Die Amerikanistin und Kulturwissenschaftlerin Georgiana Banita von der Uni Bamberg hat sich Gedanken darüber gemacht, wie die Dichterin Amanda Gorman so viele Menschen mit einem Gedicht erreichen konnte. Für sie verkörpert die Performance während der Amtseinführung den historischen Moment "der Unruhe, der Angst, aber auch der Hoffnung."
Sie betont die mehrfachen Rollen, die Amanda Gorman einzunehmen vermag: als Dichterin, als Aktivistin und als Soziologin. Polizeirassismus und Polizeigewalt gegen Schwarze seien schon länger Inhalte in ihrem Werk.
Gedicht der Stunde
"The Hill We Climb" sei insofern das Gedicht der Stunde, als es wie aus dem Nichts erschienen sei und bislang Verborgenes aufzeige. Es enthalte Elemente von Slam-Poetry, ihre dynamische Stimme spräche zu jedem von uns.
Georgiana Banita sagte im Dlf, dass Gormans Vortrag "die Zuhörer als Kollektiv, als Nation, als Gemeinde adressiert – in einer Mischung aus Predigt und Performance."
Ein Melting Pot aus Sprachbildern
Gorman arbeite mit Zitaten von Lincoln bis Obama. Ihr gelinge es, jetzt die Macht der Worte zurückzuerobern: Tyrannen würden sich vor Poeten fürchten, habe Amanda Gorman schon geschrieben. In den vergangenen vier Jahren sei sehr inauthentisch gesprochen worden, das müsse sich jetzt drehen. Dafür stehe diese 22-jährige Dichterin.