Schon zwei NFL-Spiele haben in Deutschland stattgefunden. Das erste in der Allianz-Arena in München 2022 und das zweite jetzt (05. November 2023) in Frankfurt: Die Kansas City Chiefs gegen die Miami Dolphins, Anpfiff war um 16 Uhr deutscher Zeit – nicht gerade Primetime für die NFL-Fans in den USA.
Schaden würde das der NFL-Begeisterung in Amerika aber nicht, denkt Sportökonom Tim Ströbel von der Universität Bayreuth. Eher würden sich die amerikanischen NFL-Fans freuen, dass American Football auch in Deutschland auf Interesse stößt:
„Typisch amerikanisch im Sinne von: Hey, der American Life wird in die Welt getragen. Das findet man dann so im Schnitt als Amerikaner auch gut und auch positiv.“
American Football als neues Angebot mit Entertainment
Die Tickets für das NFL-Spiel in Frankfurt waren schnell ausverkauft und das obwohl American Football in Deutschland keine typische Breitensportart ist. Gerade einmal 73 000 Deutsche spielen American Football. Dennoch gebe es auch in Deutschland eine Football-Tradition, erklärt Ströbel im Deutschlandfunk-Interview, vor allem durch Teams wie die Frankfurt Galaxy, die erfolgreich in der NFL Europe mitgespielt haben.
„Und ich glaube, es bringt auch einfach ein neues Angebot mit sich. Das heißt, es ist etwas komplett anderes als die Teamsportarten, die wir in Deutschland sonst so gewöhnt sind.“
Die Eventisierung der NFL-Spiele, die Pre-Show und Attraktionen schon Stunden vor dem Spiel sind Sportfans von den deutschen Sportarten nicht gewöhnt und locken Zuschauer an.
„Das merkt man auch, dass zunehmend die ganze Familie angesprochen wird, gezielt auch angesprochen wird, auch gezielt weibliche Fans, auch durch die Entertainment-Faktoren“, beobachtet Ströbel rund um die zwei bisherigen NFL-Spiele in Deutschland.
"American Football ist in Deutschland angekommen"
Die NFL hat sich schon länger ein großes Ziel gesteckt: Sie will die zweitwichtigste Mannschaftssportart in Deutschland nach dem Fußball werden.
„Da ist man schon noch ein paar Schritte von entfernt“, schätzt Ströbel, aber: „Der American Football ist zu berücksichtigen, der American Football ist in Deutschland angekommen, das kann man definitiv so festhalten.“
Noch sei die NFL auf dem Weg, sich in Deutschland zu etablieren. Stück für Stück käme sie dem Ziel näher, indem beispielsweise bis 2025 immer wieder NFL-Spiele in Deutschland stattfinden, indem den Deutschen die Sportart Schritt für Schritt erklärt und nähergebracht wird und man sich so ein neues, vor allem auch jüngeres Publikum erschließt.
Deutscher Fußball könne von NFL-Strategien lernen
„Man will sich da wirklich einen Markt erschließen“, betont Sportökonom Ströbel. Er glaubt, dass gerade die deutschen Fußballklubs von den Strategien der NFL lernen könnten, vor allem was die Internationalisierung angeht:
„Ich glaube, das ist schon etwas, wo man sich von der NFL sehr viel abschauen kann, sehr viel lernen kann, weil diese Liga die Internationalisierung auch nicht erst seit ein paar Jahren betreibt, sondern schon seit Jahrzehnten auf dem Schirm hat und da wirklich versucht, die NFL zu einer globalen Marke weiterzuentwickeln.“