Die eine Hälfte der Bevölkerung im Amazonasgebiet ist katholisch, die andere Hälfte evangelikal. "Die Einflussmöglichkeiten der katholischen Kirche sind trotz des deutlichen Rückgangs der Mitglieder noch immer groß", sagt Astrid Prange, die viele Jahre als Korrespondentin der Tageszeitung "taz" in Brasilien lebte und gerade von einer Recherchereise zurückgekehrt ist. "Die Kirche verfügt über eine gut organisierte Lobby-Arbeit", so Prange.
Seit den 1960er Jahren setze sich die katholische Kirche für die Rechte von Indigenen ein, vor allem inspiriert von der Befreiungstheologie. Die politische Positionierung sei dem brasilianischen Präsidenten Bolsonaro ein Dorn im Auge. Dass sie sich für die indigene Bevölkerung einsetze und auch für den Schutz des Regenwalds eintrete, werde von der Regierung als "politische Provokation" gesehen. Es gab sogar Versuche der Regierung, bei der brasilienischen Bischofskonferenz gegen die Synode zu intervenieren.
Von den brasilianischen Metropolen ist Amazonien weit entfernt, es wirke wie ein fremdes Territorium, so Prange. Die Synode sei auch wichtig, um innerhalb Brasiliens ein Bewusstsein für diese Region zu schaffen. Bernhard Johannes Bahlmann, Bischof von Óbidos in Brasilien, nimmt an der Synode in Rom teil. Astrid Prange hat seine Diözese kürzlich besucht. Der Ordensmann mit deutschen Wurzeln erklärte ihr:
Als Brasilien unabhängig wurde 1822, gehörte dieser Teil Amazoniens nicht zu Brasilien. Amazonien war die Provinz Grao Pará, die erst ein Jahr später Brasilien beigetreten ist. Von daher ist ganze Kultur anders gestrickt hier. Und es war auch innerhalb der Kirche auch immer so ein bisschen, als wenn es eine Kolonie wäre. Es ist heute ein größeres Bewusstsein da bei vielen Brasilianern. Viele kannten Amazonien noch nicht, sie hatten lange keine ausreichende Information darüber. Aber das hat sich geändert, nachdem sich die Bischöfe Amazoniens 1972 zum ersten Mal getroffen haben.
Neben den politischen und wirtschaftlichen Themen diskutieren die Bischöfe im Vatikan auch über innerkirchliche Reformen, etwa mögliche Ämter für Frauen und über die Weihe verheirateter Männer, sogenannter Viri Probati. Bischof Johannes Bahlmann hält letzteres für möglich. Er sagte im Gespräch mit Astrid Prange:
Wir haben in unserer Diözese eine Situation bei den Tiriyó Indianern. Es ist sehr schwer, dort Priester einzusetzen, weil die weit verstreut in einem Umkreis von 150 Kilometern leben und der Zuweg ist sehr schwierig. Es sind zwei Tage, um in so eine Gemeinde zu kommen. In so einer Situation müsste man sich mal überlegen, wäre es hier nicht angebrachter, dass man jemanden aus der Gemeinde zum Priester weiht, auch wenn er verheiratet ist, damit er auch die Eucharistie gewährleisten kann. Das sind diese Situationen, wo man abwägen muss. Auf alle Fälle müssen wir uns nicht davor verschließen, dieses Thema anzugehen. Ich kann mir schon vorstellen, dass es verheiratete Priester gibt!