Deutschland-Premiere Mitte Juli in der bayerischen Oberpfalz. In einem Amateurfußball-Punktspiel der Männer durften erstmals zwei Frauen mitspielen. Jessica Eckl ist sogar als Kapitänin aufgelaufen:
„Also für mich war das wirklich ein Fußball-Traum, dass ich mit meinen zwei Brüdern noch einmal hab spielen können! Das war echt ein anstrengendes Spiel, aber es war eine Super-Erfahrung, und ich würd‘ es jederzeit wieder machen.“
Fehlende Teams führen zu Verlust von Spielerinnen
Eine kürzlich beschlossene Änderung des Regelwerks beim Bayerischen Fußball-Verband BFV macht gemischte Teams dort jetzt möglich. Damit können Spielberechtigungen für Frauen in Männermannschaften auf Antrag genehmigt werden. Der BFV verfolgt mit der Änderung das Ziel, keine aktive Spielerin im Amateurfußball zu verlieren. Denn bisher sind gemischt-geschlechtliche Teams nur bis einschließlich zur U-17 erlaubt gewesen. Ab U19 und Senioren hatten die Frauen bisher ausschließlich die Option in einer reinen Damen-Mannschaft zu spielen:
„Dann wollten wir natürlich die Frauen-Mannschaften stärken, und sagen, Du hast jetzt das Frauen-Spielrecht, bitte nutzt das auch, und suche Dir eine Frauen-Mannschaft. Haben aber natürlich auch die Argumente gehört: Es ist keine in der Nähe, was soll ich denn jetzt machen?“, erklärt Sandra Hofmann. Sie ist die zuständige Vorsitzende des Frauen- und Mädchenausschusses im BFV.
Flächendeckend fehlt also oft die Möglichkeit, in einem Frauen-Team zu spielen. Denn lediglich ein Viertel der Vereine in Deutschland hat überhaupt eines gemeldet. Im Flächenland Bayern ist es noch übersichtlicher: Über 6.000 Männerteams stehen nur knapp 800 bei den Frauen gegenüber. Dies führe bisher zwangsläufig zum Verlust von aktiven Spielerinnen, so Sandra Hofmann:
„Also die sind auch nicht in einer Frauen-Mannschaft Mitglied geworden, sondern die haben mit dem Fußballspielen aufgehört. Das fanden wir natürlich sehr, sehr schade. Und haben dann überlegt, ja, warum nicht jeder Frau eine Spielmöglichkeit regional auch bieten, bevor fußballbegeisterte Frauen aufhören Fußball zu spielen. Da muss es doch eine Möglichkeit geben, und so haben wir die dann auch geschaffen.“
Pilotprojekt des DFB zu gemischten Teams
Grundlage dafür ist ein Pilotprojekt, das der DFB-Vorstand im Juni ins Leben gerufen hat. In einem Zeitraum von 48 Monaten soll nun das gemischte Spielen ausprobiert werden. Wörtlich schreibt der DFB auf Deutschlandfunk-Anfrage:
„Über die Verankerung in der DFB-Spielordnung ist es damit den Regional- und Landesverbänden zur Flexibilisierung des Spielbetriebs möglich, für ihre Spielklassen Pilotprojekte zum Gemischten Spielen durchzuführen.“
Als erster Landesverband nutzt Bayern diese Chance. Aktuell hat der Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen ebenfalls nachgezogen, und bietet wie der BFV die Möglichkeit, dass Frauen im Punktspielbetrieb der Männer mitspielen dürfen.
Bisherige Regelungen stoßen auf Unverständnis
Alle anderen Fußball-Landesverbände unter dem Dach des DFB halten sich bisher noch zurück. Lea Meier kann das nicht nachvollziehen. Die 18-jährige Hobby-Fußballerin kämpft seit Jahren darum, weiter mit ihren Jungs, wie sie es sagt, im Dorfverein zu kicken. In ihrem Fußballkreis in Niedersachsen hat sie mittlerweile eine Ausnahmegenehmigung, dass sie noch die U-19 bei den Jungs mitspielen darf. Danach muss sie – Stand jetzt – in eine Frauenmannschaft wechseln. Ab dem Alter von 38 Jahren sind jedoch in ihrem Fußballkreis gemischt-geschlechtliche Mannschaften wieder erlaubt:
„Also das ist ein absolutes No-Go. Weil 18 Jahre lang darf ich es halt einfach, es wird akzeptiert. Dann bin ich anders, dann darf ich es wieder nicht. Und dann darf ich mit 38 wieder mit den Männern zusammenspielen. Wo ist da der Sinn? Diese Argumente können ja gar kein Argument sein. Weil es klappt ja 18 Jahre, und danach klappt es ja auch, bis ich kein Bock mehr habe auf Fußball.“
Zumal es große Vorbilder gibt, die in der Jugend immer mit Jungs gespielt haben: Nationalspielerin Lena Oberdorf etwa war bis zur B-Jugend mit Jungs im Team. Denn Durchsetzungsvermögen und Willen lerne man dadurch ganz gut, so die DFB-Nationalspielerin.
Die Niederlande machen es zudem seit der Saison 2020/21 vor, Frauen und Männer dürfen dort im Amateurfußball gemeinsam in einer Mannschaft spielen. Jetzt kommt noch Bayern mit dazu, der größte Landesverband im DFB und mit Westfalen der Zweitgrößte. Wenn es nach Amateurspielerin Lea Meier geht, sollten alle Landesverbände diese Möglichkeit nutzen:
„Ich würde mir halt wünschen nach diesem Signal aus Bayern, dass es halt überall so ist wie in Bayern. In allen Landesverbänden. Weil wieso soll es in einem Landesverband sein, und in den anderen nicht. Ich denke mal, dass das auch passieren wird. Da ist meine Hoffnung eigentlich sehr groß!"