Fast täglich seien seit Jahresbeginn etwa 100 Personen von türkischen Behörden zurück nach Syrien geschickt worden, heißt es in dem Bericht. Amnesty International hat dazu nach eigenen Angaben mit etlichen Rückkehrern im türkisch-syrischen Grenzgebiet gesprochen, die die Vorwürfe bestätigten.
Die Unmenschlichkeit und der Umfang der Abschiebungen seien schockierend, sagte John Dalhuisen, Amnestys Programmleiter für Europa und Zentralasien. Die Türkei müsse diese Praxis sofort beenden.
In einem Fall sollen drei kleine Kinder ohne ihre Eltern abgeschoben worden sein, in einem anderen Fall eine Frau, die im achten Monat schwanger war. "Dieses menschenverachtende Verhalten der Türkei ist ein klarer Völkerrechtsbruch", sagte die Türkei-Expertin bei Amnesty International in Deutschland, Marie Lucas.
Sorge vor Inkrafttreten des EU-Türkei-Paktes
Vor allem mit Blick auf den Flüchtlingspakt zwischen der EU und der Türkei sehen die Menschenrechtler diese Praxis mit Sorge. Am kommenden Montag soll der Deal in Kraft treten. Dann, so sieht es die Vereinbarung vor, will die Türkei alle Flüchtlinge und Migranten zurücknehmen, die irregulär auf griechischen Inseln ankommen. Sie sollen in der Türkei versorgt werden - mit finanzieller Unterstützung der EU. Außerdem hat sich die EU verpflichtet, syrische Flüchtlinge aus der Türkei aufzunehmen.
Die Abschiebepraxis der Türkei beweise, dass das Land kein sicherer Drittstaat für Flüchtlinge sei, so Amnesty. Deshalb dürfe die EU auch nicht zulassen, dass Schutzbedürftige dorthin zurückgeschickt würden. Auch andere Organisationen und Politiker haben das Abkommen zwischen der EU und der Türkei scharf kritisiert.
(pr/fwa)