"Alltäglich" und gleichzeitig "wunderbar", so hat Ronald Reagan die Zeremonie zur Amtseinführung eines amerikanischen Präsidenten genannt. An diesem Tag sollen traditionell alle hitzigen Debatten ruhen. Die Zeremonie ist eine parteiübergreifende Tradition, die den friedlichen Machtübergang feiern und die amerikanische Verfassung würdigen soll, heißt es in der Einladung zur Inauguration von Donald Trump. Die Feier soll ein Symbol für Tradition und Kontinuität sein. Dabei sind alle Staatsgewalten während der Feier vereint: die Exekutive, Legislative und Judikative. Im Lauf der Jahre ist die Inauguration eines Präsidenten immer pompöser geworden, fast nach jeder Zeremonie wurde eine neue Tradition hinzugefügt. Donald Trumps ist die 58. Vereidigung von insgesamt 45 Präsidenten.
Fester Termin
Seit 1933 besagt ein Zusatz in der Verfassung, dass die Amtseinführung immer am 20. Januar um 12 Uhr stattfinden soll. Bei der Regelung wurde ein Problem allerdings übersehen: Damals war es in vielen Staaten illegal, an Sonntagen privaten oder öffentlichen Geschäften nachzugehen. Also musste, wenn der 20. Januar auf einen Sonntag fiel, die Inauguration auf Montag verschoben werden. Das hätte aber zur Folge haben können, dass ein Präsident einen Tag länger im Amt gewesen wäre oder es einen Tag lang zwei oder sogar keinen Präsidenten gegeben hätte. Um das zu vermeiden, leisteten Dwight D. Eisenhower und Ronald Reagan in den Jahren 1957 und 1985 den Eid am 20. Januar zunächst privat und am nächsten Tag, also am Montag, dann öffentlich ab. Diese Regel gilt bis heute, auch der zweite Amtseid von Barack Obama fiel auf einen Sonntag und wurde am Montag öffentlich wiederholt.
Motto
Das Motto der Inauguration von Trump lautet: "uniquely American" (einzigartig amerikanisch). Es soll das einzigartige konstitutionelle Streben der USA und die Einheit des Landes würdigen. So steht es in der Einladung zu der Amtseinführung. Die letzte Vereidigung von Obama stand unter dem Motto "Faith in America’s Future" (Glaube an Amerikas Zukunft).
Bibel
Theoretisch könnte Trump seinen Amtseid auf einen Bildband des Trump Tower ableisten. Denn das Buch, auf das der neue Präsident seinen Eid ablegt, ist nicht festgelegt. Er darf es selber aussuchen. Bisher haben fast alle Präsidenten auf die Bibel geschworen (sie kann dabei an einer bestimmten Stelle geöffnet oder geschlossen sein). Nur John Quincy Adams schwor auf ein Gesetzbuch. Es ist auch möglich, auf zwei Bücher zu schwören.
Rede
Es ist an keiner Stelle geregelt, ob ein Präsident eine Antrittsrede halten muss oder nicht. Seit George Washington gab es aber keinen Präsidenten, der darauf verzichtet hat. Die kürzeste Rede hielt Washington selbst, er brauchte nur 135 Wörter. 8.495 und damit die meisten Wörter brauchte Henry Harrison 1841.
Kapitol
Seit Thomas Jeffersons Vereidigung im Jahre 1801 findet die Zeremonie in Washington statt. Die Beflaggung des Kapitols soll an die Geschichte der Vereinigten Staaten erinnern. Dieses Jahr hängt in der Mitte die Flagge der USA. Die beiden Flaggen unmittelbar neben ihr repräsentieren die ersten 13 Kolonien, ebenso wie die beiden äußeren sogenannten "Betsy Ross"-Flaggen.
Parade
Jefferson war auch der erste Präsident, der nach seiner Amtseinführung im Jahr 1805 ins Weiße Haus paradierte. Zu Fuß lief Jimmy Carter diese Strecke zum ersten Mal. Davon wird seitdem aber aus Sicherheitsgründen abgeraten. Die Parade zur Amtseinführung von Dwight Eisenhower 1953 dauerte über viereinhalb Stunden. Das Team von Donald Trump plant 90 Minuten.
Wettereinflüsse
"Warm anziehen" und "bequemes Schuhwerk" empfiehlt die Stadt Washington den Besuchern bei der Amtseinführung. Bei der zweiten Amtseinfühung von Ronald Reagan musste die Zeremonie nach innen verlegt werden, weil minus 14 °C herrschten. Und auch die Parade musste ausfallen. Reagan hält den Rekord sowohl der wärmsten als auch der kältesten Inauguration.
Gäste
Traditionell kommen viele Prominente zu der Amtseinführung von Präsidenten. Bei Barack Obamas zweiten Inauguration hat zum Beispiel Beyoncé die US-amerikanische Nationalhymne gesungen. Trumps Einladung haben aber viele Prominente abgesagt. Ihn scheint das nicht weiter zu stören. Auf Twitter schrieb er, er wolle sowieso lieber das Volk als A-Promis bei der Zeremonie sehen:
Gegenveranstaltungen
Richard Nixon wurde bei seiner Amtseinführung 1969 mit Müll beworfen, verhöhnt und mit ausgestrecktem Mittelfinger empfangen. Es war das erste Mal, dass ein Präsident bei seiner Inauguration so beschimpft wurde. Auch dieses Wochenende sind viele Gegenveranstaltungen geplant. Ein Großteil der 700.000 bis 900.000 Menschen, die in Washington erwartet werden, sind offenbar Anti-Trump-Demonstranten. Rund hundert Gruppen planen Proteste. Die Sängerinnen Cher und Katy Perry und die Schauspielerin Scarlett Johansson haben sich zu Gegenveranstaltungen angemeldet.
Livestream
Die Inauguration wird vom Veranstalter, der Joint Congressional Committee on Inaugural Ceremonies, live übertragen.