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American Football
Die NFL hat die Influencer entdeckt

Die US-Football-Liga NFL setzt in ihrer Kommunikationsstrategie immer mehr auf Influencer. Mit an Bord sind Prominente wie der Revolverheld-Sänger und langjährige Footballfan Johannes Strate oder Schauspieler Matthias Schweighöfer. Dabei ist Authentizität am wichtigsten.

Von Heinz Peter Kreuzer |
Influencerin beim American Football.
Influencerin beim American Football: Die Währung heißt Aufmerksamkeit und Reichweite (Instagram/Chany Dakota)
Die Kamera erwischte Georg Kittel beim Trainingscamp im Sommer, als der Football-Star der San Francisco 49ers seine Version eines Songs von Avril Lavigne intonierte. Nachdem Lavigne das Video geteilt hatte, meldeten sich die 49ers, boten ihr ein personalisiertes Trikot an und fragten, ob der kanadische Popstar ein augenzwinkerndes Video aufnehmen würde, das sich auf Kittles Vorliebe für kanadische Akzente bezieht.
Kittels Gesang mit der eingeblendeten Videobotschaft wurde auf den Instagram-Seiten von San Francisco und der NFL fast 1,5 Millionen Mal angesehen. Lavigne bewarb es bei ihren 8,2 Millionen Instagram-Followern. Ein sensationeller Marketingerfolg nur für den Preis eines Trikots plus Versandkosten.
Das ist ein Beispiel für die Strategie der National Football League, mit Stars und Influencern über Instagram die Beliebtheit bei der Generation Z weiter zu steigern. In den USA arbeitet die NFL mit 1200 Influencern zusammen, die für Ihre NFL-bezogenen Posts nicht bezahlt werden. Das Letzte, was man wolle sei, jemanden dafür zu bezahlen, einen Club oder die Liga zu repräsentieren, wird Ian Trombetta von der NFL in US-Medien zitiert.

Wer passt? Wer nicht?

Nach einem ähnlichen Prinzip verfährt die NFL auch in Deutschland. Benjamin von Martens von der Agentur .martensgarten betreut das Projekt: "Wir versuchen schon mit denen zusammenzuarbeiten, wo es in irgendeinerweise Sinn macht und wo es nicht in irgendeinerweise konstruiert wird, bloß weil die sagen, ach, da hätten wir Bock, mal nach London zu fliegen oder ähnliches."
Deswegen setzt sich die Agentur intensiv mit den Vorlieben der Influencer auseinander. "Wir versuchen zu identifizieren: Wer könnte zu dem Sport passen? Da gibt es verschiedene Bereiche, die man da sich angucken kann, das ist einmal der Lifestyle-Bereich, dann gibt es im Bereich Sport, im Fitnessbereich enge Verbindungen."
Einige der Internet-Stars wie beispielsweise die Tik-Toker Dalia Mya und Chany Dakota hatten bisher wenig Kontakt zum American Football. Andere wie der Schauspieler Matthias Schweighöfer sind schon lange Fan, auch der Revolverheld-Sänger Johannes Strate. Er sagte im Video-Podcast NFL Boulevard:" Ich bin seit zehn, 15 Jahren zumindest an der NFL interessiert, habe viele Freunde in den USA und bin deswegen so zum Football gekommen."
Influencer beim American Football.
Revolverheld-Sänger Johannes Strate ist großer Football-Fan. (Instagram / Johannes Strate)
Die Einladungs-Reisen zu den Events sind dann der absolute Höhepunkt. Vor dem Pro Bowl, dem Allstar-Game der NFL, konnten die Multiplikatoren auch beim Training mit den Spielern reden und Fotos schießen. Instagramer Dee Jaxon war hörbar beeindruckt.
"Man sieht gerade, wo wir jetzt auch bei den Spielen waren und die Möglichkeit hatten, mit den Spielern direkt in Kontakt zu treten. Dann gibt's dann welche, die sind zwei Meter groß und 200 Kilo schwer und sind halt Profi-Footballer. Und dann gibt es welche, die sind 1,70 Meter und sehen gar nicht aus wie die, die Profi sind."
Influencer beim American Football
Philipp Stehler mit Star-Quarterback Lamar Jackson von den Baltimore Ravens (Instagram/Philipp Stehler)

Auch die Influencer profitieren

Der Schauspieler und Internetstar Philipp Stehler durfte sich wenige Minuten wie sein Lieblingsspieler Christian McCaffrey fühlen. Der war ursprünglich für das Auswahlspiel nominiert worden, musste aber in letzter Minute absagen, was viele Fans allerdings nicht mitbekommen hatten. Als der Influencer dann im Trainingslager vor dem Pro Bowl mit einem McCaffrey-Trikot zwischen den Spielern herumlief, gab's die Verwechslung:
"Ich muss dazu sagen ich habe ungefähr die Größe McCaffrey und hatte auch mal die Statur von ihm. Jetzt ist es so gewesen, dass ich über das Spielfeld gelaufen bin und auch einen Fotografen dabei hatte. Wir haben noch ein cooles Instagram Bild machen wollen. Wir waren ungefähr in der Mitte des Spielfeldes. Die Tribüne war dementsprechend ein Stück weiter weg, und auf einmal schrie ein Junge Christian und dann fing der zweite Junge an zu schreien, und die haben mich tatsächlich mit Christian McCaffrey verwechselt. Und dann ging es wie ein Dominoeffekt. Die ganze Tribüne hat dann gerufen Christian McCaffrey."
Erlebnisse wie diese werden gepostet in den sozialen Medien, wo sich die Influencer mit ihren Followern auch über die aktuellen Ereignisse austauschen. Davon profitieren beide Seiten, betont Philipp Stehler: "Seitdem ich den Football Content bringe, wir mit der NFL oft unterwegs sind, ich dann live von den Spielen übertrage, kommentiere, Material hochlade, habe ich eine starke Football Interaktion."
Viele Influencer haben Footballfans in ihrer Community entdeckt. Und auch neue Follower hinzugewonnen.