Drei Tote bei einer Schießerei in einer Schule in Kentucky. Dreizehn Tote nach dem Amoklauf zweier Teenager in der Columbine High School in Colorado. Neunundzwanzig Tote nach dem Anschlag auf die Sandy Hook Grundschule im Ostküstenstädtchen Newtown. Acht Monate nach diesem Massaker wird in den USA über die Frage von Waffen an den Schulen diskutiert. Neuester Vorstoß: Clarksville, ein kleines Städtchen im US-Bundesstaat Arkansas.
"Wenn ein Amokschütze in Ihre Schule kommt, was machen Sie dann? Es geht um Sekunden. Man muss blitzschnell etwas unternehmen. Wir wollen die Verantwortung für die Sicherheit unserer Schule übernehmen,"
sagt der Clarksville-Schulaufseher David Hopkins. Nach 53 Trainingsstunden, die mindestens 70.000 Dollar kosteten, sollten zwanzig Lehrer in seinem Schulbezirk mit Pistolen vor ihren Schülern stehen, um 2.500 Kinder in fünf Schulen vor einem Attentat zu schützen - bis der Justizminister von Arkansas gegen den Plan entschied.
Ein Einzelfall ist Clarksville allerdings nicht. Immer mehr konservative Schulleiter und Politiker fordern lockerere Waffengesetze und mehr Waffen in den Schulen. Und immer mehr US Bundesstaaten - darunter Kansas, Missouri und South Dakota – wollen die Sicherheit ihrer Schulen mit Hilfe bewaffneter Lehrer erhöhen. Hierzu bedürfe es einer zielgerichteten Fortbildung durch die NRA, sagte der ehemalige Kongressabgeordnete Asa Hutchinson, als er den "Nationalen Schulschutzplan" der Waffenlobby-Vereinigung auf einer Pressekonferenz in Washington vorstellte.
"Schulen in ganz Amerika fehlt ein gutes Trainingsprogramm für bewaffnetes Schulpersonal."
Donna Chiera ist entsetzt. Die Leiterin der American Federation of Teachers in New Jersey, eine Gewerkschaft, die über 18.600 Lehrer vertritt, will, dass Klassenzimmer gewaltfreie Zonen bleiben. Waffen machen unsere Schulen unsicher und erschweren das Lernen, lautet ihr Argument.
"Ein Klassenzimmer ist voller Magie. Das passiert aber nur, wenn Lehrer und Schüler sich gut verstehen. Es wäre doch furchtbar, wenn Schüler denken, sie werden erschossen, wenn sie eine Frage falsch beantworten."
So denkt auch Bill Bond. Er war der Leiter der Schule in Kentucky, als ein Mitschüler drei Mädchen erschoss. Er protestiert gegen die Aufrüstung in den Schulen.
"Selbst wenn ich eine Pistole gehabt hätte – er hatte mehrere Pistolen und mehrere tausend Schuss Munition und hätte einfach weitergemacht."
Mehr Waffen in Schulen - so hat Amerika schon früher auf Bluttaten reagiert. Nach dem Amoklauf in der Columbine High School vor 14 Jahren hat der damalige US Präsident Bill Clinton Millionen in das Projekt "Cops in Schulen" gesteckt.
Heute werden mehr als 28.000 Schulen von Sicherheitskräften überwacht - ein großes Problem, befindet die Bürgerrechtsorganisation American Civil Liberties Union. Die Überwachung könne zur Kriminalisierung kindlicher Handlungen führen, warnt sie. Doch der Schulsicherheitsexperte Curt Lavarello sieht keinen Grund, etwas zu ändern.
"Ich schlage vor, dass Teilzeitpolizisten eingestellt werden, die ausgebildet wurden, um Schulen zu schützen."
"Cops in Schools" – diese Strategie gefällt auch Barack Obama. Seine Bemühungen, die Waffengesetze nach dem Newtown Massaker zu verschärfen, sind gescheitert, als die Mehrheit der Senatoren in Washington gegen die Reformen stimmte.
James Jacobs überrascht das nicht. Gegen die Macht der Waffenlobby hatte Obama keine Chance, sagt der Juraprofessor an der New York Universität und Experte in Sache Waffengesetz.
"Es gibt keine richtige Debatte über die Reglementierung von Waffenbesitz in den USA. Die Waffenlobby dominiert die Debatte. Seit 1994 haben wir nur neue Gesetze, die die Rechte der Waffenbesitzer erweitern."
Insgesamt sind nun mehr als 300 Millionen Waffen im Umlauf in den USA - fast so viele wie Einwohner. Und jedes Jahr sollen zehn Millionen dazu kommen. Angesichts dieser ernüchternden Zahlen glaubt James Jacobs, dass es jederzeit zu einer neuen Bluttat in einer Schule kommen kann. Bewaffnete Lehrer seien nicht die schlechteste Lösung, um Schulen zu schützen, sagt Jacobs.
