Bis auf einige hundert Kilogramm Mondgestein und wenige winzige Körnchen eines Asteroiden und eines Kometen konnten Forscher bis heute kein unverfälschtes außerirdisches Gestein in die Finger bekommen. Doch das soll sich schon bald ändern: Neue Raumsonden aus den USA, Japan und China sammeln in Kürze neues Gestein von Asteroiden und vom Mond. Und auch Proben vom Mars scheinen derzeit greifbar zu werden, sagt Sanjay Vijendran, der bei der ESA für Mars Sample Return verantwortlich ist.
"Die Vorbereitungen für die Probenrückholung vom Mars haben bereits begonnen: Der erste Schritt wird der Rover 'Mars2020' der NASA sein, der im Jahr 2020 starten soll."
ESA und NASA wollen Proben vom Mars zur Erde bringen
Auf der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung in Berlin unterzeichneten Vertreter von ESA und NASA im April 2018 einen Vertrag: Gemeinsam erklärten die zwei Raumfahrtagenturen ihre Absicht, Proben vom Mars zurückbringen. Die vom Rover 'Mars2020' zusammengetragenen Gesteine soll einige Jahre später ein kleinerer Rover der ESA einsammeln und zu einer gelandeten Rückkehrrakete der NASA transportieren, die das Material in den Marsorbit bringt. Hier wiederum soll eine ESA-Sonde die Probenkammer entgegennehmen, sauber einschließen, zur Erde tragen und mit einer Kapsel absetzen.
"Unsere Erfahrung und unsere Technologie sind an einem Punkt, dass wir all diese Fähigkeiten zu einer glaubwürdigen Mission zusammenfassen können; und das innerhalb eines realistischen Budgets."
Kein geeignetes Labor für außerirdische Fracht
Doch die vermutlich mehrere Milliarden Euro teuren Missionen haben bislang noch kein Geld bewilligt bekommen. Und auch auf der Erde gibt noch es einiges vorzubereiten, bevor die Proben vom Mars ankommen, sagt Sanjay Vijendran.
"Currently there is no laboratory in the world that is able to have all the infrastructure that we need."
Es gibt bis heute kein geeignetes Labor, um Proben aufzunehmen, die möglicherweise Spuren außerirdischen Lebens enthalten. Das bestätigt auch Caroline Smith: Die Geowissenschaftlerin vom Natural History Museum in London untersuchte drei Jahre lang mit anderen Forschern aus ganz Europa, wie ein solches Labor beschaffen sein müsste.
"Ich mache häufiger Witze über die tödlichen Marskeime. Ich glaube zwar nicht, dass es die wirklich gibt. Aber wir müssen mit diesen Proben sehr vorsichtig umgehen."
Hochsicherheitslabore für besonders gefährliche Krankheiten wie Ebola wären nicht geeignet, die außerirdischen Gesteinsproben entgegenzunehmen. Denn die versuchen, die Keime unter anderem mit einem verringerten Luftdruck am Entweichen in die Umwelt zu hindern. Marsproben müssten aber gleichzeitig auch vor irdischen Bakterien geschützt werden. Das gelingt in hochreinen Laboren, etwa bei der Produktion von Computerchips, durch einen erhöhten Luftdruck.
Verringerter oder erhöhter Luftdruck?
"Das klingt widersprüchlich. Aber es gibt dafür eine Technologie, einen sogenannten doppelwandigen Isolator. Stellen Sie sich eine russische Matroschka-Puppe vor, mit verschieden hohen Drücken innerhalb ihrer Schalen. Darin kann das Innerste sauber gehalten werden, während keine gefährlichen Dinge nach außen gelangen können."
Caroline Smith schätzt die Kosten eines solchen Labors auf über hundert Millionen Euro – verglichen mit der Probenrückholung vom Mars wäre das eher günstig. Doch die möglichen Geldgeber aus Europa oder den USA sollten sich aus ihrer Sicht schnell zu dieser Investition durchringen: Denn der Aufbau eines solchen Labors dauert erfahrungsgemäß mindestens zehn bis zwölf Jahre. Die Probenkapsel vom Mars könnte nach den optimistischen Schätzungen der ESA bis dahin bereits im Anflug sein.