Eva-Maria Geigl ist Paläo-Genetikerin am Institut Jacques Monot der Universität Paris Diderot. Sie interessiert sich für die DNA aus Jahrtausende alten Katzenknochen und eine Frage: Wie und wo kam es dazu, dass Wildkatzen domestiziert und zu Hauskatzen wurden? Gemeinsam mit einem internationalen Forscherteam hat sie sich daran gemacht, in archäologischen Funden von Katzenknochen und -zähnen in Ägypten, dem Nahen Osten und Europa nach verräterischen DNA-Spuren zu suchen.
"Wir haben etwa 350 Katzen analysieren können, wobei nicht alle Resultate geliefert haben. Dazu muss man wissen, dass die DNA über die Zeit, und das relativ schnell, sehr abgebaut wird."
Frühgeschichtliche Landwirtschaftsgehilfen
Dennoch wurden die Forscher in knapp 200 Fällen fündig. Und was sie da aus den Resten der DNA der Katzen-Fossilien herauslesen konnten, zeigt: Die Menschen sind auf die Katze oder die Katze zum Menschen gekommen, nachdem vor rund 12.000 Jahren im heutigen Nahen Osten die ersten Bauern aufkamen.
"Die Menschen haben angefangen, Körner anzusammeln. Und diese angesammelten Körnerhaufen, die haben natürlich alle möglichen Nager angezogen. Und da Katzen nun mal Nager fressen, wurden davon wohl auch die dort ansässigen Wildkatzen angezogen."
Irgendwie müssen sich Mensch und Katze damals, in der Jungsteinzeit, näher gekommen sein. Und die ersten Bauern nahmen die für sie als Mäusejäger so nützlichen Katzen dann sogar mit, als sie über den Bosporus nach Osteuropa einwanderten. Das zeigen rund 6.000 Jahre alte Katzenknochenfunde aus Rumänien und Bulgarien.
"Die Katze ist da bestimmt nicht rübergeschwommen, sondern wurde transportiert von Menschen. Denn die Katze ist ein territoriales Tier. Sie wird nicht allein Tausende von Kilometern wandern, sondern wenn sie in relativ kurzer Zeit woanders auftaucht, dann muss das über den Menschen stattgefunden haben."
Vor 2.000 bis 3.000 Jahren startete eine zweite Verbreitungswelle, die vom damals schon katzen-vernarrten Ägypten ausging. Seefahrer nutzten Katzen, um Ratten und Mäuse auf Schiffen zu bekämpfen. Und so fand Eva-Maria Geigl sogar in Ausgrabungen eines Wikingerhafens aus dem siebten oder achten Jahrhundert auf Rügen Katzenknochen, in deren Erbgut sich die Abstammung von ägyptischen Katzen nachweisen lässt.
"Das erzählt uns nun die Geschichte, dass diese ägyptische Katze anscheinend sehr populär geworden ist, und sehr schnell mit Seefahrern im Mittelmeerraum und auch nach Norden transportiert worden ist."
Vorfahren bis heute genetisch nachweisbar
In der heutigen, modernen Hauskatze in Europa sind übrigens noch Spuren beider Abstammungslinien zu finden: Zum einen von den anatolischen Katzen, die mit den Jungsteinzeitbauern nach Europa gelangten, zum anderen die der ägyptischen Katzen, die von Seefahrern verbreitet wurden.
*In der Audiofassung des Beitrags ist fälschlicherweise von Eva-Maria Weigl die Rede; ihr richtiger Name lautet Eva-Maria Geigl