"Ich kenne keine bessere Lösung. Bewaffete Wachleute sind gut, aber es kann Jahre dauern und nichts passiert. Ein paar Lehrer, die Verantwortung tragen, gut ausgebildet sind und Zugriff auf Waffen haben – das ist sicher nicht schlecht und könnte helfen."
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"Wenn ein Amokschütze in Ihre Schule kommt, was machen Sie dann? Es geht um Sekunden. Man muss blitzschnell etwas unternehmen. Wir wollen die Verantwortung für die Sicherheit unserer Schule übernehmen,"
sagt der Clarksville-Schulaufseher David Hopkins. Nach 53 Trainingsstunden, die mindestens 70.000 Dollar kosteten, sollten zwanzig Lehrer in seinem Schulbezirk mit Pistolen vor ihren Schülern stehen, um 2.500 Kinder in fünf Schulen vor einem Attentat zu schützen - bis der Justizminister von Arkansas gegen den Plan entschied.
Ein Einzelfall ist Clarksville allerdings nicht. Immer mehr konservative Schulleiter und Politiker fordern lockerere Waffengesetze und mehr Waffen in den Schulen. Und immer mehr US Bundesstaaten - darunter Kansas, Missouri und South Dakota – wollen die Sicherheit ihrer Schulen mit Hilfe bewaffneter Lehrer erhöhen. Hierzu bedürfe es einer zielgerichteten Fortbildung durch die NRA, sagte der ehemalige Kongressabgeordnete Asa Hutchinson, als er den "Nationalen Schulschutzplan" der Waffenlobby-Vereinigung auf einer Pressekonferenz in Washington vorstellte.
"Schulen in ganz Amerika fehlt ein gutes Trainingsprogramm für bewaffnetes Schulpersonal."
Donna Chiera ist entsetzt. Die Leiterin der American Federation of Teachers in New Jersey, eine Gewerkschaft, die über 18.600 Lehrer vertritt, will, dass Klassenzimmer gewaltfreie Zonen bleiben. Waffen machen unsere Schulen unsicher und erschweren das Lernen, lautet ihr Argument.
"Ein Klassenzimmer ist voller Magie. Das passiert aber nur, wenn Lehrer und Schüler sich gut verstehen. Es wäre doch furchtbar, wenn Schüler denken, sie werden erschossen, wenn sie eine Frage falsch beantworten."
So denkt auch Bill Bond. Er war der Leiter der Schule in Kentucky, als ein Mitschüler drei Mädchen erschoss. Er protestiert gegen die Aufrüstung in den Schulen.
"Selbst wenn ich eine Pistole gehabt hätte – er hatte mehrere Pistolen und mehrere tausend Schuss Munition und hätte einfach weitergemacht."
Mehr Waffen in Schulen - so hat Amerika schon früher auf Bluttaten reagiert. Nach dem Amoklauf in der Columbine High School vor 14 Jahren hat der damalige US Präsident Bill Clinton Millionen in das Projekt "Cops in Schulen" gesteckt.
Heute werden mehr als 28.000 Schulen von Sicherheitskräften überwacht - ein großes Problem, befindet die Bürgerrechtsorganisation American Civil Liberties Union. Die Überwachung könne zur Kriminalisierung kindlicher Handlungen führen, warnt sie. Doch der Schulsicherheitsexperte Curt Lavarello sieht keinen Grund, etwas zu ändern.
"Ich schlage vor, dass Teilzeitpolizisten eingestellt werden, die ausgebildet wurden, um Schulen zu schützen."
"Cops in Schools" – diese Strategie gefällt auch Barack Obama. Seine Bemühungen, die Waffengesetze nach dem Newtown Massaker zu verschärfen, sind gescheitert, als die Mehrheit der Senatoren in Washington gegen die Reformen stimmte.
James Jacobs überrascht das nicht. Gegen die Macht der Waffenlobby hatte Obama keine Chance, sagt der Juraprofessor an der New York Universität und Experte in Sache Waffengesetz.
"Es gibt keine richtige Debatte über die Reglementierung von Waffenbesitz in den USA. Die Waffenlobby dominiert die Debatte. Seit 1994 haben wir nur neue Gesetze, die die Rechte der Waffenbesitzer erweitern."
Insgesamt sind nun mehr als 300 Millionen Waffen im Umlauf in den USA - fast so viele wie Einwohner. Und jedes Jahr sollen zehn Millionen dazu kommen. Angesichts dieser ernüchternden Zahlen glaubt James Jacobs, dass es jederzeit zu einer neuen Bluttat in einer Schule kommen kann. Bewaffnete Lehrer seien nicht die schlechteste Lösung, um Schulen zu schützen, sagt Jacobs.
"Ich kenne keine bessere Lösung. Bewaffete Wachleute sind gut, aber es kann Jahre dauern und nichts passiert. Ein paar Lehrer, die Verantwortung tragen, gut ausgebildet sind und Zugriff auf Waffen haben – das ist sicher nicht schlecht und könnte helfen."
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