"Wir alle trauern mit schwerem Herzen um die Menschen, die nie mehr zu ihren Familien zurückkehren werden," so Merkel. Ihre Gedanken seien auch bei den Verletzten, denen sie schnelle und vollständige Genesung wünsche.
"So ein Abend und so eine Nacht sind schwer zu ertragen," sagte Merkel weiter, "vor allem, weil wir viele Taten innerhalb weniger Tage hinnehmen mussten." Damit bezog sie sich auf die Terrorattacke in Nizza und auf den Axt-Angriff in Würzburg. Sie betonte, dass die Hintergründe des Würzburger Attentats weiter intensiv aufgeklärt würden.
Lob für Mitmenschlichkeit
Sie verstehe, dass die Menschen in dieser Zeit verunsichert seien. Zuversicht gäben ihr aber die "großartigen Sicherheitskräfte". Polizei und Sicherheitskräfte hätten hoch professionell gearbeitet. "Sie waren im besten Sinne Helfer der Bürger." Auch der Bevölkerung dankte Merkel. Die Menschen hätten sich beigestanden und ihre Wohnungen geöffnet und damit gezeigt, wie "wir in einer freien und mitmenschlichen Gesellschaft" zusammenlebten. "Darin liegt unsere große Stärke." Sie dankte auch den Trauer- und Solidaritätsbekundungen aus aller Welt. "Es ist gut zu wissen, dass es unter Völkern diese Solidarität geben kann."
Merkel versprach Aufklärung der Taten von Würzburg und München: "Wir werden rausfinden, was dahinter stand und nicht ruhen, bis wir wissen, wie der Täter von Würzburg sich radikalisiert hat." Man werde alles daran setzen, die Sicherheit und die Freiheit aller Menschen in Deutschland zu schützen.
De Maizière: "In Stunden der Gefahr und Trauer zusammenstehen"
Bundesinnenminister Thomas De Maizière (CDU) rief zu Besonnenheit auf. Er verstehe, dass viele Menschen wegen der zeitlichen Nähe des Amoklaufs zu den Vorfällen in Nizza und Würzburg aufgewühlt seien. Dennoch müssten die Hintergründe der einzelnen Taten getrennt voneinander bewertet werden. Er betonte, dass es beim Täter von München keine Hinweise auf einen Zusammenhang zum Internationalen Terrorismus gebe.
"Wir müssen den Zusammenhalt der Menschen und den Wert unserer Gemeinschaft immer neu begründen. Dazu gehört, dass wir auch in Stunden der Gefahr und Trauer zusammenstehen," so de Maizière. Die Sicherheitsbehörden von Bund und Ländern täten gemeinsam mit ihren internationalen Partnern und Freunden alles, um die Bevölkerung und das freiheitliche Leben zu schützen und zu gewährleisten.
Seehofer: "Wir wollen einen starken Staat"
Auch Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) will die Hintergründe des Amoklaufs rasch aufdecken, um die "richtigen Schlussfolgerungen" zu ziehen. Der Staat müsse handlungsfähig sein, und Verunsicherung und Angst unter den Menschen dürften nicht die Oberhand gewinnen, sagte er in München.
Seehofer bezeichnete den Amoklauf als "schweren Schicksalsschlag für ganz Bayern". "Zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage erschüttert eine unfassbare Bluttat unser Land," sagte er mit Blick auf die Axt-Attacke eines 17-Jährigen in der vergangenen Woche in Würzburg. "Es erfüllt uns mit Trauer und Entsetzen." Seine Gedanken seien bei den Opfern der "menschenverachtenden Gewalttat".
Nun müssten die Hintergründe der Tat aufgeklärt werden. Die Menschen seien verunsichert. Dennoch müssten sie ihr Leben und ihre Werte weiter leben. Dazu gehörten Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Freiheit. "Wir müssen alles tun, um unsere Freiheit zu verteidigen." Deswegen brauche es einen handlungsfähigen und starken Staat, denn ohne Sicherheit gebe es keine Freiheit. Die Bevölkerung könne sich darauf verlassen, dass die Regierung "alles Erdenkliche" tue, um sie zu schützen. Auch der bayerische Innenminister Herrmann betonte: "Wir wollen einen starken Staat, der bestmöglich für die Sicherheit sorgt."
Das Thema Sicherheit wird laut Seehofer auch bei der Klausurtagung der CSU in St. Quirin in der kommenden Woche auf der Agenda stehen. Dabei solle über die sichtbare Präsenz der Sicherheitskräfte in der Öffentlichkeit, aber auch über Ausrüstung und Finanzausstattung gesprochen werden.
Gedenken am Tatort
Sowohl Herrmann als auch Seehofer lobten die Arbeit der Einsatzkräfte während und nach dem Amoklauf. "Die Polizei hat schnell und hochprofessionell reagiert," so Seehofer. Und auch die Rettungskräfte seien unverzüglich vor Ort gewesen. Er dankte ihnen für den "vorbildlichen Dienst." Herrmann hob besonders die Arbeit der Öffentlichkeitsarbeit der Polizei hervor. Die Informationspolitik und das Auftreten des Pressesprechers seien in der Bevölkerung positiv aufgenommen worden. Für den Pressesprecher der Münchener Polizei, Marcus da Gloria Martins, war bereits in der Nacht von Unbekannten eine Facebook-Fanseite eingerichtet worden.
Seehofer gedachte am Nachmittag gemeinsam mit dem Münchener Oberbürgermeister am Tatort der Opfer des Amoklaufs. Am Sonntag, den 31. Juli, soll im Münchener Landtag ein Trauerakt stattfinden.
(cvo/jcs)