Damit meint Scorsese den amerikanischen Bürgerkrieg, der 1861 beginnt, und die Banden des Halunken und Einwandererviertel zunächst kalt lässt, am Ende aber einholt. Manch ein Einwanderer wird sofort in eine Uniform gesteckt und in den Krieg geschickt. Mit dem gleichen Schiff kommen schon die Särge der Angeworbenen von der letzten Woche zurück. Scorsese zeigt eine epische Dreiecksgeschichte um Leonardo di Caprio, der als irischer Einwanderer seinen Vater und Anführer der Gangs "Dead Rabbits" rächen muss, Daniel Day-Lewis, der als "Bettlerkönig" von allem profitiert, was an krummen Geschäften so läuft und Cameron Diaz, die die Geliebte des einen war und des anderen wird. Wichtiger ist Scorsese allerdings der historische Background, den er in grandiosen Panoramen heraufbeschwört. Die "Five-Points" - eine Straßenkreuzung auf der fünf Strassen in Lower Manhattan zusammentreffen und auf den "Paradise Square" führen ist immer wieder Schauplatz blutiger Gangkriege und wenn ein Haus niederbrennt prügeln sich erst einmal konkurrierende Feuerwehren, bevor gelöscht wird. Dann ist "Election-Day". Wie Vieh werden die Wähler zusammen getrieben und wer nicht mehrfach abstimmt erlebt den Abend nicht. "Nicht die Wähler sind wichtig sondern die Zähler." Sagt William Tweed - der korrupte Chef der öffentlichen Verwaltung:
Als wir das drehten gab’s gerade diese Gore-Bush Wahl daheim. Das gab den Sätzen im Film einen ironischen Touch. Manipulation von Stimmen und so. Nach dem 11.9. wurden dann einige visuelle Eindrücke unwirklich wahr. Diese Leute mit dem Staub auf dem Gesicht nach den Aufständen. Ich will keine direkten Beziehungen zwischen damals und heute herstellen. Aber man kriegt schon mit, dass Geschichte sich irgendwie wiederholt. Und wenn wir ein bisschen aus der Vergangenheit lernen können, können wir vielleicht besser verstehen, was heute passiert.
Leonardo di Caprio spielt auf das Ende des fast dreistündigen Films an, der die sogenannten "Draft-Riots" zeigt, einen mehrtägigen Bürgerkrieg auf den New Yorker Strassen, bei dem Gangs und Lumpenproletariat - und Feuerwehren - sich gegen die 1863 verordnete Zwangsmobilisierung der Unterschicht erhoben. Die Armee watet buchstäblich durch Blut und erst die massive Beschießung der Five-Points mit Kanonen zwingt die Aufrührer zur Aufgabe. In diesem Geschichtspanorama versinkt schließlich die Geschichte der drei Hauptfiguren. Die Haben sich vorher schon ausführlich mit Messern und Beilen traktiert. Gewalt ist Allgegenwärtig in diesem Film. Kein Film und auch keine Thema für zarte Seelen, meint Scorsese
Es gibt immer Leute, dies ich über die Gewalt in meinen Filmen beschweren. Das ist ein teil des Publikums, den ich nicht erreichen kann. Aber es gibt keinen Weg diese Geschichte zu erzählen und diese Figuren die jeden Tag um ihr Leben kämpfen ohne Gewalt zu zeigen.
Gangs of New York sollte eigentlich im Winter 2001 starten. Nach dem 11. September wollte aber niemand ein gewalttätiges New York sehen. Und auch keine New Yorker Feuerwehr, die als Gangsterbande organisiert ist. Im World Trade Center lagerten die letzten New Yorker Stadtpläne der Gegend aus dieser Zeit, aus denen Ausstatter Dante Ferretti die Straßen im römischen Filmstudio "Cinecitta" rekonstruierte. So ist der Film jetzt das letzte Dokument einer untergegangenen Epoche. Zum Filmfinale werden Aufnahmen der einstehenden Megalopolis New York zu einem Song von U 2 ineinandergeblendet und am Ende steht auch das World Trade Center da.
Einige sagten, wir nehmen die Towers da wieder raus. Ich sagte nein. Die Leute im Film gehören zu dem, was diese Skyline erschuf nicht was sie zerstörte. Wenn diese Skyline verschwinden, dann kommt eine andere. Im Film sagt jemand. Sie werden nicht mal wissen ,das wir da waren. Aber wir wissen es.
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