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Amoklauf von München
Medienbericht: Täter besorgte sich Waffe wohl im Darknet

Der Todesschütze von München hat seine neun Opfer angeblich mit einer umgebauten Dekowaffe erschossen. Die nicht mehr scharfe Waffe sei wieder gebrauchsfähig gemacht worden, meldet die Süddeutsche Zeitung und beruft sich auf Ermittlerkreise. Das Landeskriminalamt wollte die Informationen nicht bestätigen - kündigte aber für den frühen Nachmittag eine Pressekonferenz an.

    Polizeibeamte stehen am 23.07.2016 vor dem Olympia-Einkaufszentrum OEZ in München (Bayern), einen Tag nach einer Schießerei mit Toten und Verletzten.
    Polizeibeamte stehen am 23.07.2016 vor dem Olympia-Einkaufszentrum OEZ in München (Bayern), einen Tag nach einer Schießerei mit Toten und Verletzten. (picture-alliance / dpa / Karl-Josef Hildenbrand)
    Bei der Tatwaffe von München handelt es sich um eine Pistole Kaliber 9 Millimeter des Herstellers Glock, bei der die Seriennummer weggeschliffen war. Laut der Süddeutschen Zeitung trägt die Waffe ein Prüfzeichen aus der Slowakei. Die nicht mehr scharfe Pistole sei wieder gebrauchsfähig gemacht worden. Gekauft habe sich der 18-Jährige die Waffe im Darknet, einem verborgenen, weitgehend anonymen Bereich des Internets. Ob sie der Jugendliche selbst reaktiviert hat oder bereits umgebaut erwarb ist nicht klar.
    Der Täter hatte am Freitag-Abend in München neun Menschen erschossen und sich selbst getötet. Der SZ zufolge wurden in der Tatnacht insgesamt 58 Patronenhülsen sichergestellt, alle bis auf eine stammen aus der Glock.
    Intensive Beschäftigung mit Amokläufen
    Die Ermittler stufen die Tat als Amoklauf ein. Hinweise auf einen politischen oder religiösen Hintergrund gibt es nicht. Vielmehr soll sich der 18-Jährige intensiv mit dem Thema Amoklauf beschäftigt haben. Dabei orientierte er sich der Zeitung zufolge offenbar stark an dem norwegischen Attentäter Anders Breivik und dem Amokläufer von Winnenden, der im März 2009 15 Menschen an einer Schule erschoss. Unter anderem war der 18-Jährige selbst nach Winnenden gefahren, hatte sich dort umgesehen und Fotos gemacht.
    Auf seinem Computer wurde der SZ zufolge Breiviks "Manifest" gefunden, ein 1500-Seiten-Dokument, in dem der spätere Massenmörder seine Tat rechtfertigt. Bayerns Innenminister Herrmann hatte zuvor bestätigt, dass auf dem Rechner ein Text des Norwegers gespeichert war. Am Freitag hatte sich die norwegische Bluttat zum fünften Mal gejährt.
    (rm/tzi)