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Amateurmusiker
Studie: Chöre schrumpfen in der Corona-Pandemie

Die Mitgliederzahl bei Laien-Chören hat mit der Corona-Pandemie stark abgenommen, so eine aktuelle Studie. Nun bleibe abzuwarten, ob sich Mitglieder wieder reaktivieren ließen, so die Studienleiterin und Musikwissenschaftlerin Katharina Schlemmer im Dlf.

Katharina Schlemmer im Gespräch mit Christoph Vratz |
Kinder halten Notenblätter und singen
Vor allem bei den Nachwuchschören nahm laut einer aktuellen Studie die Mitgliederzahl stark ab. (Zoonar.com/Robert Kneschke)
Die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt und der Carus-Verlag haben eine neue Studie unter dem Titel "Chormusik in Coronazeiten" herausgegeben. Über 4.400 Chöre aus Deutschland, Österreich und der Schweiz wurden dafür innerhalb von vier Wochen im März 2021 befragt. Es ging um ihre Aktivitäten und ihre Strukturen während der Pandemie. Ein Ergebnis der Studie: Die Zahl der aktiven Sängerinnen und Sänger hat stark abgenommen. Nur ein Drittel der befragten Chöre konnten ihre Mitgliederzahl demnach halten. Die Studienleiterin und Musikwissenschaftlerin Katharina Schlemmer von der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt zeigte sich im Interview nicht überrascht, dass es den Chören angesichts der Corona-Pandemie nicht gut gehe. Sie habe aber nicht erwartet, dass die "Schrumpfung so stark ist – insbesondere bei den Kinder- und Jugendchören", sagte die Musikwissenschaftlerin im Dlf. Laut der Studie existiert fast jeder achte der über 500 Nachwuchschöre nicht mehr. Es bleibe abzuwarten, ob der Rückgang der Mitglieder dauerhaft sei.
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Übersicht zum Thema Coronavirus (imago / Rob Engelaar / Hollandse Hoogte)

"Es findet keine Chorgemeinschaft statt"

Des Weiteren hat die Studie die Probensituation in den Blick genommen. In vielen Regionen sei schon seit vielen Monaten das Singen verboten, wodurch keine Präsenzproben möglich seien, erklärte Schlemmer. Zudem sei es dramatisch, dass keine Konzerte stattfinden könnten. "Das heißt, die Chöre haben nichts, auf das sie hinarbeiten können. Das ist nicht sehr motivierend zum Proben." Digitale Proben hätten laut der Studie nur knapp die Hälfte der befragten Chöre durchgeführt. "Denn das digitale Format erlaubt genau das nicht, was man beim Chorsingen braucht: das gleichzeitige Singen und Hören der anderen Chormitglieder."

Viele Sängerinnen und Sänger beschreiben, so die Studienleiterin, dass ihnen das gemeinsame Singen fehle. Für diese Laienmusiker gehöre Singen so stark zum Leben, dass sie ohne ein aktives Chorleben unglücklich seien.

Hoffnung auf Impfungen

Wie sich die Chöre wieder reaktivieren lassen können, dazu könne ihre Studie keine definitiven Antworten geben, so Schlemmer. Dazu brauche es jetzt kreative Ideen. Sie hofft auch darauf, dass sich die Lage für die Chöre durch vermehrte Impfungen etwas entspanne: "Die Menschen, die sich insgesamt in Deutschland für die Amateurmusik oder insbesondere eben auch für das Chorsingen engagieren, die es ja riesig. Und wir müssen uns alle darüber Gedanken machen, wie es uns nach der Pandemie auch mal wieder gelingt, etwas wie Gemeinschaftsgefühl erfahren zu können. Und da ist Singen wirklich eine Möglichkeit, die ganz viele Leute mit einbezieht und auch sehr unmittelbar glücklich machen kann."