier um Softskills. Das technische Wissen veraltet ja schnell, das technische Wissen ist auch eigentlich mittlerweile fast überall vorhanden – aber wenn es darum geht zu managen, zu führen, mit dabei zu sein, politische Entscheidungen zu formulieren und zu treffen, die Grundlagen für die wirtschaftliche Nutzung von nachhaltigen Energiequellen zu nutzen, dann geht es darum, dass wir einen Schritt weiter kommen. Wir sagen: Wir müssen auch kommunizieren können, wir müssen Ideen präsentieren können, wir müssen managen können, wir müssen führen können."
Der Studiengang ist deshalb sehr komplex angelegt – Technik, Wirtschaftswissenschaften und interkulturelle Kompetenz stehen gleichberechtigt nebeneinander. Und das scheint ganz gut zu funktionieren – in der Regel sind die Absolventen in ihren Heimatländern gefragte Fachkräfte. Das Alumnitreffen zum 25. Jubiläum des Studiengangs hat das eindrucksvoll gezeigt – und es hat den Verantwortlichen in Flensburg auch gezeigt, was sie in Zukunft vielleicht noch besser machen können. Man habe jede Menge Input erhalten in Sachen Qualitätssicherung, vor allem zum Thema "politische Lobbyarbeit".
"Was viele unserer Absolventen vermisst haben in den letzten 25 Jahren ist der Bereich policy making. Die vermissen schon ein bisschen mehr Wissen darüber, ein bisschen mehr Input – und wir versuchen, das jetzt zu implementieren."