"Mich interessiert das Filmerleben auf eine sehr intensive, affektbetonte Weise. Es gibt mehrere Genres, die das geschickt ansteuern - Horrorfilm gehört mit dazu", sagte der Film-und Kulturwissenschaftler Marcus Stiglegger im Gespräch mit dem Dlf.
Die Grenzen in dem Filmbereich, so Stiglegger, seien vielfältig: Angst, Ekel und Tabus würden angesprochen, und auch Geschlechterdefinitionen spielten eine wichtige Rolle, erläuterte der Wissenschaftler. Vor allem in der Neuverfilmung von "Suspiria" gebe es deutliche Auseinandersetzungen mit Sexualitätsängsten, Körperdefintionen und Männlichkeitsdefinitionen, betonte er.
Medienkompetent statt abgestumpft
Sexualität werde speziell im Horrorgenre diskutiert und durchgespielt, erklärte Stiglegger.
Wir haben noch länger mit Marcus Stiglegger gesprochen –
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"Ich würde sagen, wir sind heute nicht abgestumpfter, sondern medienkompetenter. Das Publikum ist bereit für eine größere Herausforderung, für die sie vor 15 bis 20 Jahren so im Genrekino noch nicht bereit war", erklärte er auf die Frage nach größeren Schockeffekten.
Politische Botschaften dringen auf Umwegen ins Bewusstsein
Der politische Subtext sei ebenso unterschwellig vorhanden und werde auch unterschwellig mit aufgegriffen - auch von einem unvorbereiteten Publikum, glaubt Stiglegger. Die Botschaften drängten nicht so direkt ins Bewusstsein, dass die Politik als das Wichtigste betrachtet werde, aber wichtig sei, dass sie dort sei.
Besonders in Ländern, in denen Religion eine wichtige Rolle spiele, erfahre das Horrorgenre viel Aufmerksamkeit, weil man sich mit Dichtomien auf eine andere Weise, weltanschaulicher auseinandersetze, erklärte Stiglegger.
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